Kurz mal nachgefragt – Was macht eigentlich Tess Burton?
Von der Minister-Anwärterin zur gescheiterten Wiederwahl: Warum die ehemalige LSAP-Abgeordnete heute trotzdem mit ihrem Alltag gut leben kann, erzählt sie dem „Wort“per SMS
Gudde Moie Frau Burton, Sie wollten dieses Gespräch vorverschieben. Wie voll ist denn Ihr heutiger Terminkalender?
In meinem Kalender stehen heute viele Termine. Drucktermin, Kundengespräch, um zwölf hole ich meine Tochter aus der Schule ab und heute Nachmittag fahren wir zum Schwimmkurs. Erst heute Abend bin ich wieder am Laptop und kann antworten.
Ist der heutige Tag repräsentativ dafür, wie Ihr Alltag die nächsten fünf Jahre aussehen wird? Oder ist beruflich als auch politisch noch mit einer Überraschung zu rechnen?
Beruflich gibt es keine Überraschung. Ich arbeite wie die letzten zehn Jahre auch in unserem Familienunternehmen, nur jetzt habe ich ein bisschen mehr Zeit dafür. Politisch gesehen darf ich mich weiterhin für die Belange der Bürger der Stadt Grevenmacher einbringen, worüber ich sehr froh bin. Die nationale Politik verfolge ich weiterhin mit großem Interesse, aber jetzt ein bisschen mehr aus der Entfernung.
Etwas Entfernung kann bekanntlich die Perspektive verändern. Wenn Sie also auf die Vergangenheit zurückblicken: 2018 sahen die Jungsozialisten Sie schon als neue Ministerin, heute sind Sie nicht mehr in der Chamber. Was ist da falsch gelaufen?
Schiefgelaufen ist nichts Letztes Jahr bin ich zum 4. Mal bei den Landeswahlen angetreten und bei jeder Wahl wurde meine Kandidatur bestätigt. Das ist ein schönes Gefühl, dass die Wähler mich jedes Mal unterstützt haben. Bereits 2016 sollte ich in die Regierung wechseln, als Nicolas Schmit seinen Rücktritt angekündigt hatte, aber es kam nicht dazu. 2018 nach den Landeswahlen hätte wieder die Möglichkeit bestanden, Mitglied der Regierung zu werden. Damals waren Dan Kersch und ich nicht einer Meinung.
Ich bin nicht der Meinung, dass das Ziel einer politischen Karriere ein Mandat in der Regierung sein muss. Ich bin sehr glücklich und dankbar, dass ich zwei Perioden im Parlament unsere Bürger vertreten durfte und mich auch heute noch kommunalpolitisch einsetzen darf.
Ist eine nicht geschaffte nationale Wiederwahl dennoch etwas, was man erstmal für sich verkraften muss, wenn man am Wahlabend allein mit seinen Gedanken ist?
Ein politisches Mandat ist ein Mandat für eine gewisse Zeit und nicht lebenslang. Das sollte man immer im Hinterkopf haben. Daher war der Wahlabend für mich persönlich keine Enttäuschung. Mein persönliches Resultat wurde bestätigt und ich kann sehr gut damit leben, dass mein Alltag jetzt anders aussieht. Enttäuschend ist eher, dass meine Partei ein gutes Resultat bei den Landeswahlen erreicht hat: Die LSAP wurde zur zweitstärksten Partei gewählt – aber die LSAP ist heute keine Regierungspartei mehr. Das macht mir Sorgen für die Zukunft unseres Landes.
Jetzt, wo Sie nicht mehr in der Chamber sind, ist das eine Chance, mehr unter die Menschen zu gehen. Denn wer zu lange ein politisches Amt bekleidet, wird gern als Sesselkleber verpönt. Finden Sie, dass es Abgeordneten guttun würde, wenn Mandate zeitlich begrenzt wären?
Meine Partei hatte sich schon vor Jahren für eine Begrenzung der Regierungsmandate ausgesprochen. Als Abgeordneter hat man aber auch die Möglichkeit, seinen Beruf weiter auszuüben. Das ist zeitlich gesehen natürlich eine Herausforderung. Aber ich finde es gut, wenn Abgeordnete mit der realen Arbeitswelt eng verbunden bleiben.