Der HB Esch hat auch ohne ausländische Spielerinnen Erfolg
Noemie Hoffmann und ihre Teamkolleginnen werden von Jahr zu Jahr besser. Dabei hat sich die Mannschaft kaum verändert. Jetzt wartet die Titelgruppe
Sie war von Anfang an dabei. 2019, als die Handballfrauen des HB Esch erstmals in der Axa League spielten, erlebte Noemie Hoffmann mit, wie der damalige Aufsteiger kaum eine Chance gegen die etablierten Teams der ersten Liga hatte. Davon kann heute keine Rede mehr sein. Die Frauen aus Esch haben sich mit harter Arbeit Respekt verschafft. „Wir haben alle individuell, aber auch als Mannschaft Riesenfortschritte gemacht“, weiß Hoffmann.
Ganz unerwartet hat ihr dies nun auch zu einem späten persönlichen Karrieresprung verholfen. Hoffmann wurde mit ihren 27 Jahren von Nationaltrainer Alexandre Scheubel erstmals in den Kader der FLH-Auswahl berufen. „Das war immer mein Kindheitstraum. Ich habe gar nicht mehr damit gerechnet, dass ich jetzt noch selektioniert werde“, sagt die Außenspielerin.
Dass sie und die Teamkolleginnen Aufmerksamkeit verdient haben, bewiesen sie erneut am vergangenen Wochenende. Mit dem 28:23-Heimerfolg gegen die Red Boys Differdingen besiegten die Escherinnen erstmals in dieser Saison eine Mannschaft, die in der Tabelle vor ihnen steht. Im Dezember hatten sie in Diekirch mit 21:21 ebenfalls schon einen unerwarteten Punkt eingefahren. Erneut schafften sie es relativ problemlos in die Titelgruppe der besten Sechs. Zum Abschluss der Normalrunde steht Esch auf dem fünften Platz.
Das Erstaunliche an der Leistung der Mannschaft ist, dass sie die Steigerung über die Jahre praktisch ohne Investment in ausländische Spielerinnen geschafft hat. Trainer Henri Mauruschatt ist seit fünf Saisons verantwortlich. Er arbeitete mit den Spielerinnen, die schon da waren, und gab auch jenen eine Chance, die in anderen Clubs kaum zum Einsatz kamen. Einige spielen in Esch schon lange zusammen. Hoffmann, Lara Weibel und Lynn Hentgen zum Beispiel, die sich das Kapitänsamt teilen.
Unverhoffter Neuzugang
„Wir haben hart trainiert. Auch wenn andere Pause hatten, haben wir weitergearbeitet. Der Trainer glaubt an uns, versucht ständig, uns Tipps und Tricks mitzugeben. Er ist im positiven Sinne hartnäckig. Ohne ihn wären wir nicht da, wo wir heute stehen“, sagt Weibel über den Coach. Dieser ist mit Recht stolz auf die Fortschritte seiner Mannschaft. „Es wird jetzt interessant, weil die Spielerinnen nun vieles besser machen und die alten Automatismen, die zu vielen Fehlern führten, so langsam abstellen“, meint der frühere Nationaltorwart.
Unverhofft bekam sein Team in dieser Saison sogar einen ausländischen Neuzugang. Sarah Kupke kam nicht wegen des Handballs nach Luxemburg. Die 19-jährige Deutsche begann ihr Studium in Belval und fragte beim HB Esch an, ob sie mitspielen könne. Sie ist eine große Hilfe im Rückraum. Kupke war zuvor im Handball-Internat in Erfurt gewesen und hatte beim Thüringer HC in der A-Jugend-Bundesliga und der dritten deutschen Frauen-Liga gespielt. Mit dem Erstliga-Team hatte sie trainiert.
Beim HB Esch fühlte sie sich sofort wohl. Die Mannschaft half ihr dabei, in Luxemburg Fuß zu fassen. „Das Training gefällt mir gut und mir macht es hier mit den Spielerinnen sehr viel Spaß“, berichtet sie. Ihr ist bewusst, dass sie mit den Topteams Käerjeng und Düdelingen eher um Titel spielen würde als in Esch. „Aber um eine gute Mannschaft zu bilden, braucht man auch die Mitspielerinnen, mit denen man sich gut versteht.“In Esch hat sie Freundinnen gefunden.
Zunächst hatte man vor der Saison befürchtet, dass ein Engpass im Rückraum die Mannschaft zurückwerfen würde. Denn etablierte Spielerinnen wie Ex-Kapitänin Maïté Bassani und Audrey Hipp beendeten die Karriere, Jil Reiter ging zu einem Verein an ihrem Studienort Köln, dem TuS Königsdorf. Seit Dezember ist Reiter wieder zurück und froh darüber. „Das Menschliche muss einfach stimmen. Das habe ich hier“, sagt die 22-Jährige. „Dieses Teamgefühl ist es, was uns als Mannschaft sehr stark macht.“Alle ziehen mit, viele sind erfolgreich vor dem Tor. Gegen die Red Boys beispielsweise erzielte Fabienne Thiry sechs Treffer, Hoffmann, Reiter und Kupke je fünf.
Es gibt aber noch viel Arbeit. Gegen Käerjeng und Düdelingen gelang Esch schon mehrmals eine starke Leistung, am Ende ging die Mannschaft immer leer aus. „Manchmal fehlt uns die Geduld, wir dürfen auch nicht nervös werden. Oft halten wir sehr gut mit, aber zum Schluss entspricht der Rückstand nicht dem, was wir tatsächlich geleistet haben“, sagt Hoffmann. Oft wird der Mannschaft in den Spielen eine Schwächephase von etwa zehn Minuten zum Verhängnis. „Diese zehn Minuten reichen, dass der Rückstand auf einmal enorm wird.“
Dieses Problem wollen sie und die Kolleginnen nun in den entscheidenden Meisterschaftswochen abstellen. Sie spielen wohl nicht um den Titel. Aber sie möchten besser werden, so wie jedes Jahr.
Der Trainer glaubt an uns, versucht ständig, uns Tipps und Tricks mitzugeben. Er ist im positiven Sinne hartnäckig. Lara Weibel