Wie Grosbous und Wahl im Stillen zusammenwachsen
Anfang September fusionierten die Gemeinden. Bürger und Gemeindeleitung sind zufrieden mit der Zusammenlegung
Am 27. Juni 2021 stimmten gut 70 Prozent der Bürger in Grosbous für die Fusion mit der Gemeinde Wahl. Beim Referendum in Wahl befürworteten etwa 62 Prozent die Fusion. Bei den Kommunalwahlen am 11. Juni verganenen Jahres wählten die Bürger bereits den gemeinsamen Gemeinderat der neuen Gemeinde Grosbous-Wahl. Am 1. September erfolgte schließlich der offizielle Zusammenschluss.
Bürger sehen in der Fusion Vorteile
Um die Auswirkungen der Gemeindefusion zu beurteilen, sei es noch zu früh, so der Tenor mehrerer Bürger aus Grosbous. „Es sind erst wenige Monate vergangen“, sagt etwa Alix. Sie steht dem Zusammenschluss offen gegenüber. So auch Nathalie: „Die Fusion sehe ich positiv. Das hat Vorteile gegenüber zwei einzelnen kleinen Gemeinden – etwa finanziell.“Seit September nimmt sie mehr Aktivität in der Gemeinde wahr. Manche Einwohner sind weniger eingebunden im Gemeindeleben und haben daher bisher keine Veränderung registriert. „Wir sind da nicht besonders involviert“, sagt beispielsweise Ana über ihren Ehemann und sich. „Für mein Kind ist mir wichtig, dass die Schule gut funktioniert, und das tut sie.“
Vanessa wohnt in Wahl. Auch sie sieht Gutes in der Fusion: „Der Gemeinde steht nun mehr Geld zur Verfügung. Die Vereine hier waren bereits vorher im Austausch miteinander, so habe ich es etwa beim Musikverein erlebt.“Überhaupt sähen die Bürger aus Wahl die Fusion positiv, so ihr Eindruck aus dem eigenen Umfeld. Wie in Grosbous haben auch in Wahl bisher nicht alle eine Veränderung seit der Gemeindefusion wahrgenommen. „Ich habe nicht viel von der Fusion gemerkt. Ich war vorher mit der Gemeindearbeit zufrieden und bin es auch jetzt“, meint etwa Romain.
Bisherige Projekte werden fortgeführt
Christiane Thommes-Bach war bis zu den Gemeindewahlen Bürgermeisterin von Wahl und ist nun die Erste Schöffin der neu entstandenen Fusionsgemeinde. Eine Umstellung, die ihr gelungen ist, wie sie sagt. „Als Erste Schöffin treffe ich manche Entscheidungen nicht mehr so, wie ich es als
Bürgermeisterin von Wahl gewohnt war. Ansonsten hat sich an meiner Tätigkeit aber nicht viel geändert.“Das Wichtigste sei es, die Gemeinden zusammenzuführen, betont sie. „Die Fusion war natürlich eine Herausforderung. Aber mit Zusammenarbeit und dem Ziel vor Augen kommt man weiter. Die Zusammenführung der stark besetzten Gemeinderäte hat nach anfänglichem Stress letztlich einwandfrei funktioniert.“
Alle begonnenen und geplanten Projekte in Grosbous und Wahl sollen fortgeführt werden. „Der Gemeinderat hat das Budget einstimmig bestätigt. Das gibt mir Energie und die Sicherheit, dass wir gemeinsam in die gleiche Richtung arbeiten“, freut sich die frühere Bürgermeisterin von Wahl. Noch gibt es in beiden Orten Büroräume der Gemeinde, die Anlaufstelle für alle Bürger ist aber bereits in Grosbous. „Inzwischen funktionieren viele
Dienste online und die meisten Leute müssen ohnehin aus den Ortschaften mit Auto oder Bus zum Rathaus fahren. Sollte das jemandem nicht möglich sein, finden wir auch da eine Lösung“, verspricht Christiane Thommes-Bach, und ergänzt: „Wir bleiben übrigens auch in der kommenden Legislaturperiode eine Majorzgemeinde. Die Parteipolitik versuchen wir möglichst aus der Gemeindepolitik herauszuhalten.“
Bürger sollen im Mittelpunkt stehen
Auch Bürgermeister Paul Engel sieht in der Gemeinde keinen Platz für parteipolitische Erwägungen: „Parteipolitik hat in kleinen Landgemeinden nichts zu suchen. Jeder sollte Wissen nach seiner Façon einbringen.“Wie auch Christiane Thommes-Bach sei er froh darüber, dass der Gemeinderat in eine Richtung arbeite und eine gute Stimmung herrsche. Die Mitglieder hätten sich aufeinander eingestellt und seien sich ihrer Verantwortung bewusst. „Wir haben ein Projekt, und das ist die Gemeinde Grosbous-Wahl. Dieses Projekt muss jetzt umgesetzt werden. Und dazu möchte ich gerne jeden mit ins Boot holen.“
Die Leute, so das Ziel des Bürgermeisters, sollten möglichst keine Auswirkungen der Fusion mitbekommen. „Nach den Gemeindewahlen hatten wir eine Übergangsphase, in der der neue Gemeinderat mit jeweils sechs Mitgliedern aus beiden Gemeinden sich bereits einarbeiten konnte. Der offizielle Amtsantritt am 1. September war daher relativ reibungslos.“Das schon vor der Fusion geplante Gemeindezentrum in Grosbous befindet sich noch in der Bauphase. „Die Gemeindeverwaltung ist dafür da, der Allgemeinheit zu dienen. Als kleine Landgemeinde ist es schwierig, den Bürgern alle Dienstleistungen anzubieten. Aber wir müssen probieren, den Leuten zu helfen. Mir ist wichtig, dass wir den Kontakt zu den Bürgern und zu den Dörfern nicht verlieren.“
Die Bemühungen um eine stille Fusion ohne Auswirkungen für die Bürger der Gemeinde scheinen bislang aufzugehen. Dass Paul Engel und Christiane Thommes-Bach die Einstellung gegenüber der Arbeit in der Fusionsgemeinde weitestgehend teilen, dürfte die Bürger freuen, die größtenteils Zufriedenheit mit der Gemeindearbeit äußern.