Ein Luxemburger macht Olympique Marseille und AC Mailand fit
Verletzungen bremsten die Fußballkarriere von Karim Consbruck immer wieder aus, also suchte der Oberkorner einen anderen Weg in den Profisport
„Ich war schon immer ein leidenschaftlicher Fußballer und wie die meisten Jungs wollte ich später einmal Profi werden“, blickt Karim Consbruck in die Vergangenheit zurück. 2015 bot sich dem heute 29-Jährigen die Chance, mit Hostert in der BGL Ligue zu spielen, doch eine komplizierte Verletzung am Schlüsselbein kostet den Mittelfeldspieler die Vorbereitung und den Anschluss an die Mannschaft.
„Ich hatte immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen, die mich zurückwarfen. Irgendwann war ich dann mehr im Fitnessstudio als auf dem Sportplatz“, entstand erstmals die Idee, in diesem Bereich Fuß zu fassen. Nach mehreren Monaten als Personal Trainer merkte Consbruck, dass ihm bei der Arbeit im Fitnessstudio etwas fehlt. Noch immer keimte die Idee, dem Profisport beruflich verbunden zu bleiben – es stellte sich nur die Frage: wie?
Auf der Suche nach einer Lösung motivierte ihn seine Freundin für ein Studium der Sportwissenschaften, das ihm später viele Chancen bieten sollte. „Ich wohne in Oberkorn und bis zur Lunex sind es von dort nur wenige Minuten“, war für Consbruck auch klar, wo das neue Kapitel beginnen soll. „Ich habe parallel in einer Grundschule als Aushilfslehrer gearbeitet, um mein Studium zu finanzieren. Ich wollte so auch herausfinden, ob Sportlehrer vielleicht eine Option für mich wäre.“Am Ende aller Überlegungen lief es aber immer wieder auf den Profisport hinaus.
„Über einen Kommilitonen knüpfte ich 2021 den Kontakt zu Patrick Raus, dem damaligen Fitnesscoach des BGL-Ligue-Clubs Titus Petingen. Dort habe ich viel von der Theorie in die Praxis umsetzen können, war später sogar für Einzeltraining und Rehabilitation der Spieler zuständig“, so Consbruck, der sich aufgrund seiner eigenen Historie auf dieses Feld spezialisiert hat. „Ich glaube Patrick war auch ganz froh, dass er die ganze Arbeit nicht allein machen musste. Außerdem durfte ich mir von der Lunex Gerätschaften ausleihen, die wir in unsere Einheiten einbauen konnte. Dadurch gelangen uns zusätzliche Trainingserfolge.“
Weil Weiterbildung im Bereich der Rehabilitation von hoher Bedeutung ist, absolvierte Consbruck parallel zum Studium über mehrere Monate hinweg Online-Kurse bei der FIFA, die in den erfolgreichen Erwerb seines Diploms für Fußball-Medizin mündeten. Alles, was nach bestandener Masterarbeit nun noch fehlte, war ein letztes Praktikum, doch dies sollte nicht irgendeines werden.
Eine lange Suche und finanzielle Hürden
„Mir war klar, dass ich unbedingt ins Ausland zu einem Topclub muss, wenn ich wirklich den nächsten Entwicklungsschritt machen möchte“, begann für den Student eine lange Zeit der Suche. „Ich habe acht Monate lang gesucht und mich bei über 60 Vereinen beworben. Es war teilweise frustrierend“, sagt Consbruck, als sich Ende 2022 ausgerechnet der Head of Performance seines Lieblingsclubs Olympique Marseille bei ihm meldet.
Von Januar bis März 2023 war Consbruck für das Fitness- und RehabilitationTraining der Jugend- sowie der zweiten Mannschaft des französischen Traditionsclubs mitverantwortlich. In einem eigenen Sportkomplex mit integrierter Schule wurde dort mehrfach am Tag trainiert. „Das war der beste Winter meines Lebens. Ich liebe die Stadt und die Arbeit mit den Spielern hat Spaß gemacht. Außerdem konnte ich an der Seite von Juan Solla (Fitnesscoach der marokkanischen Nationalmannschaft, Anm. d. Red) arbeiten“, erinnert sich der 29-Jährige gerne zurück.
Rechtliche Gründe sorgten allerdings dafür, dass Consbruck nur drei Monate im Süden Frankreichs blieb, da ansonsten das Praktikum hätte vergütet werden müssen, was die Regularien der Lunex so nicht vorsehen. Da die zu kurze Dauer zum Studienabschluss aber nicht ausreichte, bot die Universität ihm an, eine zweite Station zu besuchen. „Trotz des Kontakts nach Marseille, hatte ich wegen der komplizierten Situation parallel noch weitergesucht. Außer Olympique meldet sich schließlich noch die AC Mailand bei mir.“So kam es, dass der Experte für Verletzungen, noch vor seinem Dienstantritt in Marseille, am selben Tag via Videochat Vorstellungsgespräche mit beiden Clubs führte.
„Das Gespräch mit Marseille war sehr familiär, bei den Mailändern hingegen war es wie eine echte Prüfung. Drei Leute ha
Ich habe acht Monate lang gesucht und mich bei über 60 Vereinen beworben. Es war teilweise frustrierend. Karim Consbruck
ben mein Fachwissen getestet“, so Consbruck, der schließlich zu überzeugen wusste und laut Vereinsseite der erste ausländische Student im Fitnessbereich bei den Rossoneri ist. Seit September vergangenen Jahres ist der Luxemburger nun in Italien, am 30. April endet seine Zeit dort. „Hier in Mailand wird viel mehr Wert auf Technik gelegt. In Marseille setzten die Trainer eher auf Physis“, lautet das grobe Fazit des Mannes, der in der Mailänder Akademie unter anderem die Söhne von Zlatan Ibrahimovic und Clarence Seedorf fit hält.
Für jeden Arbeitstag bekommen wir einen Essensgutschein in Höhe von 13 €. Leider sind die Mieten in Mailand mit denen in Luxemburg vergleichbar. Karim Consbruck
Einen echten Lohn bekommt er derweil auch in Italien nicht. „Für jeden Arbeitstag bekommen wir einen Essensgutschein in Höhe von 13 Euro. Leider sind die Mieten in Mailand mit denen in Luxemburg vergleichbar. Ich lebe derzeit von meinem Ersparten und der Unterstützung meiner Eltern.“
Diese Opfer bringt der 29-jährige allerdings gerne, um sein großes Ziel zu erreichen. Einen konkreten Plan gibt es auch schon. „Mit etwas Glück finde ich in der niederländischen Liga einen Club. Mir gefällt das Land sehr und es könnte ein Sprungbrett für größere Ligen sein“, erklärt Consbruck und fügt hinzu. „Eines Tages möchte ich Teil eines Topteams sein“, vielleicht sogar wieder bei seinem Herzensverein im Süden Frankreichs.