Wie Damien Raths einen deutschen Traditionsclub rettete
Der luxemburgische Unternehmer und Präsident des FC Avenir Beggen ist seit eineinhalb Jahren Vorstandsvorsitzender des KFC Uerdingen
Wenn Damien Raths in einem Krefelder Restaurant sitzt, kommt es schon mal vor, dass sich Fremde bei ihm bedanken. Selbst Geschenke erhielt er schon von Unbekannten. In der deutschen Großstadt hat sich der Luxemburger längst einen Namen gemacht. Seit Juni 2021 ist Raths Vorstandsvorsitzender des KFC Uerdingen. Zuvor hatte der Traditionsclub die Lizenzauflagen für die 3. Liga aufgrund finanzieller Probleme nicht erfüllen können. „Ich habe das Geschehen rund um den Verein damals verfolgt und meine Hilfe angeboten“, erinnert sich der Unternehmer. „Der Kontakt kam über den Insolvenzverwalter zustande.“Durch seine 2014 gegründete Firma namens Raths Sportmanagement pflegte er bereits Kontakte zu vielen deutschen Clubs und half diesen unter anderem bei der Suche nach Sponsoren. „Die Herausforderung hat mich gereizt. Es gibt viele große Vereine in der Nähe. Die Region ist fußballverrückt.“
Wir haben einen Ferrari. Auch wenn dieser jahrelang in der Scheune stand und staubig ist, bleibt es ein Ferrari. Damien Raths
Bevor Raths sein bislang größtes Projekt anging, sammelte der einstige Nachwuchskeeper der FLF reichlich Erfahrungen. Aufgrund von gesundheitlichen Problemen engagierte er sich früh auch anderweitig. 2010 wurde er Vizepräsident des hauptstädtischen Racing an der Seite von Armand Drews. 2013 übernahm er den Präsidentenposten in Beggen, den Raths bis heute bekleidet. Im Ausland tätig wurde er unter anderem als Berater von Banken, Sportunternehmen und Vereinen.
„Wenn mir vor zwei Jahren jemand gesagt hätte, dass ich Vorstandsvorsitzender des KFC Uerdingen werden würde, hätte ich das nicht geglaubt“, erzählt er. Doch beim ehemaligen Bundesligisten wartete viel Arbeit auf den Luxemburger. „Es war niemand mehr da. Mir war es wichtig, Personen aus der Region mit ins Boot zu holen, die bereit sind, hart zu arbeiten. Wir fingen bei null an.“
Sportlich musste der Verein in der Saison 2021/2022 zwar den Abstieg aus der Regionalliga in die Oberliga hinnehmen, doch Raths schaffte es mit seinem Team, den Club wieder auf gesunde Beine zu stellen. „Wir haben einen Ferrari. Auch wenn dieser jahrelang in der Scheune stand und staubig ist, bleibt es ein Ferrari.“Das große Potenzial des Clubs macht Raths an den Zuschauern fest. Als der Verein im April 2022 nach fast vier Jahren ins altehrwürdige Grotenburg-Stadion zurückkehrte, wurde die Mannschaft trotz 0:4-Niederlage gegen Homberg und dem bereits besiegelten Abstieg von 2 000 Zuschauern gefeiert.
In einem Jahr soll die komplette Sanierung des Stadions fertig sein. Raths blickt optimistisch in die Zukunft. „Deutsche Anhänger sind bekannt für ihren Fanatismus. Den Menschen in Krefeld bedeutet der
Verein enorm viel. Ein Kollege hatte mal einen Umschlag mit ein paar Tausend Euro im Briefkasten von Einwohnern, die den Club unterstützen wollten.“
Mit Beggen in die BGL Ligue
Raths ließ sich von der Begeisterung anstecken. Andere Projekte interessieren ihn aber auch weiterhin. Zuletzt beschäftigte sich der Luxemburger als Vertreter einer Investmentfirma mit der Übernahme des belgischen Clubs Givry. „Das hat aus verschiedenen Gründen nicht geklappt. Wir haben schnell erkannt, dass manche Dinge nicht so klappten, wie uns das gesagt wurde.“Der FC Avenir Beggen liegt ihm besonders am Herzen. „Der Verein ist hervorragend aufgestellt und ich bin davon überzeugt, dass wir etwas aufbauen können. Ich den vergangenen Jahren haben wir den Aufstieg in die Ehrenpromotion knapp verpasst. Ich will mit Beggen in die BGL Ligue“, sagt er über den Erstdivisionär.
Raths ist derzeit in Luxemburg. Er lebt aber auch in Frankfurt und Krefeld, wo er gerne länger bleiben würde. „Mein Mandat läuft noch eineinhalb Jahre.“Dem KFC Uerdingen möchte er gerne länger erhalten bleiben. Aktuell belegt das Team Rang drei der Oberliga Niederrhein. „Wir wollen ohne finanzielles Harakiri Schritt für Schritt so weit nach oben wie möglich.“Die Krefelder würden sich dafür sicherlich wieder bei ihm bedanken.