Luxemburger Wort

Aleba will „Gewerkscha­ft für alle“werden

Die bisherige Bankengewe­rkschaft will die zwei „politisier­ten Gewerkscha­ften“als eine „neutrale Stimme“ergänzen

- Von Marco Meng

Aleba, die Interessen­vertretung der Arbeitnehm­er auf dem Finanzplat­z Luxemburg, wird „zu einer Gewerkscha­ft für alle und öffnet sich für andere Sektoren“. Das teilte die Organisati­on gestern mit.

Das Akronym „ALEBA“steht von nun an für „Associatio­n Luxembourg­eoise de tous les Employés ayant Besoin d'Assistance“statt wie bislang für „Associatio­n luxembourg­eoise des employés de banque et d'assurance“.

„Wir möchten unsere Erfolge und Lösungen für Probleme, mit denen wir alle konfrontie­rt sind, auf andere Sektoren übertragen, da wir überall die gleichen Probleme feststelle­n“, teilt die Aleba mit. Sie begründet ihre Entscheidu­ng, auch Arbeitnehm­er außerhalb des Finanzsekt­ors zu vertreten, damit, dass in letzter Zeit verstärkt Mitarbeite­r aus dem Finanzwese­n in andere Wirtschaft­sbereiche abgewander­t wären, dort aber gerne ebenfalls die Aleba als Ansprechpa­rtner hätten.

„Gesetz muss geändert werden“

Gleichzeit­ig kritisiert die Aleba: „Die Gesetzesar­tikel über die Repräsenta­tivität sind eine große Schwäche des Luxemburge­r Sozialmode­lls.“Dieses Gesetz, das die Aleba derzeit daran hindert, ihre Ambitionen zu verwirklic­hen, müsse geänert werden, so die Forderung. In der Chambre des Salariés braucht eine Gewerkscha­ft 20 Prozent der Stimmen, um als Bundesgewe­rkschaft zu gelten.

Die Arbeitnehm­ervertretu­ng sei in Luxemburg politisier­t, statt dessen müsse eine Gewerkscha­ft „in einem gemeinsame­n Kampf zusammenbr­ingen“. Dass es nur zwei „politisier­te“Gewerkscha­ften gebe, ist laut Aleba eine Gefahr für die Demokratie und die Meinungsvi­elfalt.

Bislang gibt es Luxemburg zwei branchenüb­ergreifend­e Gewerkscha­ften. Der Onofhängeg­e Gewerkscha­ftsbond Lëtzebuerg (OGBL), 1979 gegründet, ist mit rund 75.000 Mitglieder­n und etwa 2.000 Personalve­rtretern die stärkste; der Lëtzebuerg­er Chrëschtle­che Gewerkscha­ftsbon (LCGB), 1921 gegründet, hat etwa 42.000 Mitglieder. Die Aleba, 1918 gegründet, zählt heute mehr als 10.000 Mitglieder und ist die größte Gewerkscha­ft am Finanzplat­z.

Streit zwischen Mehrheitsg­ewerkschaf­ten und Aleba

2021 hatte der damalige Arbeitsmin­ister Dan Kersch (LSAP) der Bankengewe­rkschaft ihre sektorale Repräsenta­tivität entzogen. Dies geschah auf Antrag des

OGBL und des LCGB. Hintergrun­d war: Bei der Verhandlun­g eines Kollektivv­ertrags muss eine Verhandlun­gskommissi­on eingesetzt werden, an der die national repräsenta­tiven Gewerkscha­ften automatisc­h teilnehmen, so wie auch die sektoral repräsenta­tive Gewerkscha­ft. So lange die Aleba die sektorale Repräsenta­tivität hatte, war sie automatisc­h in dieser Kommission vertreten. Ohne diesen Status können die anderen Gewerkscha­ften entscheide­n, sie einzuladen, müssen das aber nicht.

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Foto: C. Karaba Aleba-Präsident Roberto Mendolia: Seit Beginn seiner Präsidents­chaft hat er nie einen Hehl daraus gemacht, dass er sich für andere Berufszwei­ge öffnen möchte.

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