Die Shootingstars am Gastro-Himmel
Caroline Esch und Valérian Prade verzichten in ihrem Restaurant in Kayl komplett auf Gluten. Nun wurde das „Pavillon Eden Rose“von höchster Stelle ausgezeichnet
Der „Guide Michelin“kürt die besten Restaurants in der Spitzengastronomie. Mit seinem Urteil steht und fällt das Prestige eines Lokals. Ein Restaurant, das einen oder mehrere Michelin-Sterne trägt, kann sich zu den großen in der kulinarischen Welt zählen. Die Bewertung der Restaurantkritiker ist folgendermaßen zu interpretieren: Ein Stern bedeutet: „Eine Küche voller Finesse – einen Stopp wert.“Zwei Sterne: „Eine Spitzenküche – einen Umweg wert.“Und drei Sterne: „Eine einzigartige Küche – eine Reise wert.“
Vor wenigen Tagen hat der berühmte Gastronomieführer nun erneut die erlesensten Restaurants in Belgien und Luxemburg ausgezeichnet. Bei der Gala im belgischen Mons wurde auch ein Duo aus Luxemburg mit einem Preis bedacht: Caroline Esch und Valérian Prade vom Restaurant „Pavillon Eden Rose“in Kayl haben sich ihren ersten Stern erkocht. Ihr Lokal in der Rue du Moulin ist ab sofort also auch ganz offiziell einen Zwischenstopp wert. Von einem kometenhaften Aufstieg des jungen Paares zu sprechen, wäre nicht ganz weit hergeholt: Esch hat das Lokal erst im Jahr 2019 eröffnet, 2021 ist ihr Verlobter dazugestoßen.
Eine elegante Dame
„Wir waren wirklich gerührt, als wir davon erfahren haben. Das ist eine schöne Bestätigung, besonders wenn man bedenkt, dass wir gerade einmal 26 und 27 Jahre alt sind. Dass wir die Auszeichnung so früh bekommen haben, macht uns natürlich sehr glücklich“, sagt Caroline Esch.
Womit genau sie die Kritiker des „Guide Michelin“letztendlich überzeugen konnten, kann sie gar nicht genau sagen. „Ich denke, ihnen hat unsere Finesse gefallen. Davon kann man jedenfalls ausgehen, wenn man von ihren Einträgen bei Twitter ausgeht. Dort steht: Das Eden Rose ist eine elegante Dame. Sinnlich. Raffiniert. Intensiv.“
Auch wenn sich das Restaurant erst seit wenigen Tagen mit seinem Michelin-Stern schmücken kann, so hebt sich das „Eden Rose“schon jetzt von anderen Spitzenadressen ab: Esch und ihr Verlobter kommen in ihrer Küche komplett ohne Gluten aus und beweisen Tag für Tag, dass Menschen, die keine klassischen Mehlsorten vertragen oder sich gesundheitsbedingt glutenfrei ernähren müssen, dennoch nicht auf abwechslungsreiche Menüs auf Sterneniveau verzichten müssen.
Regionales mit einem femininen Touch
Ein Umstand, der sich herumgesprochen hat und das Reservierungsbuch im „Eden Rose“ gut füllt. „Wir haben rasch festgestellt, dass es eine echte Nachfrage nach glutenfreien Speisen in Luxemburg gibt. Bei jedem Service haben wir Kunden mit Unverträglichkeiten. Einige von ihnen sind längst zu Stammkunden geworden“, so die Sterneköchin.
Das „Eden Rose“nun aber auf seine glutenfreie Küche zu reduzieren, wäre nach Ansicht der Spitzenköchin zu kurz gegriffen: „Wir wollen natürlich, dass unsere ‚normalen‘ Gäste überhaupt nicht merken, dass sie gerade ein Gericht ohne Gluten essen. Ich glaube, dass uns das auch relativ gut gelingt und dass uns die Tatsache, dass wir glutenfrei kochen, auch nicht einschränkt.“Für viele Menschen sei der Ausdruck „glutenfrei“gleichbedeutend mit „langweilig“oder „geschmacksarm“. Diese Meinung wollen Esch und Prade widerlegen – eine herausfordernde Aufgabe, da dies mit viel Recherche verbunden sei.
Für ihre Kreationen nutzen Caroline Esch und Valérian Prade „saisonale, hochwertige Produkte, die zum größten Teil aus der Re
gion stammen. Das ganze versehen wir mit einem femininen Touch“, wie Esch ihre Küche beschreibt. Besonders liebe sie es, nach den Jahreszeiten und deren Angebot zu kochen. „Gemüse der Saison zu verwenden, finde ich großartig. So können wir ständig nach dem forschen, was die Natur uns schenkt.“Dies findet sich auch in der Karte des „Eden
Rose“wieder, die sich nach dem Rhythmus der Jahreszeiten richtet und auch vegetarische Gerichte beinhaltet.
Die Entscheidung, im „Eden Rose“auf Gluten zu verzichten und damit eine gastronomische Nische zu besetzen, sei keinem Trend und auch nicht nur der Tatsache geschuldet, dass die Zahl der Personen, die empfindlich auf Gluten reagieren, stetig zunimmt. Auch Caroline Esch selbst leidet an einer Unverträglichkeit. Seit ihrem 13. Lebensjahr vertrage sie das Klebereiweiß nicht mehr, wobei man aber nicht von einer Allergie sprechen könne. „Ich kann eine gewisse Menge zu mir nehmen. Wenn es zu viel wird, werde ich aber ziemlich schnell müde“, so die Köchin.
Eines kommt für Esch und Prade aber keinesfalls infrage: sich auf ihren Lorbeeren auszuruhen. Ob das Paar nun auch den zweiten Stern in Angriff nehmen will, möchte Esch nicht verraten. Nur soviel: „Es ist mir wichtig, dass wir uns immer weiterentwickeln und ich sehe trotz des Michelin-Sterns auch in vielen Bereichen noch Verbesserungspotenzial. Allerdings empfinde ich das nicht als besonders anstrengend. Für mich ist es ganz natürlich, dass man sich permanent infrage stellt und die Disziplin aufrechterhält“, sagt Esch.
Eine Einstellung, die nachhaltig von Erfolg gekrönt zu sein scheint. Für das Paar war der Michelin-Stern bereits die zweite Auszeichnung innerhalb kurzer Zeit: Schon im Herbst 2022 wurde das „Eden Rose“nicht nur in den Gastroführer „Gault & Millau“für das Großherzogtum aufgenommen, sondern auch als „Entdeckung des Jahres 2022“ausgezeichnet.
Caroline Esch machte ihre Ausbildung an der Hotelfachschule in Diekirch. Später schloss sie das Institut Paul Bocuse in Lyon mit dem Bachelor in Kochkunst und Restaurantmanagement ab. Valérian Prade lernte sein Metier im Lycée Hôtelier in Montpellier und sammelte zudem in mehreren vom Guide Michelin ausgezeichneten Restaurants Erfahrung.
Für mich ist es ganz natürlich, dass man sich permanent infrage stellt. Caroline Esch, Spitzenköchin