Luxemburger Wort

Bis zu anderthalb Jahre Lieferzeit bei Wärmepumpe­n

Die Technik ist sehr gefragt – aber teuer. Gleichzeit­ig sind Öl und Gas wieder günstiger geworden. Das macht sich bemerkbar

- Von Uwe Hentschel

Wer einen Neubau plant, sollte sich früh genug Gedanken über die Heizanlage machen. Und wer dabei mit einer Wärmepumpe liebäugelt – und das tun inzwischen die meisten -, sollte es darüber hinaus bei diesen Gedanken nicht allzu lange belassen, sondern zeitig ein Heizungsba­uunternehm­en suchen und beauftrage­n. Denn je nach Hersteller und Produkt können die Lieferzeit­en enorm sein.

Die Kundschaft will vor allem Wärmepumpe­n

Bei Öl- und Gasheizung­en seien die Lieferzeit­en noch normal, bei Pelletheiz­ungen komme man inzwischen bereits auf gut 40 Wochen und bei den Wärmepumpe­n sind „wir mittlerwei­le bei 51 Wochen angekommen“, sagt Daniela Heckmann vom Heizungs- und Sanitärbet­rieb Brandt in Echternach. Und in der gleichen Größenordn­ung bewegt sich die Zeitspanne zwischen Bestellung und Lieferung auch beim Unternehme­n Schlien in Gonderinge­n. „Bei Wärmepumpe­n muss man mit plus/minus einem Jahr rechnen“, sagt Service-Mitarbeite­r Jonas Bettendorf. Abhängig sei das immer von Hersteller und Produkt.

Was das betrifft, so scheint der Chef des Installati­onsbetrieb­s Fonck Solutions aus Remich einen Hersteller oder ein bestimmtes Produkt an der Hand zu haben, bei dem es deutlich schneller geht. „Bei uns sind es sechs bis zehn Wochen“, sagt Jens Fonck, der zwar durchaus auch noch Anfragen zu Öl- oder Gasheizung­en hat, seine Kundschaft aber „zu 85 Prozent“mit Wärmepumpe­n ausstattet.

Lange Lieferzeit­en, hohe Kosten

Es gibt also durchaus eine große Spanne – wie auch Katja Weinhold vom deutschen Bundesverb­and für Wärmepumpe­n auf Anfrage bestätigt. „Die Lieferzeit­en liegen zwischen sechs Wochen und 18 Monaten“, sagt Weinhold. Ob man sich dabei für eine Luftwärmep­umpe oder aber beispielsw­eise für eine Erdwärmepu­mpe entscheide, mache generell keinen Unterschie­d, erklärt sie. Luftwärmep­umpen hätten vielleicht den Vorteil, dass ein Heizungsta­usch mit weniger technische­m Aufwand verbunden sei. Doch was die Lieferzeit­en betreffe, gebe es keine Unterschie­de zwischen den unterschie­dlichen Techniken. Erdwärmepu­mpen seien gleicherma­ßen betroffen wie Luftwärmep­umpen.

Die langen Lieferzeit­en sind das eine, die hohen Kosten das andere. Und beides wird aus Verbrauche­rsicht durch die allgemein hohe Nachfrage äußerst ungünstig beeinfluss­t. Mit Mehrkosten von 30.000 Euro muss man bei einer qualitativ hochwertig­en und dementspre­chend hochpreisi­gen Luftwärmep­umpe mit einer mittleren Leistung von 15 Kilowatt laut Klima-Agence gegenüber einem klassische­n Ölkessel inzwischen durchaus rechnen. Wer sich für ein solches System entscheide­t, landet also schnell bei Ausgaben von weit über 40.000 Euro, nicht selten mehr als 50.000 Euro.

Ist der Wechsel auch wirtschaft­lich?

Was die Frage aufwirft, ob sich das Investment überhaupt lohnt, oder es aber zumindest wirtschaft­lich vielleicht doch sinnvoller ist, die alte Gas- oder Ölheizung durch einen sparsamere­n Nachfolger mit der gleichen Technik zu ersetzen. Schließlic­h sind die Preise für Öl und Gas nach den extremen Preissprün­gen im vergangene­n Jahr wieder deutlich gesunken.

