Das singende, musizierende und tanzende Klassenzimmer
Das „Kolléisch in Concert“vom kommenden Montag bis Donnerstag im Musikkonservatorium: wir haben bei den Proben bereits reingeschnuppert
An einem Freitagmorgen im hauptstädtischen Athenäum: In einem Musiksaal haben Schüler und Schülerinnen der F-Sektion Gesangsunterricht. Geprobt wird für das „Kolléisch in Concert“, ein Konzert, das längst schon zu einer Institution in Luxemburg geworden ist. An vier aufeinander folgenden Tagen wird die Schule ab kommenden Montag das benachbarte hauptstädtische Musikkonservatorium in Beschlag nehmen und dort zeigen, was sie musikalisch, gesanglich und auch choreografisch drauf hat. Um die 300 Schüler und Schülerinnen stehen dabei auf der Bühne.
Auf dem Programm: Ein Konzert der „Kolléischsmusék“, Stücke von Klassik bis Moderne, von Solisten der F-Sektion und des Streichquartetts der Schule, Gesänge des Chors sowie Tanzeinlagen des Balletts. Damit aber nicht genug: In einem zweiten Teil gibt es an jedem Abend zudem ein Musical. Diesmal wird „Carrie: The Musical“basierend auf dem gleichnamigen Horrorthriller des amerikanischen Schriftstellers Stephen King aus dem Jahr 1974 aufgeführt.
Geplant wird das „Kolléisch in Concert“, im Schülerslang kurz KIC, frühzeitig, so Vera Lecuit, Musikprofessorin im Athenäum. Sie ist zuständig für das Streichorchester und ihr zur Seite stehen die Musikprofessorinnen Joy Genen und Laura Di Ronco sowie Dirigent Claus Demmer.
Alle müssen durchs Casting
„Das Musical ist bei der Jugend ein beliebtes Format“, so Vera Lecuit, „es vereint Musik, Gesang, Tanz und Bühnenschauspiel“.
Welches Musical auf die Bühne kommt, entscheidet sich ein Jahr zuvor. Was ist machbar? Wie viele Schüler und Schülerinnen werden voraussichtlich zur Verfügung stehen? Was erlaubt die Bühne? Gibt es genügend Solisten und Solistinnen für die Hauptrollen?
Bei der Schulrentrée im Herbst wird das geplante Stück der Schülergemeinschaft vorgestellt. Alle können sich für die einzelnen Rollen melden, auch für den Begleitchor und das Orchester des Musicals. Man muss nicht Mitglied der F-Sektion sein; jeder darf sich einschreiben. Für manche Rollen gibt es mehr, für andere weniger Bewerbungen. Nur die besten Sänger und Sängerinnen, Musiker und Musikerinnen schaffen es. „Das kann manchmal eine Enttäuschung sein für die, die nicht zurückbehalten werden, aber so ist es nun mal im Leben, gerade auch in der Welt des Schauspiels und der Musik“, so Vera Lecuit. Für die Hauptrollen gibt es eine Doppelbesetzung, falls jemand mal krank sein sollte.
