Boeing fällt bei über einem Drittel der Tests durch
Seife als Schmiermittel: Die Luftfahrtbehörde stellte zahlreiche Sicherheitsmängel bei dem Flugzeughersteller und seinem Zulieferer fest
Bei einer sechswöchigen Überprüfung der Boeing-Produktion des 737 MaxJets durch die Luftfahrtbehörde FAA wurden Dutzende Probleme im gesamten Fertigungsprozess des Flugzeugherstellers festgestellt. Das berichtet die New York Times auf Grundlage eines veröffentlichten Dokuments mit den Ergebnissen der Untersuchung. Insgesamt ist der Flugzeughersteller bei 33 von 89 Tests, also etwa einem Drittel, durchgefallen.
Die Untersuchung wurde eingeleitet, nachdem Anfang Januar während eines Fluges der Alaska Airlines eine Türverkleidung einer 737 Max 9 abgerissen war. In der vergangenen Woche gab die Behörde bekannt, dass bei der Prüfung „mehrere Fälle“festgestellt wurden, in denen Boeing und der Zulieferer Spirit AeroSystems die Anforderungen an die Qualitätskontrolle nicht erfüllt haben, ohne jedoch nähere Angaben zu den Ergebnissen zu machen.
Seife als Schmiermittel in der Flugzeugtür
Weitere 13 Tests konzentrierten sich auf den Zulieferer Spirit AeroSystems, der den Rumpf der 737 Max herstellt. Sechs dieser Überprüfungen endeten mit „bestanden“und sieben mit „nicht bestanden“, erklärt die New York Times. In einem Fall beobachtete die Flugsicherheitsbehörde, dass Mechaniker bei Spirit eine Hotelschlüsselkarte benutzten, um eine Türdichtung zu überprüfen. Weitere Tests, die Spirit nicht bestanden hat, betrafen eine Frachttür und den Einbau von Cockpitfenstern.
Wie die Times beschreibt, sah die FAA in einem anderen Fall, wie SpiritMechaniker flüssige Seife auf eine Türdichtung auftrugen, „als Schmiermittel bei der Montage.“Die Türdichtung sei dann mit einem nassen Tuch gereinigt worden. Auf die Frage, ob es angemessen sei, in solchen Situationen eine Hotelschlüsselkarte oder Seife zu verwenden, sagte Joe Buccino, ein Sprecher von Spirit, dass das Unternehmen „alle festgestellten Nichtkonformitäten im Hinblick auf Abhilfemaßnahmen überprüft“, schreibt die Times.
Die Prüfung bei Boeing umfasste mehrere Teile der 737 Max, einschließlich der Tragflächen und einer Reihe anderer Systeme. Viele der von den Prüfern festgestellten Probleme fielen in die Kategorie der Nichteinhaltung eines „genehmigten Herstellungsprozesses, Verfahrens oder einer Anweisung“. Einige andere Probleme betrafen die Qualitätskontrolldokumentation.
Die FAA untersuchte auch, wie gut die Mitarbeiter von Boeing die Qualitätskontrollprozesse des Unternehmens verstehen, wie die New York Times beschreibt. Sechs Ingenieure des Unternehmens wurden befragt und ihre Antworten bewertet. Die durchschnittliche Gesamtbewertung lag bei nur 58 Prozent.
Bei einem weiteren Test ging es um die Installation des Türbolzens, der bei dem Alaska-Airlines-Flugzeug herausgebrochen ist, und auch hier versagte der Flugzeughersteller, erklärt die Times. Bei der Prüfung wurden Bedenken hinsichtlich der Techniker geäußert, die die Arbeiten durchführten, und es wurde festgestellt, dass das Unternehmen „es versäumt hat, die für den Betrieb seiner Verfahren erforderlichen Kenntnisse zu vermitteln.“
Zusätzlich zu dieser Untersuchung prüft das National Transportation Safety Board, was die Ursache dafür war, dass die Türverkleidung des Flugzeugs abbrach, und auch das Justizministerium ermittelt strafrechtlich.