Luc Frieden empfängt Bauernvertreter „auf Augenhöhe“
„Das macht uns Hoffnung“– so der Tenor der Landwirte nach dem Gespräch mit dem Premierminister. Sie fühlen sich verstanden und ernst genommen
Seit Wochen gehen in Luxemburgs Nachbarländern wütende Bauern auf die Straße. Grund sind die aus Sicht der Bauern „realitätsfremden“Vorgaben aus Brüssel. In Luxemburg ist die Lage noch ruhig, wenn man einmal von den Protesten am Mittwoch in Schengen absieht, bei denen die Luxemburger Jungbauern sich den Bauern aus den Grenzländern angeschlossen haben.
Am 4. März steht der erste Landwirtschaftstisch mit Agrarministerin Martine Hansen und Umweltminister Serge Wilmes (beide CSV) an. Das ist der Grund, warum die Landwirte in Luxemburg auf Straßenproteste vorerst verzichten. Am Donnerstag traf Premierminister Luc Frieden (CSV) die Bauernvertreter zu einer Art Vorgespräch, um sich ein Bild der Lage zu machen und sich die Anliegen der Bauern schildern zu lassen. Begleitet wurde er dabei von Hansen und Wilmes.
Zunehmende Bürokratie, Einschränkungen der Produktionen und gleichzeitig DumpingImporte aus Drittstaaten setzen die Landwirtschaftsbetriebe unter Druck. „Es wurde eine lange Erwartung von uns erfüllt, offen, im Gleichgewicht und auf Augenhöhe miteinander zu sprechen“, sagte Guy Feyder im Anschluss auf „Wort“-Nachfrage. Der Präsident der Landwirtschaftskammer begrüßte, dass „sowohl der Premierminister als auch die beiden Minister ein sachliches, auf Fakten basierendes Gespräch über konkrete Dossiers anstreben“.
Feyder verwies darauf, dass die Ansprüche an die Landwirtschaft, einerseits für Lebensmittelsicherheit zu sorgen und andererseits Umweltschutz zu betreiben, aus den Fugen geraten seien. „Das Gleichgewicht wurde zugunsten des Umweltschutzes gestört – wir waren uns einig, dass das wieder ausgeglichen werden muss. Der Premierminister unterstützt das ausdrücklich und konkret – das macht uns Hoffnung“, betont Feyder. Er sei jetzt 40 Jahre dabei und habe sich selten so ernst genommen gefühlt.
Wir brauchen Zukunftsperspektiven, brauchen Planungssicherheit und müssen wirtschaftlich arbeiten können. Christian Wester, Präsident der Bauernzentrale
Ehrliches Interesse, Probleme aus dem Weg zu räumen
Von „sehr guten und konstruktiven Gesprächen, um die Befindlichkeiten festzustellen“berichtet auch der Präsident der Bauernzentrale, Christian Wester. Er stellte ein ehrliches Interesse vonseiten des Premierministers fest, der seine Minister dazu angehalten habe, die Probleme aus dem Weg zu räumen. „Der bürokratische Druck kann so nicht weitergehen. Wir brauchen Zukunftsperspektiven, brauchen Planungssicherheit und müssen wirtschaftlich arbeiten können – diese Botschaften sind offensichtlich angekommen.“
Wester beklagte, dass es bislang an Einbindung fehlte und die Politik zu oft über die Köpfe der Landwirte hinweg entschieden hat. „Der Premierminister hat verstanden, dass wir eine verlässliche Politik brauchen und eingebunden werden müssen. Wir können nicht weiter jeden Cent dreimal umdrehen müssen, sonst gehen die Betriebe ein.“
Konkrete Maßnahmen waren am Donnerstag nicht zu erwarten, darüber wird erst am Landwirtschaftstisch geredet. Aber die Basis für ein vertrauensvolles Miteinander ist offensichtlich gelegt.