Wilmes blockiert Weg von Cloche d’Or nach Kockelscheuer
Das Umweltministerium stellt den Nutzen des geplanten Fuß- und Radwegs infrage. Der Bürgermeister von Roeser ist damit nicht einverstanden
Tom Jungen (LSAP) hat in der vergangenen Woche einen Brief erhalten, der ihn überrascht und verärgert hat. Der Bürgermeister von Roeser spricht von einem „desaströsen“Bescheid. Das Dokument ist vom neuen Umweltminister Serge Wilmes (CSV) unterzeichnet und betrifft den geplanten Rad- und Fußweg auf dem CR186 zwischen Cloche d‘ Or und Kockelscheuer.
Das Umweltministerium fordert Jungen auf, die „geplante Trasse neu zu bewerten und Varianten für einen weniger zerstörerischen Mischweg zu analysieren.“Das von der Gemeinde Roeser initiierte Projekt könne erhebliche Auswirkungen auf die Lebensräume zahlreicher geschützter Arten haben, darunter Fledermäuse, Vögel und Amphibien.
Außerdem müsse die Gemeinde als Ausgleich für die zu rodende Waldfläche eine gleichwertige Fläche vorsehen. Erst dann dürfe mit dem Bau begonnen werden. Tom Jungen hat dafür wenig Verständnis: „Wenn man den Bescheid liest, meint man, wir planten den halben Gréngewald zu entfernen“, kommentiert er.
Einerseits müssten zwar einige Bäume weichen, andererseits rode die Straßenbauverwaltung zweimal im Jahr die gesamte Strecke. Dann bliebe auf dem Großteil des dreieinhalb Meter breiten Weges ohnehin nur Gras übrig.
Arbeitsweg statt Cyclocross
Das Umweltministerium habe das Projekt bisher wohlwollend begleitet und den Nutzen erkannt. Es gehe darum, den bestehenden Radweg durch den Wald durch einen qualitativ besseren zu ersetzen.
Leider falle das Ministerium nun „in alte Denkmuster zurück“beklagt Jungen, indem es die Gemeinde auffordere, sich zu überlegen, ob ein zusätzlicher Radweg entlang des CR186 wirklich notwendig sei. „In den umliegenden Wäldern existieren bereits zahlreiche Wege“, schreibt das Umweltministerium im Schreiben an die Gemeinde.
Radfahren werde als Freizeitaktivität, statt als Verkehrsmittel angesehen. Wer zur Arbeit fahre und entsprechend gekleidet sei, habe keine Lust auf Umwege durch Wald und Matsch. Oder wie es Jungen am Montag im Gemeinderat formulierte: „Man will kein Cyclocross-Turnier, man will zur Arbeit fahren.“
Cloche d‘Or und Kockelscheuer verbinden
Vom Viertel Cloche d‘Or kommend, soll der Fuß- und Radweg in der Nähe des Golfplatzes beginnen. Dort wird er an den bestehenden Radweg angeschlossen. Er verläuft dann entlang des CR186, vorbei am P&R Kockelscheuer und dem „Haus vun der Natur“, bis nach Kockelscheuer. Damit wäre auch das Gewerbegebiet ParcLuxite angebunden.
Die Gemeinde habe jahrelang warten müssen, stellt Jungen fest. Im Dezember 2021 habe sie zum ersten Mal an das Umweltministerium geschrieben. Später habe die Naturverwaltung der Gemeinde auf Nachfrage geantwortet, dass sie die Gemeinnützigkeit des Projekts anerkenne und ihr prinzipielles Einverständnis gebe. Eine Besprechung habe die Naturverwaltung nicht für notwendig erachtet, sondern erklärt, die Gemeinde könne weiter planen sowie faunistische Untersuchungen und Kompensierungsmaßnahmen erarbeiten.
Für Jungen ist es wichtig, für die Gewerbezone ParcLuxite, das „Haus vun der
Natur“und Kockelscheuer eine Anbindung für die sanfte Mobilität zu schaffen. Er ist davon überzeugt, dass diese durch den Pôle d‘échange Cloche d‘Or noch zusätzlich an Attraktivität gewinnt. Ursprüngliches Ziel war es, bereit zu sein, wenn die Tram zum Stade de Luxembourg fährt. Die ersten Schritte wurden schon 2020 unternommen.
Das Gewerbegebiet ParcLuxite war lange Zeit nicht an den öffentlichen Nahverkehr angebunden. Nach einer Vereinbarung zwischen der Stadt Luxemburg und der Gemeinde Roeser wurde die Linie 20 im Jahr 2022 dorthin verlängert. Jungen hofft, dass in Zukunft eine öffentliche Linie eingerichtet wird.
Wenn man den Bescheid liest, meint man, wir planten den halben Gréngewald zu entfernen. Tom Jungen, Bürgermeister von Roeser
Bewegung ins Dossier bekommen
Jungen will sich nun mit der Stadt Luxemburg über ein gemeinsames Vorgehen abstimmen und im Dialog mit der Naturverwaltung nach einer Lösung suchen. Der Minister bekomme viele Dokumente vorgelegt, er könne nicht jeden Brief und jedes Dossier studieren, bevor er unterschreibe, meint Jungen. In zwei Wochen findet ein Treffen mit Vertretern der Naturverwaltung statt.
Sollte das Dossier jedoch nicht vorankommen, werde die Gemeinde um ein Treffen mit Umweltminister Serge Wilmes bitten, „der das Dossier als ehemaliger Schöffe der Stadt Luxemburg eigentlich schon kennen müsste.“Wilmes war nach den Gemeindewahlen im vergangenen Jahr für mehrere Monate Umweltschöffe.
Die Gesamtkosten für den 1,5 Kilometer langen Weg belaufen sich auf 3,71 Millionen Euro. Die Kosten werden je zur Hälfte von der Stadt Luxemburg und der Gemeinde Roeser getragen, da der Fuß- und Radweg auch etwa zur Hälfte auf dem jeweiligen Gemeindegebiet liegt. Die Grenze verläuft durch die Weiher. Die Eisbahn gehört der Stadt Luxemburg, der Parkplatz der Gemeinde Roeser.