Wiltzer Ausstellung zeigt Lösungen für nachhaltigen Lebensstil
Luxemburgs Overshoot Day fällt in diesem Jahr auf den 20. Februar. Eine Ausstellung im Wiltzer Schloss will zum Umdenken beim Ressourcenverbrauch anregen
Der „Earth Overshoot Day“ist der Tag im Jahr, bis zu dem die Menschheit so viele Ressourcen verbraucht, wie in diesem Jahr insgesamt nachwachsen. Dieses Jahr fällt er voraussichtlich auf Ende Juli oder Anfang August. Schaut man auf einzelne Länder, erreicht Luxemburg den Overshoot Day voraussichtlich am 20. Februar und landet dabei weltweit auf einem erschreckenden zweiten Platz. Nur der kleine Wüstenstaat Katar verbraucht seine Ressourcen schneller.
Die Gründe für den frühen Overshoot Day
Das greift das Circular Innovation Hub im Rahmen der interaktiven Ausstellung „Jenseits der Grenzen des Planeten – und wenn die Kreislaufwirtschaft die Lösung wäre?“im Wiltzer Schloss auf. Die Umweltingenieurin und Mitarbeiterin des Circular Innovation Hub Ariane Bouvy sieht mehrere Gründe für die schlechte Bilanz Luxemburgs: „Das Land ist nicht besonders groß, es gibt also nicht allzu viele Ressourcen. Gleichzeitig kommen viele Leute in das Land – als Touristen oder zum Tanken.“
Das sind nicht die einzigen Faktoren, die die Bilanz Luxemburgs beeinflussen. „Die Luxemburger haben einen hohen Lebensstandard und verbrauchen dafür etwa 25 Prozent mehr Ressourcen als die Nachbarländer“, fährt Bouvy fort. Auf mehreren Tafeln ist zu sehen, welche Auswirkungen der momentane Lebensstil vieler Luxemburger hat. Ziel der Ausstellung ist es, über die derzeitige Situation aufzuklären und Lösungen vorzustellen.
Warum Jeans eine Einstellungssache sind
„Die Veränderung beginnt im Kopf“, sagt die Wiltzer Schöffin Chantal Kauffmann, während sie zwischen den interaktiven Tafeln steht. Diese laden durch bedienbare Elemente auch Kinder zum Entdecken ein. Auf einer Tafel können Besucher den Werdegang einer herkömmlichen Jeans nachvollziehen. „Deren Produktion benötigt 11.000 Liter Wasser“, betont Kauffmann die hohen Ressourcenkosten, „und insgesamt 65.000 Kilometer vom Baumwollfeld bis zum Ladenregal.“Und am Ende, ergänzt Ariane Bouvy, lande sie auf dem Müll.
Dabei können Jeans auch nachhaltiger produziert werden: „Wenn bei der Produktion nur recycelbare Stoffe verwendet werden und beispielsweise kein Elastan“, erzählt die Schöffin, „können kaputte Jeans geschreddert und wieder als Ressourcen genutzt werden.“Ein Beispiel für die Idee der Kreislaufwirtschaft: Güterproduktion und Bauwesen sollen darauf ausgerichtet werden, möglichst viele Ressourcen wiederverwenden zu können – ein Kreislauf anstelle einer Einwegstraße.
Kreislaufwirtschaft in der Gemeinde Wiltz
Ariane Bouvy zeigt auf eine andere Tafel. „Auch Regenwasser gehört zu den nutzbaren Ressourcen, zum Beispiel für die Gartenbewässerung oder als Toilettenwasser. Eine vierköpfige Familie kann mithilfe eines Regentanks bis zu 45 Prozent Trinkwasser einsparen.“Bei durchdachter Planung kann das Gebäude sich mit dem Leben der Bewohner weiterentwickeln: „Aus einem großen Einfamilienhaus wird etwa eine Seniorenwohnung im Erdgeschoss und eine Wohnung im Obergeschoss“, regt Bouvy an.
Auf der Baufläche „Op Heidert“stellt die Gemeinde Wiltz 100 Bauplätze zur Verfügung, die im Zeichen der Kreislaufwirtschaft genutzt werden sollen. Wer dort baut, verpflichtet sich beispielsweise, einen Regentank, eine Solaranlage und eine Wärmepumpe zu installieren. Installation und Unterhalt trägt die Gemeinde.
In der Ausstellung gibt es auch Baumaterialien zum Anfassen – wie Schafwolle als Dämmmaterial. „Die neue Schule im künftigen Wohngebiet Wunne mat der Wooltz ist komplett mit unschädlichen und nachhaltigen Materialien wie Schafwolle zum Dämmen gebaut“, erzählt Bouvy. Die sei viel besser als Glaswolle, für deren Produktion nicht nur viel Energie benötigt werde, sondern auch Sand – eine immer seltenere Ressource.
Jedes zweite Gerät wird unnötig entsorgt
Eine weitere Tafel zeigt ein ganz alltägliches Beispiel für den Umgang mit Ressourcen. Die Mitarbeiterin des Hub klappt einige der Abdeckungen der Tafel hoch, was überraschende Zahlen zum Vorschein bringt: „40 Prozent der weggeworfenen elektronischen und Haushaltsgeräte könnten repariert werden, 14 Prozent sind sogar noch einsatzfähig. Über die Hälfte wird also vorschnell entsorgt.“
Bei der Wiltzer Bürgerinitiative „Kreeslaf-Schaf“kann jeder, der möchte, nicht mehr benötigte Haushaltsgegenstände von Elektrogeräten bis zu Kleidung hinbringen. Wer mit den Gegenständen noch etwas anfangen kann, darf diese kostenlos mitnehmen. „Über 30 Tonnen sind dadurch seit der Eröffnung im März 2020 bereits wieder in den Kreislauf zurückgekehrt“, sagt Kauffmann stolz. „Ich habe am Anfang selbst dort mitgeholfen.“
: Das Land ist nicht besonders groß, es gibt also nicht allzu viele Ressourcen. Gleichzeitig kommen viele Leute in das Land – als Touristen oder zum Tanken. Ariane Bouvy, Umweltingenieurin und Mitarbeiterin des Circular Innovation Hub
Die mit Fördergeldern des Ministeriums für Energie und Umwelt geförderte Ausstellung ist im Rahmen der Sonderwoche „Tag der Überschreitung“noch bis zum 16. Februar geöffnet. Danach sind weiterhin Führungen möglich, künftig auch mit Audioguide auf Französisch und Deutsch. Nähere Informationen gibt es auf der Gemeinde-Webseite.