Céleste Mordenti will auch ohne Olympia-Ticket nach Paris
Die Kunstturnerin hat sich nicht für die kommenden Sommerspiele qualifiziert. Der Blick geht schon Richtung 2028
Die Chance war nur winzig. Aber Céleste Mordenti wollte trotzdem alles versuchen. Das hat sie auch getan. Luxemburgs beste Kunstturnerin kämpfte mit großem Einsatz um eines der heiß begehrten Olympia-Tickets. Es reichte nicht, was sie nicht wirklich überraschte. „Ich wusste, wie schwer es sein würde“, sagte sie. Allzu große Erwartungen habe sie nicht gehabt.
Die Teilnahme an den drei WeltcupVeranstaltungen in Ägyptens Hauptstadt Kairo Mitte Februar, in Cottbus in Deutschland am vergangenen Donnerstag und Freitag sowie in der zweiten März-Woche in Baku (AZE) bot der Luxemburgerin eine – sehr kleine – Möglichkeit, sich doch noch für die Olympischen Spiele in diesem Sommer in Paris zu qualifizieren. Jetzt ist schon nach Cottbus klar, dass die Luxemburgerin auch mit einer Glanzleistung in Baku nicht mehr genug Punkte für ein Olympia-Ticket holen kann. „Das ist total unrealistisch“, meinte die 21-Jährige.
Eine andere Chance war die Weltmeisterschaft im vergangenen Herbst in Antwerpen (B) gewesen. Damals war Mordenti nicht allzu weit von der Qualifikation entfernt. Sie hatte sich danach im Grunde damit abgefunden, in Paris 2024 nicht als Athletin dabei zu sein, wie sie berichtete. Aber dann beschloss sie, den Traum doch nicht aufzugeben und den noch schwereren Weg über die Weltcup-Teilnahme zu probieren. Sie wollte sich später nicht darüber ärgern müssen, nicht alles versucht zu haben. „Das war mein Hauptgedanke“, so die Turnerin von Gym Bonneweg.
Höheres Risiko
Dafür ging sie das wegen der Punkte notwendige Risiko ein, mit neuen Elementen vor allem am Stufenbarren und einem deutlich höheren Schwierigkeitsgrad anzutreten, obwohl nur wenig Zeit zur Vorbereitung blieb. Unter anderem studierte sie den Gienger-Salto ein. Dieses Flugelement am Stufenbarren ist nach dem deutschen Olympia-Medaillengewinner Eberhard Gienger benannt. „Ich wusste, dass ich bessere Chancen habe, wenn die Übung gelingt. Aber mir war auch bewusst, dass sie nicht zu 100 Prozent gelingen kann. So etwas braucht Zeit“, erklärte sie. Für zwei neue Elemente und zwei neue Kombinationen seien vier Monate sehr knapp bemessen.
Ein Sturz vom Barren in Cottbus und zwei vom Schwebebalken in Kairo kosteten sie bessere Platzierungen. Ein 27. Stufenbarren-Rang (12,200 Punkte) in Ägypten war ein gutes Resultat unter 54 Starterinnen. Mordenti hätte aber unter die besten 16 kommen müssen, um überhaupt Zähler für ein mögliches Olympia-Ticket sammeln zu können.
In Baku tritt sie dennoch wie vorgesehen an, denn solche Weltcup-Erfahrungen sind für sie langfristig wichtig. „Da wir die Wettkämpfe nicht nur im Hinblick auf Olympia 2024 sehen, sondern auch als Weg zu Olympia 2028, macht dies Sinn“, erklärte Gilles Andring, der Verantwortliche für den Leistungssport beim Luxemburger Verband FLGym. Mordenti wird in den nächsten Jahren versuchen, sich für die Sommerspiele in Los Angeles zu qualifizieren. „Das ist mein Plan. Ich mache auf jeden Fall weiter“, betonte sie.
Im Kunstturnen ist eine OlympiaQualifikation enorm schwer, zumal für eine Athletin aus einem kleinen Land. Falls Mordenti es irgendwann schaffen sollte, wäre sie die erste Vertreterin Luxemburgs seit Sascha Palgen, der 2008 in Peking teilnahm. Er selbst war damals der erste Luxemburger seit 44 Jahren gewesen. Mordenti hat alles dafür getan, um so professionell wie möglich turnen zu können. Seit Herbst 2022 gehört sie zur Trainingsgruppe des Vereins TurnZ in Amsterdam, wo sie Künstliche Intelligenz studiert. Sie hat sich seither deutlich gesteigert.
Spannende Wettkämpfe
Die vergangenen Wochen waren anstrengend für sie. Das Umfeld des Kairo-Weltcups war in mancher Hinsicht „sehr anders“als bei anderen Turnveranstaltungen, so Mordenti. „Ich merke im Nachhinein, dass die Anpassung an eine andere Kultur doch Energie kostet.“Dann ging es direkt weiter nach Cottbus, wo das traditionsreiche „Turnier der Meister“eine ganz starke Konkurrenz anzog.
Bis Baku trainiert sie nun wieder in Amsterdam. Ein Wettkampf in der Heimat steht im April auf dem Programm: Dann tritt Mordenti bei den Luxembourg Open an. Im Mai folgt die Europameisterschaft in Rimini in Italien. Für dieses Event ist sie als Mitglied des COSL-Elitekaders automatisch startberechtigt.
Die olympischen Turn-Wettbewerbe in Paris möchte Mordenti im Sommer ebenfalls besuchen – als Zuschauerin. Doch auch da ist die Konkurrenz groß, wie die Sportlerin festgestellt hat: „Ich möchte gerne hinfahren, um die Qualifikation anzuschauen. Aber es ist nicht einfach, Tickets zu bekommen.“
: Ich merke im Nachhinein, dass die Anpassung an eine andere Kultur doch Energie kostet. Céleste Mordenti