Lynn Arend, Primanerin der F-Sektion spielt eine der beiden Carries, also die Hauptfigur im gleichnamigen Musical: „Man trägt eine gewisse Verantwortung; und man muss neben den Proben auch zu Hause üben, um die erwünschte Leistung zu erbringen“, sagt sie. Den Schulverlauf belaste dies aber nicht so, da auch viele Proben an Wochenenden stattfinden. Ob sie nach ihrem Abitur im Bühnenschauspiel und Gesang weiter machen will? „Ja, ganz sicher, aber mehr im Bereich der klassischen Musik“, sagt die Schülerin und fügt lächelnd hinzu: „Wohin die Reise am Ende führen wird, das wird sich dann zeigen.“
Olivier Kayl, ebenfalls Primaner, hatte im Vorjahr eine Hauptrolle als Sänger, wollte diesmal aber als Schlagzeuger in das Musical-Orchester. Mit sechs Jahren hat er an der Düdelinger Musikschule mit Schlagzeug begonnen und will nach dem Abitur auch Jazz-Musik studieren. Was wird er vom „Kolléisch in Concert“zurückbehalten? „Wertvolle Erfahrungen, als Sänger vor einem Jahr, nun als Schlagzeuger, und bleibende Erinnerungen an diese Schule.“
Ein ganz Neuer im Athenäum ist Arthur Engel, ein Schüler der Troisième, der letztes Jahr noch das Lycée des Garçons in Limpertsberg besuchte, wo es aber keine F-Sektion gibt. Deshalb wechselte er ins Athenäum. Er spielt im Musical-Orchester den EBass. „Es wird viel geprobt, das ist auch gut so, da lerne ich viele neue Mitschüler kennen“, erklärt er. „Es ist auch eine gute Vorbereitung auf das, was ich später vielleicht einmal machen will; ich würde schon gerne Musik studieren, aber noch ist es verfrüht, um dazu definitive Pläne zu schmieden.“
Man trägt eine gewisse Verantwortung; und man muss neben den Proben auch zu Hause üben, um die erwünschte Leistung zu erbringen. Lynn Arend, Darstellerin der „Carrie“
Ein zunehmend wichtiger Teil beim „Kolléisch in Concert“ist der Tanz. Schüler und Schülerinnen aus allen Klassen von Septième aufwärts sind dabei auf der Bühne. „Wir tanzen Choreografien aus dem Musical ,Moulin Rouge‘“, erzählt Lara Marmann von der Troisième F. Dass die Proben anspruchsvoll und zeitraubend sind, das nimmt sie gerne in Kauf. „Lieber Tanz üben, als Mathematik …“
Die Leitung des Chors der F-Sektion liegt in den Händen der Schüler und Schülerinnen. Acht unter ihnen, alle von der F-Sektion, werden an den vier Konzertabenden das Gesangsteam dirigieren – was im Übrigen auch Teil der schulischen Ausbildung ist. Zur Aufnahme in die F-Sektion braucht man ein abgeschlossenes Solfège und muss ein Musikinstrument beherrschen.
„Wenn man dirigiert, hat man eine ganz andere Sicht auf den Chor“, sagt Julie Zwick von der Première F. „Man muss sich etwas überwinden, um Mitschüler und Mitschülerinnen zu dirigieren, aber es ist auch ein sehr dankbarer Prozess, wenn nachher ein Resultat vorliegt, an dem sich alle erfreuen können.“Schüler sollten mit Schülern arbeiten, fügt sie hinzu und jeder habe auch seine Art, Musik zu interpretieren. Musik steht für sie als Plan A auch nach dem Abitur auf dem Programm: „Gesang, ja, aber nicht unbedingt das Dirigieren, dafür aber die Geige“, so Julie Zwick, die von Kindesbeinen dieses Instrument spielt. Sie kann sich vorstellen, einmal im pädagogischen Bereich der Musik, etwa in der Musiktherapie, zu arbeiten.
Requisiten und Szenografie der E-Sektion
Aber nicht nur die F-Sektion ist beim „Kolléisch in Concert“gefordert, sondern auch die E-Sektion, die auf ein Studium der Bildenden Kunst vorbereitet. Die Schüler der Première gestalten jedes Jahr das Plakat und die Szenografie fürs Konzert. Dabei begleiten die Kunstprofessoren Christophe Wilwert, Corinne Filbig und Diane Polfer die Schüler und Schülerinnen. 19 Primaner haben ihre Idee fürs Plakat eingereicht. Zurückbehalten wurde die von Marlo Willems. Darauf haben sich sowohl die Professoren als auch die Sänger und Sängerinnen des Musicals einstimmig geeinigt. Das
Plakat kommt auch auf die Broschüre, die an den vier Konzertabenden ausgeteilt werden.
Ebenfalls die Requisiten für die Szenografie werden von den Schülern angefertigt. Noémie Devetti hat eine Jesus-Statue aus Holz und Pappe erstellt, die auch auf der Bühne eine Rolle spielen wird: „Wir sind termingerecht mit allem fertig geworden“, freut sie sich. Sie wird das Musical nun entspannt von den Zuschauerrängen verfolgen. Klebeband wird sie aber dabeihaben – falls mal was auf der Bühne kaputtgehen sollte.
Das „Kolléisch in Concert“findet am Montag, Dienstag, Mittwoch und Donnerstag kommender Woche jeweils um 19 Uhr im hauptstädtischen Musikkonservatorium statt. Eintritt frei.
Videos von den Proben und Archivfotos von früheren „Kolléisch in Concert“auf