Schlussakkord und Kinofreuden für junge Filmfans
Das war es schon wieder. Fast. Das Luxembourg City Film Festival
2023 neigt sich dem Ende entgegen. Zwar ist einer der wichtigsten Programmpunkte am Schlusswochenende ganz offiziell die Festivalpreisgala mit der Präsentation des Films „Ingeborg Bachmann – Reise in die Wüste“, bei der die Regisseurin Margarethe von Trotta eingeladen ist. Doch entscheidender ist, dass das Kino eine Zukunft hat. Es braucht magische Filmmomente für die Jüngsten. Und gerade deswegen stehen noch einmal zahlreiche Angebote für Kinder, Jugendliche und Familien am letzten Festivalwochenende an. Hier eine Auswahl:
„Totem“: Dieser Film eignet sich für Zuschauerinnen und Zuschauer über zehn Jahre, die den französischen Untertitel lesen können. Der Regisseur Sander Burger, der bei der Vorstellung am Samstag um 16 Uhr im CinéUtopia vor Ort ist, erzählt von Ama. „Ihre Eltern sind Asylbewerber aus dem Senegal, die sich illegal in den Niederlanden aufhalten, da ihr Antrag nicht bearbeitet wurde. Als ihre Mutter und ihr Bruder festgenommen werden, durchstreift Ama Rotterdam auf der Suche nach ihrem Vater. Auf dieser Reise offenbart sich ihr Totemtier, ein riesiges Stachelschwein“, schreibt das Team des Festivals zusammenfassend. Der Film erzähle unverblümt von dem steinigen Weg, den Asylsuchende in Europa zurücklegen – und vielleicht gibt es dazu ja auch Anknüpfungspunkte für die Fragen um Flucht und Migration im Großherzogtum.
„Kiwi & Strit“: Für ganz junge Filmabenteurer haben die Verantwortlichen einmal mehr Werke des dänischen Regisseurs Esben Toft Jacobsen ausgesucht. Mit 45 Minuten ist die Mischung der neusten Geschichte um Kiwi und Strit gut zu bewältigen und sie kommt ganz ohne Sprache aus. So können selbst Kinder ab drei Jahren schon in die Vorstellung und den Stories in schillernden Farben leicht folgen. Einige kennen vielleicht die
Figuren Kiwi und Strit schon. Frühere Folgen der TV-Serie für Vorschulkinder waren schon einmal im Kinderprogramm des Festivals zu sehen. Aber auch für Neueinsteiger sind die Geschichten der ungewöhnlichen Waldbewohner kein Problem. Mit ihrem Charme überzeugen sie leicht. Die Vorstellung findet am Sonntag um 11 Uhr in der Cinémathèque statt.
Workshops ausverkauft: Selbst kreativ zu werden, ist ebenso möglich. Dafür hatten die Partner des Festivals eine Reihe von Workshops und Ateliers geplant. Ein Blick am Freitagnachmittag auf die Veranstaltungen zeigt: Das Meiste ist längst ausverkauft – ob es sich um die Sound Effect-Ateliers oder den Hologramm-Workshop dreht. Aber wer weiß? Nachfragen bei den Institutionen lohnt sich immer mal, falls doch Teilnehmer abgesagt haben.
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dabei weint und stöhnt. Was eigentlich Mitgefühl oder Aufgewühltheit bei den Zuschauenden hervorrufen soll, droht eher in Missmut überzuschwappen.
Maret als Opfer und Täterin zugleich
Zu diesem langwierigen Plot, der zumindest in der zweiten Hälfte des Films etwas an Tempo gewinnt, mischen sich die größtenteils unsympathischen Figuren. Eigentlich weiß man nicht, wer nervtötender ist: die sture und eigensinnige Maret, ihr verständnisloser Freund Thomas oder doch die Ärztin, die in Maret mehr ein Versuchskaninchen als eine Patientin sieht.
Selbstverständlich spielt das Drama auch damit, dass die Protagonistin und Titelträgerin nicht nur als Opfer, sondern auch als Täterin daherkommt. Zwar empfindet man aufgrund ihrer Amnesie Mitleid für sie. Sieht man jedoch, wie Maret ihre Mitmenschen behandelt, verliert die ohnehin schon anstrengende Protagonistin drastisch an Sympathiepunkten.
Das ist Laura Schroeder jedenfalls wunderbar gelungen: Die Zeichnung einer komplexen Figur, die nicht nur mit ihrem Umfeld, sondern insbesondere mit sich selbst zu kämpfen hat. Sie ist es, die die Handlung trägt.
Schauspielerisch kann man dem Film ebenfalls nichts vorwerfen. Vor allem Susanne
Wolff überzeugt als desillusionierte und orientierungslose Maret, deren wahres Gesicht man eher gegen Ende des Films zu sehen bekommt. Affektgeladen und impulsiv – so lässt sich die am Ende gezeigte Maret beschreiben. Etwas mehr von diesem Feuer hätte es auch zu Beginn des Streifens gebraucht.
Vorhersehbarkeit trifft auf Melodramatik
Was dem Film schlichtweg an Qualität raubt, ist die ständig aufkommende, unnatürliche Melodramatik. Diese erfährt ihren Höhepunkt in einer spirituellen Erfahrung Marets gegen Ende des Films. Diese wirkt einfach nur bizarr, da man nicht nachvollziehen kann, was die Frau überhaupt bei diesem Ritual auf der Insel verloren hat und wie sie dahin gelangt.
„Maret“punktet dafür mit beeindruckenden und authentischen Aufnahmen Lanzarotes, der Streifen erstrahlt in einer originellen Retro-Ästhetik. Besondere oder außergewöhnliche Kameraperspektiven gibt es allerdings kaum.
Ein weiterer Minuspunkt ist zusätzlich die Vorhersehbarkeit mancher Aspekte des Handlungsstrangs. Es war von vorneherein klar (Achtung: Spoiler!), dass Maret mit Arnau (Alvaro Cervantes), dem Assistenten von Dr. Moore im Bett landen würde. Etwas mehr Spannung hätte es dann doch gebraucht.
Maret (Susanne Wolff) leidet an dissoziativer Amnesie. Ihr Gehirn hat die letzten 20 Jahre verdrängt. Die 43-Jährige kennt sich selbst nicht mehr.
Was eigentlich Mitgefühl oder Aufgewühltheit bei den Zuschauenden hervorrufen soll, droht eher in Missmut überzuschwappen.