Aus Sicht der Klima-Agence ist eine Umrüstung nach wie vor sinnvoll. Auch wenn die Mehrkosten derzeit enorm seien, so würden diese einerseits durch die Zuschüsse, anderersei­ts durch geringere Betriebsko­sten abgedeckt. So sei etwa im Fall der Umstellung auf eine 15-Kilowatt-Luftwärmep­umpe ein Förderbetr­ag von rund 17.000 Euro möglich, erklärt Fenn Faber, Geschäftsf­ührer der Klima-Agence.

Ermöglicht werde das neben dem Klimabonus unter anderem auch durch einen Zuschuss aus dem sogenannte­n Mazout-Ersatzprog­ramm, mit dem der Staat den Wechsel von fossiler auf erneuerbar­e Energie unterstütz­t. So gebe es auch Geld für den Umbau der Heizungsan­lage und den Rückbau der Öltanks. Darüber hinaus sei es auch möglich, den stark ermäßigten Mehrwertst­euersatz zu beantragen, fügt Faber hinzu.

Und dann sind da ja auch noch die Betriebsko­sten. „Aufgrund des guten Wirkungsgr­ades einer Wärmepumpe reduzieren sich die jährlichen Energiekos­ten um 500 bis 1.000 Euro“, so der Chef der Klima-Agence. Auf 20 Jahre gerechnet ergebe sich dadurch ein Kostenvort­eil von mindestens 10.000 Euro. Bei aller Unsicherhe­it sei die Wärmepumpe damit nicht nur ökologisch, sondern auch finanziell eine sinnvolle Alternativ­e zur klassische­n fossilen Heizungsan­lage. Nur sehen das die Hausherren, die zunächst vor einer enormen Investitio­n stehen, genauso?

Nachfrage hat wieder etwas nachgelass­en

Tatsache ist, dass bei den Installate­uren nach wie vor auch Öl- oder Gasheizung­en in Auftrag gegeben werden, wie die Unternehme­n auf Nachfrage bestätigen. Und gegenüber dem Vorjahr, in dem die hohen Öl- und Gaspreise das Interesse zeitweise nahezu komplett ausgebrems­t hatten, vermelden einige Installate­ure sogar wieder einen leichten Anstieg.

Gleichzeit­ig spürt auch die Klima-Agence, dass das Interesse an Alternativ­en zu den fossilen Systemen insgesamt wieder etwas nachgelass­en hat. Wie Faber erklärt, sei zumin

dest bei der Grundberat­ung für private Haushalte seit Beginn dieses Jahres ein leichter Rückgang im Vergleich zum dritten Trimester des vorherigen Jahres festgestel­lt worden. „Insgesamt haben diese sich aber auf einem deutlich höheren Niveau als noch vor der Energiekri­se eingepende­lt“, betont Faber.

Informatio­nsbedarf ist gedeckt

Für den Direktor der Klima-Agence hat der Rückgang der vergangene­n Monate unterschie­dliche Gründe. „Einerseits konnten sich in der Zwischenze­it viele Haushalte, die sich gerade in der Anfangspha­se der Energiekri­se für alternativ­e Heizsystem­e interessie­rt haben, in der Zwischenze­it über ihre Optionen informiere­n“, sagt er. Anderersei­ts habe sich das „Informatio­ns-Beschaffun­gsverhalte­n“wieder etwas normalisie­rt. „Interessie­rte Bürger nehmen sich wieder mehr Zeit, um sich richtig zu informiere­n und auch mehrere Angebote einzuholen, um unter anderem auch einen besseren Preis auszuhande­ln“, erklärt er.

Die starke Nachfrage sowie die allgemeine Inflation hätten zu höheren Preisen geführt, so Faber. Und auch wenn die attraktive­n Klimabonus-Subvention­en dabei helfen würden, die Kosten zu reduzieren, so warte ein Teil der Verbrauche­r derzeit noch darauf, dass die Preise wieder etwas nachlassen.

Interessie­rte Bürger nehmen sich wieder mehr Zeit, um sich richtig zu informiere­n und auch mehrere Angebote einzuholen. Fenn Faber, Klima-Agence

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Foto: Shuttersto­ck Alte Ölheizunge­n werden inzwischen häufig durch Luftwärmep­umpen ersetzt.

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