Erster Satellitenstart in Großbritannien ist gescheitert
London. Großbritanniens Griff nach den Sternen muss warten. Beim ersten Satellitenstart von britischem Boden ist es in der Nacht zum Dienstag unerwartet zu Problemen gekommen – der historische Versuch scheiterte. Zwar hob „Cosmic Girl“, wie der zur fliegenden Startrampe umgebaute Jumbojet genannt wird, wie geplant vom südwestenglischen Flughafen Newquay ab, und auch die Trägerrakete wurde wie vorgesehen auf ihre Reise geschickt. Doch als die zweite Stufe des Raketentriebwerks zündete, „kam es zu einer Unregelmäßigkeit im System, die die Mission vorzeitig beendete“, teilte die US-Firma Virgin Orbit mit, die den Start durchführte.
Die Enttäuschung im Vereinigten Königreich ist groß. „Newquay, wir haben ein Problem“, schrieb der Sender Sky News. Virgin Orbit zeigte sich zerknirscht. Es sei das erste Mal, dass die Trägerrakete die Satelliten nicht wie geplant in die Umlaufbahn gebracht habe. Zuvor waren mehrere ähnliche Flüge in den USA erfolgreich verlaufen. Die Rakete habe nicht die nötige Höhe erreicht
Die speziell umgebaute 747 und die LauncherOne-Rakete.
und die neun Satelliten, die jeweils die Größe eines Schuhkartons haben, nicht aussetzen können, sagte Matt Archer von der britischen Weltraumbehörde UK Space Agency. Ob und wo Teile der Rakete auf die Erde zurückfielen, sei noch nicht bekannt, betroffen seien in diesem Fall aber unbewohnte Gebiete. In den nächsten Tagen solle eine Untersuchung herausfinden, wie es zu dem technischen Versagen kam und wie es nun weitergeht.
Es ist ein heftiger Rückschlag für die ambitionierten britischen Pläne. Das Land will zum Vorreiter der europäischen Weltraumindustrie werden. Die sonst so nüchterne BBC sprach vor dem Start von einem „Meilenstein“für die britische Raumfahrt. Es handele sich um „die Geburt einer einheimischen Trägerraketen-Industrie“. Rund 2 000 Schaulustige verfolgten laut BBC das Ereignis in der Grafschaft Cornwall.
Vor anderthalb Jahren hatte der damalige Premier Boris Johnson in gewohnt überschwänglicher Art angekündigt, das Land zum „Galactic Britain“zu machen – zum galaktischen Großbritannien. Wie wichtig das Vorhaben für die konservative Regierung ist, machte ein Tweet deutlich, den der zuständige Staatssekretär George Freeman kurz nach Start der Boeing 747 absetzte. Großbritannien habe „das Rennen um den ersten Satellitenstart Europas“gewonnen, jubelte er und betonte: „Ein kleiner Schritt für eine alte 747. Ein gewaltiger Sprung für die britische Weltraumbranche.“dpa