Aleba will „Gewerkschaft für alle“werden
Die bisherige Bankengewerkschaft will die zwei „politisierten Gewerkschaften“als eine „neutrale Stimme“ergänzen
Aleba, die Interessenvertretung der Arbeitnehmer auf dem Finanzplatz Luxemburg, wird „zu einer Gewerkschaft für alle und öffnet sich für andere Sektoren“. Das teilte die Organisation gestern mit.
Das Akronym „ALEBA“steht von nun an für „Association Luxembourgeoise de tous les Employés ayant Besoin d'Assistance“statt wie bislang für „Association luxembourgeoise des employés de banque et d'assurance“.
„Wir möchten unsere Erfolge und Lösungen für Probleme, mit denen wir alle konfrontiert sind, auf andere Sektoren übertragen, da wir überall die gleichen Probleme feststellen“, teilt die Aleba mit. Sie begründet ihre Entscheidung, auch Arbeitnehmer außerhalb des Finanzsektors zu vertreten, damit, dass in letzter Zeit verstärkt Mitarbeiter aus dem Finanzwesen in andere Wirtschaftsbereiche abgewandert wären, dort aber gerne ebenfalls die Aleba als Ansprechpartner hätten.
„Gesetz muss geändert werden“
Gleichzeitig kritisiert die Aleba: „Die Gesetzesartikel über die Repräsentativität sind eine große Schwäche des Luxemburger Sozialmodells.“Dieses Gesetz, das die Aleba derzeit daran hindert, ihre Ambitionen zu verwirklichen, müsse geänert werden, so die Forderung. In der Chambre des Salariés braucht eine Gewerkschaft 20 Prozent der Stimmen, um als Bundesgewerkschaft zu gelten.
Die Arbeitnehmervertretung sei in Luxemburg politisiert, statt dessen müsse eine Gewerkschaft „in einem gemeinsamen Kampf zusammenbringen“. Dass es nur zwei „politisierte“Gewerkschaften gebe, ist laut Aleba eine Gefahr für die Demokratie und die Meinungsvielfalt.
Bislang gibt es Luxemburg zwei branchenübergreifende Gewerkschaften. Der Onofhängege Gewerkschaftsbond Lëtzebuerg (OGBL), 1979 gegründet, ist mit rund 75.000 Mitgliedern und etwa 2.000 Personalvertretern die stärkste; der Lëtzebuerger Chrëschtleche Gewerkschaftsbon (LCGB), 1921 gegründet, hat etwa 42.000 Mitglieder. Die Aleba, 1918 gegründet, zählt heute mehr als 10.000 Mitglieder und ist die größte Gewerkschaft am Finanzplatz.
Streit zwischen Mehrheitsgewerkschaften und Aleba
2021 hatte der damalige Arbeitsminister Dan Kersch (LSAP) der Bankengewerkschaft ihre sektorale Repräsentativität entzogen. Dies geschah auf Antrag des
OGBL und des LCGB. Hintergrund war: Bei der Verhandlung eines Kollektivvertrags muss eine Verhandlungskommission eingesetzt werden, an der die national repräsentativen Gewerkschaften automatisch teilnehmen, so wie auch die sektoral repräsentative Gewerkschaft. So lange die Aleba die sektorale Repräsentativität hatte, war sie automatisch in dieser Kommission vertreten. Ohne diesen Status können die anderen Gewerkschaften entscheiden, sie einzuladen, müssen das aber nicht.