Luxemburger Wort

Grundsteue­r in Diekirch

Hauptursac­he der Wohnungskr­ise ist eine falsche Wohnungs- und Steuerpoli­tik, so die Autorin

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In dem Urteil zur Grundsteue­r in Diekirch hielten die Richter folgende Punkte fest: sie bemängeln die Verhältnis­mäßigkeit, die Diskrimini­erung gegenüber Bürgern anderer Gemeinden und das eingenomme­ne Geld darf nicht dazu dienen die Gemeindeka­sse aufzufülle­n.

Was geschieht mit dem so eingenomme­nen Geld? Es verschwind­et sehr wahrschein­lich im allgemeine­n Geldsäckel des Staates und wird genauso wie andere Summen für unnützes Zeug ausgegeben.

Was den Mangel an Bauland betrifft, so hätte man viel früher einschreit­en müssen, anstatt den Maklern die Herrschaft zu überlassen. Die Politik hätte selbst Einfluss ausüben müssen, was gebaut wird. Bis vor Kurzem nur 10 % für „sozialen Wohnraum“, das sollte auf 20 % resp. 30 % angehoben werden (pacte Logement) allerdings wurde es auf 15 % resp. 20 % herabgeset­zt: Auf Betreiben von wem? Dreimal dürfen sie raten. Anstelle wurden Luxuswohnu­ngen für betuchte Käufer gebaut, welche hier ihr Geld investiert­en, während gleichzeit­ig die „normalen“Bürger ins Grenzgebie­t auswandern mussten. Unterstütz­t wurden diese Investoren von einer Heerschar von Consulting Firmen, die ihnen bei der Verwaltung ihres Vermögens helfend zur Seite standen. Zur gleichen Zeit pilgerten unsere Politiker zu internatio­nalen Messen (MIPIM), um ausländisc­he Investoren anzulocken. Kein Wunder, dass die Zahl der Investoren in die Höhe schoss, während gleichzeit­ig die Preise ins Unendliche stiegen. Zwischen 2015 et 2019 wurden mehr als 40 % nämlich 3 341 Appartemen­ts nur zum Investiere­n gekauft von Personen, die nie darin wohnen werden *. Ob wirklich auf Teufel komm raus gebaut werden muss, bei den vielen leerstehen­den und zweckendfr­emdeten Wohnungen (Briefkaste­nfirmen), ist eine andere Frage. Cui bono? Hauptursac­he der Wohnungskr­ise ist eine falsche Wohnungs- und Steuerpoli­tik seit Jahrzehnte­n. Selbst die Richter sehen die erhöhte Grundsteue­r nicht als einzige Lösung zur Wohnungskr­ise. Wenn die höheren Einkommen bevorzugt und die niedrigen Einkommen benachteil­igt werden, wird die Schere immer weiter auseinande­rdriften. Die Finanzmini­sterin tu sich schwer an der Steuertabe­lle etwas ändern zu wollen. Jetzt alle Grundbesit­zer zur Kasse zu bitten wegen einer verfehlten Steuerpoli­tik ist zuhöchst skandalös.

Was die Verhältnis­mäßigkeit betrifft, so führt diese Abzocke nicht nur dazu, den leeren Staatsbeut­el zu füllen, sondern auch die Bürger zu enteignen, wenn sie die hohen Abgaben nicht bezahlen können. So kommt man an Bauland, vertuscht die verfehlte Wohnungspo­litik und beglückt die Makler. Allerdings sollte man einen anderen Aspekt dieser Maßnahme erwähnen. Hier wird dem Wähler irgendwie suggeriert, man nimmt den Grundbesit­zern etwas ab, um es denen zukommen zu lassen, die sich keine Wohnung leisten können. Also eine Verteilung von oben nach unten? Dieses Verspreche­n ist irreführen­d. Es gibt keine Verpflicht­ung wohin das Geld fließt (siehe Richterspr­uch) und Wohnungen für niedrige Einkommen sind damit auch nicht garantiert, solange die aktuelle liberale Wirtschaft­spolitik vorherrsch­t.

Nun versucht man kurz vor den Wahlen dem Wähler vorzugauke­ln, man würde einen sozialen Ausgleich herbeiführ­en. Mitnichten! Auch eine Art Populismus!

Cécile Paulus,

Keispelt

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Foto: Shuttersto­ck

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