Tabellenschlusslicht erzwingt das Glück und schöpft neue Hoffnung
Die Mannschaft von Trainer Stefano Bensi feiert einen Last-Minute-Sieg. Gegner Schifflingen rutscht noch tiefer in den Abstiegsstrudel
1906 wurde der älteste Fußball-Verein Luxemburgs gegründet, achtmal feierte der Escher Verein seitdem die luxemburgische Meisterschaft – zuletzt in der Saison 2020/21. Aktuell sieht Fola aber ziemlich alt aus. Gerade einmal elf Punkte hatte das Schlusslicht der BGL Ligue vor dem Nachbarschaftsduell gegen Schifflingen auf dem Konto.
Doch die Mannschaft von Trainer Stefano Bensi sendete ein Lebenszeichen. Durch einen Treffer von Joey Tshitoku in der Nachspielzeit besiegte Fola Aufsteiger Schifflingen mit 2:1. „Ich habe keine Worte, um meine Gefühle auszudrücken“, sagte der Torschütze des so wichtigen Treffers nach dem Schlusspfiff, „wir haben den Glauben an uns nicht aufgegeben, arbeiten jeden Tag hart und wurden jetzt belohnt“.
Es lief die vierte Minute der Nachspielzeit, Fola warf noch einmal alles nach vorne. Der Ball sprang durch den Strafraum der Gäste wie eine Kugel im Flipperautomat. Der 21-jährige Tshitoku hob den Kopf und drückte das Spielgerät aus dem Getümmel über die Torlinie. Der Rest war Jubel in Rot. „Endlich. Endlich. Endlich“, sagte Folas Torwart und Kapitän Emmanuel Cabral, „wir leben noch“.
Auch wenn man im ersten Durchgang sehr geduldig sein musste mit beiden Kellerkindern. Denn auch die Gäste waren im Stade Emile Mayrisch zum Siegen verdammt – die Schifflinger hatten vor dieser Partie nur einen Sieg aus 13 Liga-Spielen einfahren können.
Nächstes Abstiegsduell steht bevor
Fünfzehn Minuten tat sich herzlich wenig. Beide Mannschaften waren sichtlich darum bemüht, keinen entscheidenden Fehler zu machen. Das führte zu einem regelrechten Fehlpassfestival. Dann hatte Folas Mahamed Camara eine Idee. Sein öffnender Pass auf die linke Seite fand den aufgerückten Verteidiger Henoc Isamène. Der Winkel für einen Abschluss war spitz, der 27-Jährige versuchte es dennoch und traf durch die Beine von Torwart Tony Conti zum 1:0 (16. Minute).
Die Führung für die Hausherren war ein Gastgeschenk des Torhüters. Dem wollte Emmanuel Cabral auf der anderen Seite offensichtlich nicht nachstehen. Seine zu kurze Faustabwehr brachte Karim Koriche wieder vors Tor. Und weil Cabral immer noch nicht zurück im Kasten war, hatte Hearvin Djetou keine Mühe mit dem 1:1-Ausgleich (25.‘). Die Partie wurde nicht besser, Torraumszenen blieben Mangelware. Dann nahm sich Tom Laterza ein Herz und zog aus gut 30 Metern ab, dieses Mal war Cabral zur Stelle (36.‘).
Schifflingen kam druckvoller aus der Kabine, hatte durch einen Schuss von Koriche (48.‘), den Cabral stark hielt, und einen Kopfball von Vancy Mabanza (56.‘), der knapp neben das Tor ging, gute Möglichkeiten in Führung zu gehen. Fola überstand die erste Viertelstunde schadlos, hatte mit einem abgefälschten Schlenzer von Ilyess Jeridi (66.‘) nun selbst die nächste gute Gelegenheit und dann zweimal Pech: Ein abgefälschter Schuss von Lionel Amou ging ebenso an den Pfosten wie der Kopfball des eingewechselten Jules Diallo (beides 69.‘). Die Partie war nun packend und hektisch. Kurz vor dem Schlusspfiff soll der ehemalige Fola-Akteur Tom Laterza einen Ball mit der Hand abgewehrt haben, Schiedsrichter Torres sah kein strafwürdiges Vergehen. Wenig später kam es zu einer Rudelbildung im Mittelfeld. „In solchen Spielen gewinnt, wer es einfach mehr will“, sagte Schifflingens Trainer Ismaël Bouzid, „das war heute Fola. Darum war es auch nicht unverdient, dass sie in letzter Sekunde das Tor erzielen.“Die Nerven seiner Spieler lagen jedenfalls blank. Laterza verweigerte ein Interview, legte sich dafür aber vor der Kabine mit dem Linienrichter an.
„Sind wir ehrlich: Wenn wir heute Punkte liegen lassen, wird es ganz schwer für uns“, sagte Trainer Bensi, „so sind wir noch am Leben.“Am Mittwoch schon geht für Fola der Abstiegskampf weiter. Dann steht das Nachholspiel in Mersch an. „Es war ein erster Schritt, aber wir müssen weiter in kleinen Schritten denken“, sagte Cabral. „Wir müssen am Mittwoch einfach den nächsten gehen.“
: Ich habe keine Worte, um meine Gefühle auszudrücken. Joey Tshitoku, Siegtorschütze