Sehen und gesehen werden
Diesen Satz kann ich verschiedentlich auslegen. Wenn es vor allem darum geht gesehen zu werden, dann steht der Satz für oberflächliches Leben.
Geht es um das menschliche Grundbedürfnis des Gesehen werden, der gegenseitigen Wahrnehmung und Wertschätzung, dann drückt der Satz eine notwendige Lebenserfahrung aus.
Im Evangelium, das uns jedes Jahr am Aschermittwoch begleitet, geht es auch um Sehen und Gesehen zu werden.
Da warnt Jesus vor der Versuchung, solidarisch zu handeln, zu beten und zu fasten nur um von den Leuten gesehen zu werden. „Sonst habt ihr keinen Lohn von eurem Vater im Himmel zu erwarten“schreibt der Evangelist.
Ich stutze bei diesem Satz, da ich mir über den Lohn vom Vater im Himmel bis jetzt wenig Gedanken gemacht habe. Die Frage: „wie schaffe ich es ohne Schokolade bis Ostern auszukommen?“, und die Suche nach dem besonderen Vorsatz für die diesjährige Fastenzeit sind meine primären Überlegungen zur Fastenzeit.
Was ist der Lohn des Vaters?
Da fällt mir spontan ein, dass ich einen veränderten, tieferen Blick auf die Realität und die Mitmenschen geschenkt bekomme. Eine neue Perspektive könnte sich öffnen.
Oder aber, dass ich lerne die Welt mit Gottes Augen anzuschauen und Schritt für Schritt den liebenden Blick von Jesus auf die Menschen erlerne.
Die Welt mit Gottes Augen sehen: Staunen über die Schönheit der Schöpfung: „Gott sah alles an, was er gemacht hatte: Und siehe es war sehr gut“. Es bedeutet auch die Wirklichkeit wahrnehmen und dann handeln: „Ich habe das Elend meines Volkes in Ägypten gesehen. Ich bin herabgestiegen, um es aus der der Hand der Ägypter zu entreißen.“
Die Welt staunend betrachtend und Gottes guten Plan entdecken, diese Haltung schenkt Freude, Dankbarkeit und Hoffnung. Das klingt nach Belohnung.
Die Wirklichkeit sehen und handeln, das klingt nach harter Arbeit und vielleicht sogar nach Unannehmlichkeiten. Wo soll da der Lohn sein? Mitarbeiten an einer gerechten, solidarischen Welt ist ein Aufbruch aus Hoffnungslosigkeit und Resignation, Es kostet Zeit, Ausdauer und Kraft. Aber, es gibt auch neue Beziehungen durch vernetztes Handeln und es bringt ein Mehr an Leben für andere und für mich selbst. Dieses Mehr an Leben bedeutet das Entdecken, von dem was meinem Leben Halt und Sinn gibt.
Wenn ich mich auf Neues konzentriere, dann fällt anderes weg. Bestenfalls das, was weniger und gar nicht lebensfördernd ist.
Dieses „mich neu ausrichten“ist das Programm für die Fastenzeit. Ein Mehr an Leben. In Verbundenheit mit Gott, der mir Ansehen gibt, mit den Menschen, die ich ansehe und Ihnen Ansehen gebe und mit mir selbst, die ich im Sehen und Gesehen werde, erfülltes Leben habe.
Ich wünsche ein frohe und bereichernde Fastenzeit.
Die farbenfrohe Bluse der afrikanischen Frau auf dem diesjährigen Ak onsplakat von partage.lu erinnert an einen Regenbogen. Seit jeher sind die Menschen von diesem Naturschauspiel fasziniert: fast grei ar nah sind die Farben, in den letzten Regentropfen bricht sich das Licht der Sonne, die kurz vorher noch von schwarzen Regenwolken verdeckt war. Der Bogen lädt ein, den Farben nachzuspüren, ihnen nachzugehen, immer dem Horizont entgegen.
Der Regenbogen ist seit alters her ein Symbol der Hoffnung; nach dem Regen kommt der Sonnenschein. In der Bibel steht der Regenbogen für das Versprechen einer Zukun ohne Zerstörung, voller Harmonie in der bunten Vielfalt: letztlich für Leben.
