Ein starker Ognjen Jokic reicht Esch nicht
Auch die gute Leistung des Neuzugangs in der Schlussphase änderte nichts daran, dass Düdelingen sich im Handball-Spitzenspiel behaupten konnte
In einem waren sich die 450 Zuschauer in der Lallinger Halle einig: Esch, Serienmeister der letzten fünf Jahre, hatte dem aufstrebenden HB Düdelingen einen großen Kampf geliefert, auch wenn es am Ende nach 60 spannenden und unglaublich intensiv geführten Minuten nicht für etwas Zählbares reichte.
Die HB Esch hatte das Spiel mit 32:36 verloren, aber viele Sympathien ihrer Fans zurückgewonnen. Zur Halbzeit hatte es noch 15:15 gestanden, der HBD wankte phasenweise, fiel aber nicht.
Eschs Co-Trainer Luc Fancelli sah einige positive Momente im Spiel, auch wenn die Trefferquote am Ende zu wünschen übrigließ. „Wir haben das Spiel bis zum Schluss offen gehalten, auch wenn Düdelingen in der zweiten Halbzeit zeitweise auf acht Tore davonzog. Wir haben uns wieder herangekämpft und bis in die Schlussminuten alles versucht. Wichtig war, dass wir im Kollektiv gut gearbeitet und viel Leidenschaft investiert haben. Wir waren gar nicht so weit weg.“
Jokic nimmt das Heft in die Hand
In der umkämpften und temporeichen Partie war zunächst Geduld gefragt: Fünf Minuten und 20 Sekunden dauerte es, bis das erste Tor fiel. Zuvor hatte der Portugiese Hugo Figueira im Escher Tor fünf Paraden in nur vier Minuten auf seinem Konto.
Der Spieler, der schließlich den Torreigen eröffnete, stand im Hinspiel (24:37 aus Escher Sicht) noch nicht im Kader der Gastgeber: Ognjen Jokic wurde erst vor zwei Wochen verpflichtet. Nach der Vertragsauflösung bei den Red Boys im vergangenen Sommer war er nicht nur vereinslos, sondern auch ohne Spielpraxis. Beim hart erkämpften 31:25-Sieg am Mittwoch in Rümelingen war der Serbe noch leicht angeschlagen, doch der zentrale Rückraumspieler sparte sich seinen Einsatz für das Duell gegen Düdelingen auf.
Am Ende durfte sich Jokic zwar nicht über zwei Punkte, aber immerhin über sieben Tore freuen. Vor allem in der Schlussphase nahm der schnelle und dynamische Spielmacher mit vier Treffern das Heft in die Hand und verkürzte einen Acht-Tore-Rückstand auf vier Tore. CoTrainer Fancelli analysierte das Debüt folgendermaßen: „Der Einstand von Ognjen war sehr ordentlich, auch seine Torquote war ansprechend. Er wird seinen Rhythmus finden und der Mannschaft in den nächsten Wochen und Monaten sicher weiterhelfen.“
Vorgeschmack auf das Final Four in der Coque
Jokic soll die bisher ungleiche Belastung der wenigen Rückraumspieler sowie von Kreisläufer Moritz Barkow ausgleichen und das Angriffsspiel lenken. Zweimal traf der Serbe im ersten Durchgang und sorgte für neue Optionen und Lösungen im Angriff. Jokic zeigte sich nach über einem halben Jahr ohne Spielpraxis hoch motiviert und giftig in den Zweikämpfen. Er dirigierte im Zentrum und band seine Nebenleute geschickt ein, auch wenn nicht alles wie am Schnürchen klappte.
Seine Tore aus dem Handgelenk sind immer noch eine Augenweide. Bei den Red Boys galt er noch als Profi. Nun haben die Escher Verantwortlichen dem trickreichen Rückraumspieler einen Job besorgt.
Ein Vorgeschmack auf das Final Four Ende April in der Coque, bei dem beide Teams erneut aufeinandertreffen, war das Spiel allemal. „Wir haben positiv zur Kenntnis genommen, dass wir das Tempo von Düdelingen mitgehen konnten. Daran mache ich die Niederlage nicht fest. Was in der zweiten Halbzeit nicht mehr so funktioniert hat, war, dass wir zu viele Bälle verworfen und zu früh abgeschlossen haben. Da hat uns die Kaltschnäuzigkeit und Disziplin gefehlt“, räumte Fancelli Nachlässigkeiten im Abschluss und eine nur durchschnittliche Torhüterleistung ein.
In der Tat stand mit Thierry Hensen ein Keeper im HBD-Tor, der nach der verletzungsbedingten Auswechslung von Mika Herrmann sensationelle 18 Paraden – darunter eine doppelte Monsterparade in der 23. – hatte und wurde neben Geburtstagskind Josip Ilic (35, zehn Tore) und Ojie Etute (neun) zum Spieler der Begegnung gewählt.