Ein WM-Star spielt in Luxemburg gegen den Abstieg
Innerhalb eines Jahres reift Lintgens Slowene Peter Hribar zum internationalen Spitzenmann. Im Sommer spielt er bei Olympia – und verlässt den Club
Als der Däne Tobias Rasmussen den Matchball verwandelt, lässt er sich auf den Rücken fallen. Sekunden später liegen seine Teamkollegen auf ihm. Nicht mehr im Bild ist der Verlierer des entscheidenden Einzels im Achtelfinale der Team-WM 2024, Peter Hribar. „Ich war am Boden zerstört“, erzählt der slowenische Tischtennis-Nationalspieler. „Es war wirklich hart. Ich habe ein paar Tage gebraucht, um mich mental wieder zu erholen.“
Bei den Welttitelkämpfen im südkoreanischen Busan verpasste Slowenien vor zwei Wochen das Viertelfinale nur hauchdünn. Bei der 2:3-Niederlage gegen Dänemark verlor Hribar das letzte Match gegen Rasmussen in fünf Sätzen, nachdem er bei 2:1-Führung bereits 9:7 vorn gelegen hatte. „Es war so knapp“, erinnert sich der 24-Jährige. „Ich habe den Punkt zum 10:7 um einen Millimeter verpasst.“
: China können wir vielleicht nicht gefährlich werden, aber alle anderen Nationen haben Angst vor uns. Peter Hribar
Doch das Resultat zeigt, wie sehr sich Hribar innerhalb kurzer Zeit verbessert hat. Bei der Team-EM im September geriet der Slowene gegen Rasmussen noch mit 0:3 unter die Räder. „Vor allem international habe ich große Fortschritte gemacht“, beschreibt Hribar den Auftritt bei seiner zweiten Mannschafts-WM. „Ich habe gut gespielt.“Beim ersten Mal, 2022 im chinesischen Chengdu, sei er noch viel nervöser gewesen.
Doch der Frust über das verpasste Viertelfinale in Chengdu hielt nicht lange an: Am Montag erreichte ihn die Nachricht, dass sich das slowenische Männerteam über das Ranking für die Olympischen Spiele in Paris (26. Juli bis 11. August) qualifiziert hat. „Ein Traum geht in Erfüllung. Jetzt ist alles gut“, schwärmt Hribar, der bereits 2021 in Tokio mit dabei war – allerdings nur als Ersatzmann.
Highlight in Paris
Der Kontrast zwischen dieser Weltbühne und Hribars Tischtennis-Alltag könnte demnach kaum größer sein. Denn am Wochenende steht der 24-Jährige im luxemburgischen Abstiegskampf am Tisch. Als Nummer eins des DT Minerva Lintgen will der Slowene seine Mannschaft zum Klassenerhalt in der Audi TT League führen. Am Samstag empfängt das Team mit Roodt den Spitzenreiter der Abstiegsgruppe. „Ich bin zuversichtlich, dass wir es schaffen und glaube an die Jungs“, sagt Hribar.
Unterfordert fühlt sich der OlympiaTeilnehmer im Großherzogtum nicht. „In der Liga sind viele Spieler mit hohem Niveau“, sagt die Nummer 220 der Weltrangliste. „Die könnten auch in Deutschland in der Zweiten Bundesliga spielen.“In der Normalrunde der Audi TT League gelang Hribar die siebtbeste Bilanz (13:5). „Ich spiele in der Liga nicht so gut wie international, aber ich komme immer näher ran.“
Nach einer enttäuschenden Saison 2022/23 bei der Saarbrücker Reserve in der 2. Bundesliga suchte Hribar nach einer neuen Herausforderung. Als er vom Interesse aus Lintgen erfuhr, schaute sich der Slowene den Club an und unterschrieb. „Damals hätte ich nicht gedacht, dass ich so schnell auf dieses hohe Level kommen würde“, erklärt er. „Ich mag den Club und meine Mitspieler. Lintgen gibt mir Stabilität.“Und kurze Wege: Hribars Wohnund Trainingsort Saarbrücken ist nur 90
Minuten entfernt. Für den Bundesliga-Spitzenclub aus der saarländischen Hauptstadt spielt auch Nationalteamkollege Darko Jorgic. Hribar kennt die aktuelle Nummer 13 der Welt sowie Sloweniens Nummer zwei, Deni Kozul, bereits seit rund 15 Jahren. „Wir sind wie Brüder“, stellt der Minerva-Spieler klar. Dementsprechend motiviert ist er auch für das Highlight in Paris. „China können wir vielleicht nicht gefährlich werden, aber alle anderen Nationen haben Angst vor uns“, sagt er schmunzelnd. Wenn Peter Hribar bei den Sommerspielen aufschlägt, wird er allerdings nicht mehr beim DT Lintgen unter Vertrag stehen. Der 24-Jährige wird den Club nach der Saison verlassen. „Der Verein weiß Bescheid“, sagt er. Wo es ihn hinzieht, ist noch nicht entschieden. Die Gespräche laufen. Klar ist jedoch, dass der Slowene vor seinem Abschied unbedingt den Klassenerhalt schaffen will: „Ich werde alles geben, was ich habe. Es war eine Ehre für mich, hier zu spielen.“