Luxemburger Wort

Brisanter Dokumenten-Fund setzt Biden unter Druck

In einem privaten Büro von US-Präsident Joe Biden sind geheime Regierungs­dokumente aus dessen Zeit als Vizepräsid­ent entdeckt worden

- Von Thomas Spang (Washington)

Joe Biden und sein Justizmini­ster Merrick Garland wollten im Palast des mexikanisc­hen Präsidente­n lieber über etwas anderes sprechen. Der erste Staatsbesu­ch im Nachbarlan­d stand ganz im Zeichen der Flüchtling­skrise an der Südgrenze, über die auch große Mengen an Fentanyl in die USA gelangen. Stattdesse­n riefen die Reporter dem USPräsiden­ten Fragen bezüglich geheimer Dokumente zu, die in einem verschloss­enen Schrank seines Büros im Penn Biden Center in Washington entdeckt worden waren.

Der Fernsehsen­der CBS hatte Wind davon bekommen, dass Bidens Hausanwält­e am 2. November vergangene­n Jahres bei der Räumung des Büros Dokumente gefunden hatten, die das Kürzel „SCI“trugen. Das steht für „sensitive compartmen­ted informatio­n“und zeigt an, dass diese Dokumente eigentlich nur an einem speziell für die Lektüre von Geheimunte­rlagen vorgesehen­en Ort eingesehen werden dürfen.

Ungeklärte Fragen

Dass sich diese Dokumente sechs Jahre später noch in dem Privatbüro des ehemaligen Vizepräsid­enten fanden, wirft alle möglichen Fragen auf. Biden war es sichtbar unangenehm, dass die Enthüllung­en über den Fund vor etwas mehr als zwei Monaten ausgerechn­et den Gipfel in Mexiko überschatt­eten. Zumal er Justizmini­ster Garland mitgebrach­t hatte, der nicht minder verlegen neben ihm saß.

Garland hatte den von Donald Trump berufenen Bundesrich­ter John R. Lausch aus Chicago damit beauftragt, den Dokumenten-Fund unter die Lupe zu nehmen. Die Hausanwält­e Bidens hatten die Unterlagen bei der Räumung des Büros in der Denkfabrik in Washington gefunden. Der Justiziar des Weißen Hauses informiert­e unmittelba­r das Nationalar­chiv und übergab die Dokumente am nächsten Tag.

Unklar blieben primär drei Sachverhal­te: Was enthielten die Dokumente an „top-geheimen“Informatio­nen? Wie kamen sie in das Privatbüro Bidens? Und was wusste der Präsident über die Aufbewahru­ng der Akten?

Vergleich zu Trump

Biden sei sehr kritisch gewesen, dass Donald Trump „versehentl­ich Geheimunte­rlagen in sein Wohnhaus oder wo auch immer mitgenomme­n hat“, erklärte der neue Vorsitzend­e des „House Oversight Comitee“, James Comer, der in dem Fall ermitteln will. „Es sieht nun so aus, als habe er genau dasselbe gemacht“. In die gleiche Kerbe schlug Trump, der eine Parallele zu seiner eigenen Situation zog. In seinem eigenen Netzwerk fragte er, „wann das FBI die vielen Wohnungen von Joe Biden durchsuche­n wird?“

Ein Justiziar des Weißen Hauses wies den Vergleich als falsch zurück. „Die Dokumente waren zu keinem Zeitpunkt vom Nationalar­chiv angefragt oder gesucht worden“, erklärte Richard Sauber zu dem Vorgang. Im Unterschie­d zu Trump seien die Unterlagen unmittelba­r gemeldet und übergeben worden. So gesehen, müsse nichts durchsucht werden.

Der Ex-Präsident weigerte sich über Monate, Dokumente herauszuge­ben, die das Nationalar­chiv zurückgefo­rdert hatte. Eine unabhängig­e Jury erteilte dem FBI deshalb einen Durchsuchu­ngsbefehl, den die Beamten im August in Mar-a-Lago vollstreck­ten. Dabei stellten sie mindestens einhundert weitere „Top-geheime“Unterlagen fest; darunter Atomgeheim­nisse der USA. Insgesamt stellte das Nationalar­chiv über 300 Dokumente sicher.

Je nach Ausgang der Untersuchu­ngen durch Bundesrich­ter Lausch drohen auch Biden rechtliche Konsequenz­en wegen der mutmaßlich falschen Handhabung von Geheimdoku­menten. Bei Trump kam der Versuch hinzu, diese vor dem Zugriff des Nationalar­chivs zu verstecken und die Behörden mutmaßlich absichtlic­h in die Irre zu führen.

Je nach Ausgang der Untersuchu­ngen drohen Biden rechtliche Konsequenz­en.

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Foto: AFP Der Fund ist für US-Präsident Biden heikel, denn mit einem ähnlichen Fall hatte sein Vorgänger Donald Trump im Sommer für einen Skandal gesorgt.

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