Die intelligenten Maschinen rücken näher
Eben nicht als killender „Hal 9000“aus „2001 – A Space Odyssey„ oder „Terminator“wie im gleichnamigen dystopischen Streifen kommt die künstliche Intelligenz daher. Doch scheint das Thema plötzlich präsenter als je zuvor. Martine Hansens (CSV) erweiterte Fragen an Erziehungsminister Claude Meisch (DP) in der Chamber zeigen eins: KI-basierte Systeme wie ChatGPT haben Einfluss bis in die Schulen – und die Politik sucht Antworten; jetzt und ganz reell.
Hilft dieses KI-Tool einerseits, schneller zu arbeiten und ist es sinnvoll, die Schülerinnen und Schüler kritisch vertraut damit zu machen? Oder öffnet es Tür und Tor für das Erschleichen von Prüfungsleistungen und gehört sogar verboten? Wie verhalten wir uns dazu?
Das ist, zugegeben, komplex und vor allem nicht auf Knopfdruck zu beantworten. Zu den noch viel größeren Auswirkungen der KI-Algorithmen braucht es nicht nur in der Politik Mündigkeit. Projekte in Kunst und Kultur können dabei helfen, dazu Schlüssel zu finden.
Warum müssen wir uns dem stellen? Schleichend haben sich die KI-Systeme längst in unser Leben eingegraben. Ja, selbst im Fußball gibt es präzise Datenerhebungen und Analysen, Algorithmen stecken hinter den schillernden Fronten der sozialen Medien, andere treffen möglicherweise bald Entscheidungen über unser Leben; jenseits der Grund- und Menschenrechte. Und das sind schon offensichtliche Speerspitzen zu den Problemen mit KIs, die immer dringender werden.
Kann eine Maschine bald schon einen Text wie diesen schreiben und einen Journalisten ersetzen? Noch nicht. Aber das Signal zum Handeln trifft eben längst nicht nur Schulen. Im schlimmsten Fall überrennen uns die Konsequenzen, ohne dass wir unsere Gesellschaft darauf vorbereitet hätten.
Es gibt viele große Versprechen für eine KI-unterstützte Zukunft: neue Arbeitsplätze, neue Geschäfte, schnellere Bewältigung im Datenwust, eine bessere Gesundheitsvorsorge. Vielleicht geht es auch angesichts der Herausforderungen wie den Folgen des Klimawandels gar nicht ohne.
Aber welchen Preis müssen wir zahlen? Wollen wir wirklich diese Debatte um die regulierte, menschenwürdige Künstliche Intelligenz fernen Entscheidungsträgern und Lobbyisten überlassen? Könnte vielleicht sogar die breite Expertise unter anderem für die ethischen und juristischen Fragen ein Luxemburger Erfolgsmodell sein – eine Expertise, wie sie schon längst von KI-Pionieren wie Pascal Bouvry von der Uni Luxemburg gefordert wird?
Dazu braucht es dann mehr Fokus als nur gealterte Strategiepapiere aus dem Jahr 2019 und Lockmittel zum Investment wie bei Digital Lëtzebuerg, sondern Lernbereitschaft und Problembewusstsein überall. Doch wie das erreichen? Bei den Möllerei-Ausstellungen von Esch 2022 gab es schon die Möglichkeit zum Einstieg in die komplexe Materie; die Kataloge dazu erscheinen gerade. Denn Künstlerinnen und Künstler können auch bei der Künstlichen Intelligenz ohne Gewinnorientierung oder Machtinteresse Ankerpunkte für das Nachdenken und das Handeln liefern.
Die Künstliche Intelligenz braucht Regeln.
Kontakt: daniel.conrad@wort.lu