Nur zu gerne denke ich an eine kleine Geschichte: eine alte Frau möchte, dass ihr ein Dessertlöffel mit in den Sarg gelegt wird; denn, so sagt sie: "Beim Festessen kommt das Dessert zum Schluss; so ist es auch im Leben: das Beste kommt erst".
Arm ist der Mensch, der kein Ziel vor Augen hat, der die Spannkra für den Alltag nicht aus dem, was vor ihm liegt, schöp ! Das mag schon im Kleinen gelten: ich freue mich auf einen Besuch, auf den Urlaub, auf die herausfordernde Arbeit… Das gilt ganz sicher, wenn es um Größeres geht: um die Zukun der Menschheit, um das Leben selbst!
"Wo Hoffnung ist, da ist Leben. Es erfüllt uns mit neuem Mut und macht uns wieder stark“, schrieb Anne Frank in ihrem Tagebuch.
Hoffnung ist kein Gefühl. Hoffnung ist eine Kompetenz: wer hofft, ist nicht blind; im Gegenteil, er
Wer ho , entwickelt Ideen, wie aus dem, was erho wird, Wirklichkeit werden kann. Zur Hoffnung gehört, dass der Hoffende konkrete Anstrengungen zur Verwirklichung unternimmt.
Das mag recht theore sch klingen. Ganz konkret jedoch wird es, wenn Menschen sich hinsetzen und mit strahlendem Blick anfangen, für die Zukun eine Ma e zu flechten (wie die Frau auf dem Ak onsplakat). Ganz konkret wird es, wenn partage.lu Projekte mit Partnern entwickelt und umsetzt: dabei unterstützt das Diözesanwerk die Partner vor Ort, die ihre Hoffnung auf ein besseres Leben, eine bessere Ausbildung, eine bessere Zukun für ihre Kinder in Ideen und Projekte umsetzen.
Pauline-Marie Jaricot (Gründerin des Werks der Glaubensverbreitung, 1822) war überzeugt vom Prinzip: lege 10 Kohlen zusammen, zünde eine oder zwei an – nach einiger Zeit werden alle glühen.
Hoffnung kann demnach erzeugt werden: wo hoffnungsvolle Menschen der Krise und dem Mangel die S rn bieten und z. B. eine Schule bauen, werden viele andere an eine bessere Zukun glauben können und Hoffnung für ihre Kinder schöpfen.
Aktiv" Hoffnung schaffen" meint genau diс: Hoffnungsbausteine liefern, aufeinander schichten, Gebäude errichten, in denen Hoffnung wachsen kann.
In der Regel können wir den Zustand der Welt ziemlich gut beschreiben: wir benennen Krisen, Mangelsitua onen, Bildungsnotstand, Hungerund Armutssitua onen; nicht selten befällt uns vor solcher Vielzahl von Problemen Resigna on und Verzweiflung.
Die Hoffnung sieht in allem Grau den schwachen Schimmer des Regenbogens. Die Hoffnung ist wie ein Vogel, der singt, obwohl es noch dunkel ist. Jemand hat mal gesagt, "hoffen" und "hüpfen" hä en denselben Wortstamm. Der Hoffende hüp und tanzt und steckt andere damit an!
partage.lu will auch weiterhin Zeichen setzen gegen Not und Trostlosigkeit, gegen Armut und Ungerech gkeit. partage.lu will Bausteine der Hoffnung legen für eine bessere Zukun für Kinder und Frauen, für Jugendliche und Männer. partage.lu will Partner in Afrika, Asien und Lateinamerika ermu gen, Ideen und Projekte zu entwickeln. partage.lu will mithelfen, dass Ideen verwirklicht werden, Hoffnungen wahr werden und Menschen hoffnungsfroh und lächelnd in die Zukun blicken können.
Hoffnung wird konkret in der gelebten Solidarität – solidarisches Tun, konkrete Solidarität erzeugt und stärkt Hoffnung, ermu gt, aus der erneuerten Hoffnung neue Ideen und Projekte zu entwickeln.
partage.lu unterstützen hil mit, dass Hoffnung entsteht, und dass aus Hoffnung Wirklichkeit wird.
Die Messe zur Eröffnung der Fastenkampagne findet am Sonntag, den 18. Februar um 09:00 in Diekirch sta und wird live auf RTL Zwee übertragen.