Michel Scheuren hat im Handball den doppelten Blick
Der Differdinger hat nicht nur bei den Red Boys verschiedene Aufgaben, sondern hilft auch der Nationalmannschaft
Die Aufgaben im Handball sind vielfältig. Neben den Spielern braucht es Trainer, Funktionäre, Betreuer und Helfer. Michel Scheuren hat gleich drei Funktionen inne. Der 59-Jährige trainiert das Frauenteam der Red Boys, ist Physiotherapeut der Differdinger Männer und Co-Trainer der Frauen-Nationalmannschaft.
„Alles unter einen Hut zu bringen, ist nicht einfach“, sagt der Tausendsassa. „Aber der Spaß überwiegt, ich arbeite gerne mit jungen Handballern und Handballerinnen. Es ist eine komplexe Sache. Einerseits nehme ich als Trainer aktiv Einfluss auf das Spiel. Ich kümmere mich aber auch um Verletzungen, Muskelprobleme oder andere Wehwehchen“, berichtet der Differdinger, dessen Tochter Lola für die Red Boys spielt. Sein Bruder John Scheuren, der 2016 Vereinspräsident wurde, verstarb vor drei Jahren nach langer Krankheit.
Auch Michel Scheuren ist dem Club eng verbunden. „Der Trainerjob bei den Frauen liegt mir sehr am Herzen. Ich war von Anfang an dabei und habe die Mannschaft geformt. Seit dem Aufstieg in die Axa League 2017 hat sich das Team stetig verbessert.“Aber er kennt auch die Schwierigkeiten. „Im Handball gibt es oft Schwankungen. Ich habe eine Truppe von Freundinnen, die miteinander harmonieren müssen. Wenn Spielerinnen von außerhalb kommen, sollte es hundertprozentig passen, vor allem menschlich. Deshalb war die Verpflichtung von Emilia Rogucka zum Beispiel perfekt für uns. Sie ist sehr wichtig für das junge Team, weil sie ihre Erfahrung und ihr Spielverständnis weitergibt.“
Scheurens Ehefrau Fabienne Goetzinger unterstützt ihn bei den Red Boys und hat das Team mit aufgebaut. Der Physiotherapeut, der mit den Red Boys als Spieler 1989 den Pokal sowie 1990 und 1991 die Meisterschaft gewann, will auch als Trainer Titel sammeln. „Wir haben noch einen langen Weg vor uns. Die Spielerinnen müssen weiter arbeiten und an sich glauben, dann werden wir es in den nächsten Jahren schaffen.“
Trainerlehrgänge im Ausland
Die Differdingerinnen belegen derzeit punktgleich mit Diekirch den dritten Platz in der Axa League und stehen zudem im Final Four. „Wenn wir Käerjeng im Pokalhalbfinale schlagen können, haben wir die Chance auf den Pokal.“Um die Erfolgschancen zu erhöhen, bildet sich Scheuren als Trainer weiter. Derzeit nimmt er an internationalen Lehrgängen teil, um EHF-Mastercoach zu werden. Zuletzt war er in Hamburg, im Juli geht es für eine Woche nach Slowenien und im Dezember zum Abschluss nach Wien.
Auch hierzulande lernt der 59-Jährige dazu. Als Assistent von Frauen-Nationaltrainer Alexandre Scheubel sammelt er wertvolle Erfahrungen. Nächste Woche trifft die FLH-Auswahl in der EMQualifikation zweimal auf die Färöer. „Ich stehe immer in engem Kontakt mit Alexandre. Wir erwarten einen aggressiven Gegner. Wir wollen aber besser abschneiden als in den letzten beiden Spielen. Wenn wir eine der beiden Partien gewinnen, wäre das sensationell.“
Vor den Länderspielen der Frauen hilft Scheuren am Wochenende noch bei den Männern der Red Boys, die heute ab 20.15 Uhr in Niederkorn auf Diekirch treffen. „Gegen den HBD hat die Mannschaft ein starkes Spiel gezeigt. Aber Meister zu werden, wird bei sechs Punkten Rückstand auf Berchem extrem schwer. Ich hätte mir gewünscht, dass die Punkte vor Beginn der Titelgruppe geteilt werden. So ist die Spannung früh raus und die Hallen sind nur halb voll, wenn man weiß, dass der Meister vielleicht schon früh feststeht“, übt Scheuren Kritik am Modus.
Als Physiotherapeut muss er einen anderen Blick auf ein Spiel werfen. „Ich schaue mir genau an, wie das Aufwärmen abläuft und ob jemand muskuläre Probleme hat. Im Spiel muss man schnell reagieren. Da die meisten Spieler durchtrainiert und robust sind, ist das meist eine entspannte Angelegenheit.“Für Michel Scheuren ist es aber nur eine von vielen Aufgaben.
: Der Trainerjob bei den Frauen liegt mir sehr am Herzen. Ich war von Anfang an dabei und habe die Mannschaft geformt.