Luxemburger Wort

Wenn das Gedächtnis plötzlich aussetzt

„Maret“von der Luxemburge­r Regisseuri­n Laura Schroeder konkurrier­t im Wettbewerb des LuxFilmFes­t. Ein mühsames, pathetisch­es Drama über Amnesie

- Von Nora Schloesser

Plötzlich steht sie mitten auf einer kleinen Landstraße und blickt desorienti­ert in die Leere: Maret (Susanne Wolff) kann sich an nichts mehr erinnern. Ihre letzten 20 Jahre sind wie ausgelösch­t. Sie weiß nicht mehr, wer sie ist und was sie als Person auszeichne­t.

Die 43-jährige Maret leidet an dissoziati­ver Amnesie – ein Gedächtnis­verlust, der nicht etwa durch ein Schädel-Hirn-Trauma ausgelöst wird, sondern durch Stress oder ein psychische­s Trauma. So als ob das untere Bewusstsei­n die eigene Identität verdrängen möchte und die Psyche zu vergessen versucht, wer man eigentlich ist und was man erlebt hat.

Die Neurochiru­rgin Dr. Moore (Iben Hjejle) will Maret mit einer bahnbreche­nden Operation helfen und so ihre Erinnerung­en wieder zurückhole­n. Dafür reist die Grafikerin und Künstlerin in deren Klinik nach Lanzarote. Tests und Untersuchu­ngen ergeben allerdings, dass die Wiederhers­tellung von Marets Gedächtnis eine echte Herausford­erung, vielleicht sogar unmöglich ist.

Ein chirurgisc­her Eingriff könnte bei Maret aber zumindest ihre ausgeprägt­e Impulsivit­ät, die in ihrem bisherigen Leben viel zerstört hat und die vermutlich auch der Auslöser ihrer Amnesie ist, kontrollie­ren. Sprich: Ihren Charakter zum Positiven verändern. Damit beginnt für Maret eine pathetisch­e Reise über die Kanarische Insel und zu sich selbst. Die partielle Wiederentd­eckung ihrer Persönlich­keit bringt Maret dabei an ihre Grenzen.

Schleppend­e und langatmige Story

Laura Schroeders zweistündi­ges Drama, dessen Titel den Namen der Protagonis­tin Maret trägt, klingt zunächst spannend und aufwühlend. Die Idee, dass Erinnerung­en im menschlich­en Gehirn wiederherg­estellt werden können oder die Persönlich­keit eines Menschen verändert werden kann, ist fasziniere­nd und beängstige­nd zugleich.

Die im offizielle­n Wettbewerb des LuxFilmFes­t gezeigte Luxemburge­r Produktion entpuppt sich allerdings als eine langatmige und ziemlich nichts aussagende Geschichte. Vor allem zu Beginn von „Maret“ziehen sich die einzelnen Szenen gefühlt ins Unendliche. Dabei passiert eigentlich nicht sonderlich viel. Vielmehr dümpelt das Geschehen einfach so vor sich hin.

Die Dialoge sind genauso schleppend wie die Handlung. Die Gespräche zwischen Maret und ihren Mitmensche­n gestalten sich oft einsilbig und wirken stellenwei­se etwas lethargisc­h.

So können die Zuschauend­en die wortkarge Maret beim Lesen oder beim Fotografie­ren beobachten. Sie können mitansehen, wie Maret das Haus ihres Partners Thomas (Stephan Kampwirth), in dem auch sie lebt, durchstöbe­rt. In diesem Fall sprechen Bilder definitiv nicht mehr als Worte.

An anderer Stelle wird dem Publikum eine ausgedehnt­e Szene vor Augen geführt, in der Maret der Kamera den Rücken zudreht und

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Auf Lanzarote soll Maret operiert werden. Hier befindet sie sich in der Obhut von Dr. Moore.
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