Football muss weniger gefährlich werden
Die National Football League in den USA hat ein Problem. Der Druck auf die Verantwortlichen der finanzstärksten Liga der Welt – im vergangenen Jahr machte sie 17 Milliarden US-Dollar Umsatz – wächst. Der Schock sitzt immer noch tief. Am vergangenen Dienstag ereigneten sich dramatische Szenen. Im ersten Viertel rennt Tee Higgins von den Cincinnati Bengals mit dem Ball in der Hand und mit dem Kopf voraus in Damar Hamlin von den Buffalo Bills. Eine Aktion, wie es sie in der NFL jedes Wochenende dutzendfach gibt. Hamlin steht auf, sinkt dann wieder zu Boden. Herzstillstand. Er wird vor den Augen der weinenden und traumatisierten Mitspieler reanimiert und überlebt. Mittlerweile konnte er gar das Krankenhaus verlassen. Er hat das Gröbste überstanden.
Die NFL kann aufatmen. Die Verschnaufpause wird aber hoffentlich nur von kurzer Dauer sein. Denn sie ist gefordert. Verletzungen und Risiken wurden viel zu lange ignoriert, tabuisiert und totgeschwiegen. Dabei ist längst klar: Der beliebteste US-Sport, der dank TV-Übertragungen und der European League of Football auch in Europa boomt, ist spektakulär, aber ebenfalls ungesund, gefährlich und brutal.
Die NFL selbst ignorierte diesen Fakt zu lange. Der Vergleich mit der Tabakindustrie, die während Jahrzehnten abstritt, dass Rauchen schädlich ist, drängt sich auf. Die Zahlen sind angsteinflößend: Vor einigen Jahren erfasste die NFL 271 Gehirnerschütterungen, 56 Kreuzbandrisse und 170 Risse von Seitenbändern im Knie – in einer Saison! Durchschnittlich verletzen sich statistisch mehr als sechs Spieler pro Partie. Eine Karriere in der NFL dauert im Mittelwert weniger als vier Jahre. Dann sind die modernen Gladiatoren kaputt. Viele ähneln einem menschlichen Ersatzteillager, lassen sich fitspritzen, gesundoperieren oder laufen gleich verletzt aufs Spielfeld.
Ganz langsam setzt ein dringend notwendiges Umdenken ein. Mittlerweile bekommen beispielsweise die allermeisten Spieler mit Kopfverletzungen eine wohl adäquate Pause verordnet. Im Schnitt liegt sie bei neun Tagen. Dennoch kommt es pro Spieltag im Schnitt zu rund sieben Gehirnerschütterungen.
Zur Wahrheit gehört auch, dass die meisten Spieler die bekannten Gefahren angesichts eines oft millionenschweren Gehalts bewusst in Kauf nehmen. Das Berufsrisiko darf die NFL jedoch nicht aus der Verantwortung ziehen: Sie muss noch konsequenter durchgreifen, da reichen Gehirnerschütterungs-Protokolle und Spotter auf den Tribünen nicht aus.
Die Liga steht am Scheideweg. Zum Schutz der Spieler, welche die Liga-Kassen klingen lassen, muss etwas passieren. Modernere Schutzkleidung, weniger Tacklings, adaptierte Regeln. Football muss ungefährlicher werden. Der Herzstillstand von Hamlin und die Gehirnerschütterungen von Quarterback Tua Tagovailoa in dieser Saison werden diese Debatte hoffentlich beschleunigen.
Eine Karriere in der NFL dauert im Durchschnitt weniger als vier Jahre.
Kontakt: joe.geimer@wort.lu
noch 2018 war für Liberale oder Sozialisten eine Zusammenarbeit mit der CSV eine Option und auf eine Zusammenarbeit mit der ADR wollen sich wiederum die Christlich-Sozialen nicht einlassen.
Es ist die Reformpartei mit ihrem Parlamentssprecher Fernand Kartheiser, die ab und an den Traum der sogenannten bürgerlichen Koalition träumen. Die aber weit von einer parlamentarischen Mehrheit entfernt ist – das beste Abschneiden bescheinigte die Sonndesfro im November 2019 mit 20 Sitzen für die CSV und sechs Sitzen für die ADR – und folglich einen dritten Partner benötigt, der definitiv nicht in Sicht ist. So wie sich die Sonndesfro-Zahlen zuletzt entwickelt haben, deuten sich in puncto Koalitionsmöglichkeiten zwei Momente an: Zum einen bietet sich die Piratepartei um ihren Vorzeige-Freibeuter Sven Clement arithmetisch als Alternative an; sechs Sitze bedeuten nicht bloß Fraktionsstärke, sondern eine Verdreifachung des 2018er-Wahlresultats – und Wahlsieger dürfen Anspruch auf Regierungsverantwortung erheben.
Zum anderen kann es bei Fortbestand der Koalition aus LSAP, DP und Déi Gréng zum Führungswechsel kommen und die Sozialisten den Premierminister/die Premierministerin für sich beanspruchen. Im Dezember 2023 lautete das Sitzverhältnis 13 zu zwölf zugunsten der LSAP. Vor rund einem Jahr schlug das Wählerpendel noch deutlicher zugunsten der Sozialisten aus, mit zwölf zu neun Sitzen; damals besaß Blau-Rot-Grün jedoch keine Mehrheit (29 Sitze).
Ginge es nach rein rechnerischer Stärke, dürfte die CSV den Führungsanspruch für sich beanspruchen – eine Interpretation, an die sich einige Parteigänger rund zehn Jahre nach dem Regierungs-Aus immer noch klammern. Und obendrein eine Interpretation, die ausklammert, dass der Stärkste auf der parlamentarischen Bühne beim Wähler trotzdem auf der Verliererseite steht – die Sitzverluste der Christlich-Sozialen gehören seit November 2019 zu den Konstanten der Sonndesfro.
Zudem ist die größte Oppositionspartei mit einer internen Herausforderung konfrontiert: Zum jetzigen Zeitpunkt ist nicht gewusst, wer den Führungsanspruch verkörpert – und also als Regierungschef(in) infrage kommt.
Ginge es nach rein rechnerischer Stärke, dürfte die CSV den Führungsanspruch für sich beanspruchen.