Gemeinden bei künftiger Starkstromleitung uneins
Eine 380-Kilovolt-Trasse wird von der deutschen Grenze bis nach Bartringen kommen. Nur deren Verlauf muss noch geklärt werden
Das sogenannte 380-Kilovolt-Projekt der Creos zielt darauf ab, den steigenden Stromverbrauch in Zukunft sicherzustellen. Dabei geht es darum, die bestehenden 220-Kilovolt-Stromleitungen von der deutschen Grenze aus bis nach Bartringen zu ersetzen.
Die neuen Leitungen mit der beträchtlich höheren Spannung erfordern höhere Masten als bisher. Ein nicht unbeachtlicher Teil der geplanten Infrastruktur betrifft auch ein neues Umspannwerk, das anstelle des aktuellen in Heisdorf gebaut werden soll.
Bereits vor über einem Jahr hatten die drei hauptbetroffenen Gemeinden ihre Stellungnahme zu dem Projekt abgegeben. Vor Kurzem wurde nun die zweite Ausgabe der Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) vom Umweltministerium vorgelegt. Die Gemeinderäte von Junglinster, Lorentzweiler und Steinsel haben sich deshalb erneut mit dem Thema befasst und ihre Ansicht zu der geänderten Vorlage verfasst. Wie nicht anders zu erwarten, gehen die Meinungen der drei beträchtlich auseinander.
Umspannwerk nach Altlinster?
Den größten Unterschied kann man zwischen den benachbarten Gemeinden Junglinster und Lorentzweiler ausmachen. Was die eine als beste Lösung ansieht, ist für die andere ein absolutes „No-Go“. So sieht Lorentzweiler die sogenannte Variante Altlinster-West mit einem neuen, gekapselten Umspannwerk zwischen Altlinster und Weyer als beste Lösung an. Das jedoch ist den Kollegen aus Junglinster ein Dorn im Auge und wird unisono verworfen.
Auch auf der westlichen Seite des Alzettetals gehen die Meinungen auseinander. Möchte Lorentzweiler die Stromleitung so weit wie möglich im Westen des Steinseler Plateaus sehen, so findet Steinsel an einer Variante möglichst nahe am Alzettetal eher Gefallen. Dabei bringen die dortigen Räte eine interessante Argumentation ins Spiel, wenn es darum geht, das Steinseler Plateau frei von Strommasten und Leitungen zu halten. Dort ist nämlich vorgesehen, mittelfristig Windenergie zu erzeugen.
Windräder und Stromleitungen auf freiem Feld vertragen sich nicht gut und deshalb soll die Trasse möglichst über Waldgebiet führen. Wenn es nur den möglichen Auswirkungen nach geht, so dürfte sich aus der UVP zumindest ein Standort für das künftige Umspannwerk ergeben. Ein Gelände oben auf der Anhöhe über Bofferdingen neben dem Eingang des Autobahntunnels Grouft hat bei der Prüfung am günstigsten abgeschnitten.
Hohe Auswirkungen auf die Umwelt
Wo sich alle drei Gemeinden hingegen einig sind, das ist bei einem Mangel an Informationen von Creos. Der Energielieferant schlägt zwar jede Menge mögliche Alternativen für die neue Stromleitung vor, doch alle Gemeinden bemängeln, dass die Verantwortlichen mit keinem Wort erwähnen, was mit den bestehenden Leitungen passiert.
Inwiefern das Umweltministerium sich an die Stellungnahmen gebunden fühlt, muss sich erst zeigen. Allerdings ist bei den Bewertungen der Varianten bereits jetzt zu erkennen, dass einige wohl kaum eine Chance haben, in die engere Wahl zu kommen. So sind bei der Lorentzweiler Lieblingsvariante sechs Kriterien mit sehr hoher Auswirkung auf die Umwelt bewertet. Auch die von Junglinster vorgeschlagene Trasse kommt mit insgesamt vier hohen Bewertungen relativ schlecht weg.
Ben Ries (DP), Bürgermeister von Junglinster, ist der Meinung, dass das Umweltministerium sich auch nicht auf eine einzige Streckenführung festlegen wird: „Ich gehe davon aus, dass es zwei oder drei Alternativen für gut befinden wird und es dann Creos überlässt, welche sie schlussendlich wählen.“