Für Pit Klein stehen nach Olympia grundlegende Entscheidungen an
Nach einem Trainerwechsel hat der Bogenschütze große Sprünge in der Weltrangliste gemacht und peilt nun die Spiele in Paris an. Dabei ist seine sportliche Zukunft ungewiss
Pit Klein legte einen Blitzstart hin, als er mit 13 Jahren das Bogenschießen begonnen hatte. „Die Faszination für Pfeil und Bogen war bei mir schon seit frühester Kindheit vorhanden. So wie das wohl bei vielen Jungs der Fall ist“, scherzt der 27-Jährige. „Trotzdem habe ich zunächst mit Badminton begonnen, daran aber schnell die Lust verloren, weil es kaum Leute in meinem Alter gab“, ergänzt der Sportler.
„Bei einem von unserer Gemeinde im Sommer 2009 veranstalteten Sporttag kam ich erstmals so richtig mit dem Bogenschießen in Kontakt. Im September wurde ich schließlich Vereinsmitglied, zwei Monate später schoss ich schon mein erstes Turnier“, erinnert sich Klein an Umstände, die ihn damals besonders motivierten. „In meiner Altersklasse gab es viel Konkurrenz. Ich musste hart trainieren, wenn ich dort was gewinnen wollte.“
Heute hingegen gäbe es in der Jugend oft nur noch einen Teilnehmer pro Kategorie. „Da ist der Sieg schon sicher, wenn man nur antritt, selbst ohne viel trainiert zu haben. Aber für mich war der Druck damals gut, denn ich weiß nicht, ob mein Weg sonst so direkt zur Nationalmannschaft geführt hätte“, analysiert Klein.
Weil Bogenschießen in Luxemburg allerdings eher zu den kleineren Sportarten zählt, hieß es für Klein fortan, viel ins Ausland zu reisen. Sein erstes internationales Turnier bestritt er 2012, viele weitere sollten folgen für den Mann, der seit 2017 zur Sportsektion der Armee gehört und ein Jahr später Teil des COSL-Elitekaders wurde.
So war es dann bei der Weltmeisterschaft 2015 in Dänemark, wo Klein die Bekanntschaft mit seiner heutigen Frau Mariya Shkolna machte, die mittlerweile ebenfalls für Luxemburg treffsicher Pfeile verschießt. „Ich habe Mariya zwar schon vorher flüchtig bei Turnieren gesehen, aber in Dänemark haben wir uns endlich kennengelernt.“
Die gegenseitige Sympathie war zwar sofort vorhanden, doch bis der Funke so richtig übersprang, dauerte es noch ein paar Wochen. „Ich war 2015 im Organisationsteam für die GT Open in Strassen. Wir haben noch internationale Schützen für unser Turnier gesucht, und da habe ich bei Mariya nachgefragt. Sie kam wirklich nach Luxemburg und in dieser Zeit sind wir dann ein Paar geworden.“
Kein gegenseitiges Coachen
Darin, dass beide dieselbe Leidenschaft für denselben Sport teilen, gleichwohl sie mit verschiedenen Bogentypen schießen (Klein Recurve und Shkolna Compound), sieht der 27-jährige Vor- und Nachteile. „Es hilft, wenn der Partner auch Hochleistungssport betreibt und deshalb Verständnis dafür hat, wenn ein Training mal länger dauert als geplant. Wir sitzen da im selben Boot“, so Klein, der mit seiner Frau auch regelmäßig diskutiert.
Doch genau hier liegt auch ein Problem. „Bogenschießen ist bei uns immer ein Thema, sogar zu Hause nach dem Training. Es nimmt einfach sehr viel Platz ein, und das ist manchmal störend“, sagt Klein, der dennoch froh ist, durch den Sport zusätzlich
Zeit mit seiner Frau verbringen zu können. Und selbst wenn beide sich immer wieder mit Rat und Tat zu Seite stehen, haben sie den Entschluss gefasst, auf einen externen Trainer zu setzen.
„Wenn wir uns gegenseitig coachen, können sich über längere Zeiträume kleine Fehler einschleichen, die wir nicht bemerken. Da ist es besser, jemand von außen hat einen Blick drauf“, so der Bogenschütze. „Seit einem Jahr werden Mariya und ich von Filippo Clini trainiert.“Offensichtlich war das eine gute Entscheidung, denn Klein ist so stark in Form wie nie zuvor, Shkolnas Ergebnisse sprechen schon seit Längerem für sich selbst. „Filippo hat mir vor allem geholfen, meine Technik zu verbessern. Das spiegelt sich mittlerweile in den Resultaten wider. Mariya ist jetzt noch stabiler in ihrer Konzentration während des Schusses.“
Ein neues Kapitel
Für den formstarken Klein ist Olympia in Paris daher das logische Ziel. „Ich kann nicht sagen, dass es leicht wird, sich zu qualifizieren. Dafür spielen zu viele Faktoren und insbesondere die Tagesform eine Rolle. Ich könnte etwa Europameister werden und bei einem Qualifikationsturnier für Paris trotz guter Leistungen ausscheiden, wenn mein Gegner einen Sahnetag erwischt. Trotzdem ist es für einen Sportler das Größte, seine Karriere bei Olympia zu beenden. Und ich habe reale Chancen.“
Olympia ist auch der Faktor, der für die Zukunft von Klein eine entscheidende Rol
Für mich war der Druck damals gut. Ich weiß nicht, ob mein Weg sonst zur Nationalmannschaft geführt hätte. Pit Klein
le spielt. „Nach Olympia werde ich kein Sportsoldat mehr sein, auch wenn es Optionen gäbe, die Zeit bei der Armee zu verlängern. Ich habe schon einige Ideen, wie meine Zukunft aussehen könnte. Einige Termine für Bewerbungsverfahren auf Stellen, die mir vorschweben, könnten allerdings mit Olympia kollidieren“, so Klein, der noch nichts Konkretes verraten kann.
„Wie es letztlich um meine sportliche Zukunft bestellt ist, hängt von der Stelle ab, die ich antreten werde. Wenn genug Zeit neben Arbeit und Familie zum Trainieren bleibt, versuche ich, auf hohem Niveau weiterzumachen. Wenn nicht, würden wohl zusätzlich Gespräche mit dem COSL anstehen“, so Klein, der sich dennoch ein Hintertürchen offen lässt.
„Paris ist mein großes Ziel, an Los Angeles 2028 denke ich gar nicht, weil ich nicht weiß, wie meine Situation dann ist. Doch ich habe nirgendwo hinter mir Türen verschlossen. Und selbst wenn ich eine Pause einlegen müsste, ist Bogenschießen ein Sport, der nicht unbedingt an ein Alter geknüpft ist.“
Sollte Klein die Qualifikation für Olympia gelingen (je ein Qualifikationsturnier im Mai und Juni), dann hätte er zumindest seinen Traumwettkampf als potenziellen Abschluss. Doch unabhängig von Teilnahme oder nicht, nach den Olympischen Spielen wird Pit Klein die Weichen für sein berufliches und sportliches Leben neu stellen.
: Wie es letztlich um meine sportliche Zukunft bestellt ist, hängt von der Stelle ab, die ich antreten werde. Pit Klein