Îlot gastronomique: Ein Gastronom wagt einen neuen Versuch
Die Gebäude rund um den hauptstädtischen Fëschmaart verfallen zusehends. Seit einigen Wochen haben dort Obdachlose Unterschlupf gefunden
Das Îlot gastronomique rund um den hauptstädtischen Fëschmaart wird immer mehr dem Verfall überlassen. Mit der Schließung des Restaurants Am Tiirmschen Ende Oktober 2023 gibt es an diesem geschichtsträchtigen Standort nur noch ein Lokal. Dafür haben Obdachlose hier ein Zuhause gefunden. Ein Gastronom wagt nun einen neuen Anlauf.
Kleider hängen von der Decke und über das Geländer. Hinter einem Pappkarton ist ein Fahrrad zu sehen. Hier finden Obdachlose Schutz vor den niedrigen Temperaturen. Doch das war ursprünglich nicht der Zweck des Îlot gastronomique.
Seit Juni 2022 ist das Restaurant Bouquet garni, das sich dort befindet, wo jetzt die Obdachlosen leben, geschlossen. Der Betreiber, Thierry Duhr, hat sich nun aber entschieden: Er will vom 19. Januar an wieder öffnen, wie er dem „Luxemburger Wort“auf Anfrage bestätigt.
Ein wenig Verzweiflung schwingt in seiner Stimme mit, wenn er auf die Situation des Îlot gastronomiqoue angesprochen wird: „Ich habe vor einigen Wochen die Besitzer kontaktiert, ob sie Arbeiten durchführen wollen. Unter anderem müsste das Dach erneuert werden. Aber sie stecken keinen Euro mehr in die Gebäude.“
Momentan ist nur noch die Weinbar Dipso im Îlot gastronomique geöffnet. Die Gaststätte Ennert de Steiler auf der Hausnummer 2, Rue de la Loge, gehört einem anderen Besitzer.
Comité Alstad schreibt Briefe an Schöffenrat und Minister
Die Gebäude auf den Hausnummern 4, 6 und 8 der Rue de la Loge gehören den Erben des ehemaligen Bauunternehmers und Hoteliers Léon Nilles, der die Häuser 1991 erworben hatte. Immer wieder gab es Diskussionen über den Zustand der Gebäude. Bereits im Juni 2014 berichtete das LW über zahlreiche Mängel.
Alles ist dem Verfall preisgegeben. Claude Esch, Generalsekretär Comité Alstad
Zu diesem Zeitpunkt war Thierry Duhr bereits Betreiber des Bouquet garni. In der Zwischenzeit hat sich also nicht viel geändert. Der Pachtvertrag läuft noch bis 2029. Der Koch beschreibt die Situation als „kompliziert“, will aber nicht aufgeben: „Ich bleibe optimistisch.“
Die Eigentümerfamilie wollte das Îlot gastronomique im Oktober 2022 versteigern. Doch daraus wurde nichts. Und auch aktuell
hat sich noch kein Käufer gefunden. Über den Preis kursieren Gerüchte, einmal stand die Summe von 15 Millionen im Raum, anfangs soll der Kaufpreis sogar bei 30 Millionen Euro gelegen haben.
Wer das Objekt kauft, muss mit zusätzlichen, hohen Kosten für die Sanierung rechnen. Diese würden sich außerdem schwierig gestalten, da sich die Gebäude in einem Gebiet befinden, das zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört.
Besorgt zeigen sich auch die Vertreter des Comité Alstad. Der Verein, der nur wenige Schritte entfernt seinen Hauptsitz hat, setzt sich unter anderem für das Kulturerbe der Hauptstadt ein. In einem Brief an den Schöffenrat der Hauptstadt und das Kulturministerium hat sich der Verein im Dezember 2023 über die aktuelle Situation beschwert. „Wir haben noch keine Antwort erhalten“, erklären Guy Jourdain, Präsident, und Claude Esch, Generalsekretär, gegenüber dem LW.
Für Claude Esch ist die Entwicklung des Îlot gastronomique besonders schmerzlich: Das Haus in der Rue de la Loge Nr. 3 ist sein Geburtshaus, in dem er bis Ende der 1970erJahre gewohnt hat. „Alles ist dem Verfall preisgegeben.“