Wie ein Lokalradio sich vom Mainstream abheben will
In Zeiten von Internetradio und Musik-Streaming haben kleine Sender es schwer. Das LRB erfindet sich nach einer unfreiwilligen Auszeit neu
Die Zeichen standen schlecht für Radio LRB, einen der noch verbleibenden Betreibern einer lokalen Frequenz im luxemburgischen Äther, als es hieß, die Sendezentrale in Peppingen müsse aufgegeben werden. In den Anfangsjahren sendete „Radio Locale Réiserbann-Beetebuerg“noch aus dem Jugendhaus in Bettemburg. Später zog man nach Peppingen in der Gemeinde Roeser. Immer war es die jeweilige Kommune, die die Räumlichkeiten zur Verfügung stellte. Anders hätte die Vereinigung ohne Gewinnzwecke diese Kosten auch nicht stemmen können.
Als die Gemeinde Roeser beschloss, das alte Haus in Peppingen abzureißen, musste eine neue Lösung gefunden werden. „Die beiden Gemeinden haben sich immer abgewechselt, wenn es darum ging, uns zu beherbergen“, sagt Tom Wasmer. „Jetzt war wieder die Gemeinde Bettemburg an der Reihe.“Diese stellt LRB nun die oberen Stockwerke des Turms der Villa Jacquinot zur Verfügung.
Nach sechs Monaten „Non-Stop-Music“: LRB muss wieder von vorn anfangen
Der Umzug zog sich jedoch in die Länge, sodass zwischen dem Auszug aus Peppingen und der Inbetriebnahme des neuen Sitzes in Bettemburg sechs Monate vergingen. Während dieser Zeit verfügte der Sender über kein Studio. Auf der Frequenz lief das „Notprogramm“, das in den Geräten an der Sendeantenne gespeichert ist und in Endlosschleife wiederholt wurde. Das dürfte auch die letzten Stammhörer vergrault haben. Nun heißt es wieder bei null anzufangen.
Und, das hat die motivierte Mannschaft auch vor. „Wir haben das Programm ganz überarbeitet“, so Tom Wasmer. Neue, junge Stimmen erweitern das Moderatorenteam. Es gibt wieder zweistündige Talkshows, die ganz ohne Musik auskommen und in denen über dies und das gesprochen wird. Bei Radio LRB kann man von einem „Back to the Roots“sprechen, denn „Frei Schnauze“war seit den Anfangsjahren immer ein fester Bestandteil des Programms.
Die Zukunft des Lokalfunks aus Sicht von Tom Wasmer
Nach dem Verbot der damaligen Piratensender Anfang der 1990er Jahre erhielten die neuen Lokalradios eine gesetzliche Grundlage. Jeder Sender, der eine Frequenz im Äther haben wollte, musste ein Lastenheft einreichen. Darin ging es um technische Dinge wie Reichweite und Sendeleistung, aber auch um Inhalte. Damals spielte Internet keine Rolle. Inzwischen sind viele Programme als reine Online-Sender gestartet. Im Internet kann heute jeder, der für Musikrechte bezahlt, senden, ohne sich an ein Lastenheft halten zu müs
sen. Welchen Sinn ergibt es da noch, einen Lokalsender zu betreiben?
Tom Wasmer meint dazu, dass Lokalsender einfach anders sein müssen als der Mainstream. Die größte Herausforderung sei es, Ehrenamtliche zu finden, die bereit sind, ihre Freizeit zu investieren. Ein Lokalsender könne durchaus mehr Freiheiten bieten als kommerzielle Sender. Als Bei
spiel nennt er die Podcast-Show von Micas Carvalho, die jeden Montagabend sowohl über die Frequenz von Radio LRB ausgestrahlt als auch live über verschiedene Plattformen gestreamt wird. Die Zahlen der Internetnutzer seien messbar und enorm. „Es sind immer mindestens 5.000 User live dabei“, sagt Tom Wasmer. Dazu kommen die Hörer von LRB.
Eine Frage der Mitarbeiter und der Finanzen
Livestream und Audio on Demand kommen jedoch nicht für jede Sendung infrage. Das geht nur, wenn, wie im Fall der Podcast-Show, keine Musik gesendet wird. Sonst entstünden zusätzliche Kosten für Musikrechte, die nicht jeder Lokalsender ohne weiteres tragen könne. Finanziell habe LRB beispielsweise durch den Umzug seine Reserven aufgebraucht. In den Anfangsjahren des Senders habe man noch Rücklagen durch Werbeeinnahmen aufbauen können. Das neue Studio habe aber rund 20.000 Euro gekostet, die der Verein komplett aus eigener Tasche bezahlt habe. Reserven gibt es nicht mehr. Und Werbekunden gehen heute eher ins Internet als zum Lokalradio.
Um überleben zu können, bräuchten die Sender Ehrenamtliche, die sich um die Technik kümmern und solche, die Sendungen vorbereiten und moderieren. Auch die Unterstützung der jeweiligen Gemeinde ist willkommen, etwa um Räumlichkeiten für die Studios zu haben. Hinzu kommen die Kosten für die Technik. Letztlich brauche man aber auch Hörer, deshalb sei es wichtig, neue Wege zu gehen. „Wir müssen den Hörern etwas bieten, was sie sonst nicht finden“, schlussfolgert Tom Wasmer.
: Livestream und Audio on Demand kommen jedoch nicht für jede Sendung infrage.