Urlaub verwandelt sich in Selfiestick-Hölle
Ich gestehe: Ich gehöre selbst zur Generation Instagram und schieße wahrscheinlich mehr Fotos als nötig. Dennoch finde ich die ganzen Möchtegern-Influencer immer befremdlicher – vor allem im Urlaub. Insbesondere, wenn das einzige Motiv, das sie zu interessieren scheint, sie selbst sind. Wie es der Zufall will, habe ich mich während meiner letzten Ferien wieder unwissend mitten in die Selfiestick-Hölle begeben. Nachdem ich die schönen, einsamen Ecken Maltas direkt am Abgrund der Klippen entdeckt hatte, wollte ich mir das Stadtleben der Insel anschauen. Entgegen meiner Erwartung war es in der Hauptstadt Valletta recht ruhig. Ab und zu kam mir eine Reisegruppe entgegen. Große Fotoshootings wurden hier aber eher mit den Kätzchen, die sich auf der Insel tummeln, veranstaltet, als dass die Frontkamera des Smartphones zum Einsatz kam. In Mdina erwartete
Selbstverliebte Touristen versperrten einem die Aussicht.
mich dann das bittere Erwachen: Selfiesticks soweit das Auge reicht. Dass die ehemalige Hauptstadt zu den touristischen Höhepunkten gehört, war mir bewusst. Ein Detail rutschte mir bei der Recherche jedoch durch. Vielleicht halten mich nun einige für eine Banausin: Ich wusste nicht, dass die mittelalterliche Stadt als Kulisse der Serie „Game of Thrones“diente. Erst als ich den Souvenirshop sah und nicht verstand, warum die Menschen scheinbar einen Dokumentarfilm von sich selbst vor dem Mdina Gate drehten, ging mir ein Licht auf. Es war beinahe unmöglich, schöne Bilder zu schießen. Selbstverliebte Touristen versperrten einem die Aussicht, während sie sich ihr Handy samt Selfiestick vors Gesicht hielten. Und in ihrem Drang nach Likes haben sie ihr Antlitz, das sie täglich sehen, statt der Details der pittoresken Bauwerke eingefangen. Liz