Die Jäger der Nacht vor der Brutsaison
Nach dem Einbruch der Dunkelheit hört man sie rufen. Doch im Gegensatz zu früher gelten die Eulen nicht mehr als Todesvögel, sondern als schützenswerte Art
Seit ein paar Wochen hört man nach dem Einbruch der Dunkelheit die Vögel der Unterwelt rufen. „Aktuell befinden sich einige der in Luxemburg heimischen Eulenarten in der Brutzeit“, bestätigt Jim Schmitz, der Vizepräsident von natur&ëmwelt. Seit Jahrhunderten interessieren sich die Menschen für Eulen, sie galten als Symbole der Weisheit – oder hatten den Ruf, Unglücksbringer zu sein.
Früher sei es vorgekommen, dass Steinkäuze nach Einbruch der Dunkelheit an das Schlafzimmerfenster klopften. „Das wurde so interpretiert, dass der Kauz eine Person aus dem Haushalt abholen komme“, erklärt Schmitz. Der „Todesvogel“, hatte aber ein anderes Ziel, er kam wegen der Motten, die vom Licht im Schlafzimmer angezogen wurden.
Fast alle Eulenarten sind bedroht
Der Steinkauz ist heute eine stark gefährdete Vogelart, „das gilt auch für die anderen Eulenarten, die in Luxemburg brüten“, so Schmitz. Neben dem Steinkauz sind das die Waldohreule, die Schleiereule, der Waldkauz und der Uhu. „Sie alle sind nicht sehr gut dran“, so Schmitz.
Im vergangenen Jahr hätten die Eulen kaum gebrütet, sie fanden nicht genügend Nahrung. „Das Jahr 2022 war ein schlechtes Mäusejahr“, bestätigt er. Auch tagaktive Greifvögel hätten damals nur wenig Nachwuchs gezeugt. Ob die diesjährige Brutsaison erfolgreich wird, kann der Fachmann noch nicht sagen. Das hänge von der Mauspopulation ab, dem Hauptnahrungsmittel der Eulen.
Symbole der Weisheit
Doch ehe es ans Brüten geht, steht erst einmal die Partnersuche an. Denn wenn die Eulen durch die Nacht rufen, tun sie dies nicht, um die Menschen zu beeindrucken, sondern „um einen Partner zu finden und ihr Revier zu markieren“, sagt Jim Schmitz. Der Uhu, die größte Eulenart des Landes, sei bereits verstummt. Seine Brutzeit ist vorbei. „Er ruft nicht mehr viel, sondern sitzt nun auf den Eiern“, so Schmitz.
Die Nacht der Käuze
Am Samstagabend organisiert natur&ëmwelt eine Nachtwanderung auf den Spuren der Eulen. „Gegen 18.45 Uhr wird es in der Rue de la forêt in Schüttringen losgehen“, erklärt Jim Schmitz, Vizepräsident von natur&ëmwelt. Jeder, der sich für die nachtaktiven Tiere interessiert, ist eingeladen. Die Wanderung wird rund anderthalb Stunden dauern und nur über geteerte Wege führen. Eine Anmeldung unter schlammwiss@gmail.com und warme Kleidung sind notwendig, ein Fernglas von Vorteil. Das Wetter scheint mitzumachen, „es wird nicht zu kalt sein, trocken und nur wenig Wind wurde gemeldet“, hofft Schmitz.
Der Uhu war im vergangenen Jahr der Vogel des Jahres, ein Brutpaar aus Clausen hat es sogar zu landesweiter Bekanntschaft geschafft – zumindest unter Ornithologen. „Das Brutpaar lebt seit ein paar Jahren in einer Felsspalte in Clausen“, erklärt Schmitz. Das Paar würde dort die Taubenpopulation unter Kontrolle halten.
Landesweit bekannte Uhus
Ausreichend Nistplätze sind eine weitere Voraussetzung für eine erfolgreiche Brutsaison. Deren gebe es aber nicht genügend. „Die Waldohreulen haben ein Nistproblem“, betont Schmitz. Sie sind Nachmieter in den Nestern von Elstern oder Raben. Mangelt es an solchen, wissen die Waldohreulen nicht, wohin sie sollen. Dann müssen sie mit Hecken vorliebnehmen.
Der Waldkauz mag ebenfalls verlassene Nester von Raben oder Greifvögeln, doch er gibt sich auch mit Baumhöhlen oder Felsnischen zufrieden. „Einige Brutpaare haben bereits ihre Eier gelegt, andere brüllen noch“, betont Jim Schmitz. Im März erreicht die Balz der Waldkäuze einen Höhepunkt, dann kann man sie fast jeden Abend rufen hören.
Wie fast alle Eulen ist auch der Waldkauz auf die Mäusejagd spezialisiert. In guten Mäusejahren fangen diese lautlosen Nachtjäger oftmals mehr Mäuse als der Nachwuchs verdrücken kann. Es sind Fälle bekannt, bei denen die jungen Käuze auf dutzenden toten Mäuse saßen. Doch auch der Waldkauz hat ein Problem: „Waschbären fressen die Eier und holen sich die Käuze aus ihren Höhlen heraus“, so Schmitz.
Nistplatzmangel gefährdet Eulenarten
Beim stark gefährdeten Steinkauz – im Alten Griechenland war er ein Symbol der Weisheit – hat die Balz noch nicht begonnen. Auch