Ein Gesellschaftstreff mit Einkaufsmöglichkeit
Vor 50 Jahren öffnete die Belle Etoile ihre Türen in Bartringen. Das Einkaufszentrum soll allen Anforderungen und Wünschen der Kunden gerecht werden
Das Shopping Center Belle Etoile, das zur Cactus-Gruppe gehört, ist das größte Einkaufszentrum der Großregion. Am 1. August 1973 begannen an der Route d‘Arlon in Bartringen die Bauarbeiten, am 3. Juli 1974 öffnete dann das Shopping Center – als zweites Einkaufszentrum Luxemburgs. Denn kurz davor hatte in Bartringen City Concorde an der Route de Longwy das Rennen gewonnen: sie öffneten am 9. Mai 1974 ihre Türen.
Der Geschäftsführer der Cactus-Gruppe Laurent Schonckert erinnert sich, wie vor 50 Jahren die Idee verwirklicht wurde, ein Einkaufszentrum „auf der grünen Wiese vor den Toren der Hauptstadt“zu errichten. Und das Zentrum nahm für die damaligen Verhältnisse bereits eine gewisse Dimension an: 21 Geschäfte und ein CactusSupermarkt auf 13.000 Quadratmetern unter einem Dach. 1.125 Parkplätze boten genügend Raum. 300 neue Arbeitsplätze wurden geschaffen.
Das Shopping Center „La Belle Etoile“, das größte Einkaufszentrum in Luxemburg, wurde damals als „der Treffpunkt glücklicher Familien“eröffnet, wie dem Logo seinerzeit zu entnehmen war. Die Eröffnung markierte auch für Cactus den Beginn der Aktivitäten im Bereich der Gastronomie und der Lebensmittelproduktion mit der Metzgerei und Konditorei Cactus.
Dorn im Auge der Hauptstadt-Geschäfte
„Mit der Eröffnung der Belle Etoile auf der grünen Wiese wurde seinerzeit ein Meilenstein in puncto Einkaufszentren in Luxemburg gesetzt“, so Schonckert – doch vor diesem Meilenstand mussten viel LobbyArbeit geleistet und auch Konflikte gelöst werden.
Konflikte, die sich vor allem mit dem Geschäftsverband der Stadt Luxemburg ergaben, fühlten sich doch viele kleine Einzelhandelsgeschäfte in der Hauptstadt und in den umliegenden Gemeinden durch die Entstehung eines großen Einkaufszentrums praktisch vor der Haustür in ihrer Existenz bedroht.
Die Anfangsjahre seien nicht einfach gewesen – zwischen 1974 und 1988 sei für die Belle Etoile eine schwierige Zeit auf der Wiese gewesen. Skepsis herrschte gegenüber dem Mega-Projekt – hinzu kam das Gesetz über die „Grandes Surfaces“, die großen Verkaufsflächen, liebevoll „Anti-Cactus-Gesetz“genannt, „was es aber gar nicht war“, wie Laurent Schonckert die Anfänge der ersten Shopping-Meile in dieser Größenordnung im Großherzogtum Revue passieren lässt.
Der Kampf ums Ansehen
Erst als sich dann 1988 große Luxemburger Marken und Betriebe, die auch in der Hauptstadt ihre Niederlassungen hatten, ebenfalls in der Belle Etoile einmieteten, änderte sich das Ansehen des Zentrums, sagt Laurent Schonckert.
Eine erste Erweiterung erfolgte bereits sieben Jahre nach der Eröffnung mit dem Hobbi- und Garden-Center in Richtung Strassen sowie weiteren 2.500 Quadratmetern Nutzfläche, 200 Parkplätzen oberirdisch und 250 unterhalb des Einkaufszentrums. Ein zweiter Umbau in Richtung Westen wurde am 30. November 1988 abgeschlossen. In der nun „neuen“Belle Etoile, die nun auch namentlich aus „Conforama“erwuchs, zogen 17 neue Geschäfte auf der erweiterten Geschäftsfläche von 4.500 Quadratmetern ein, 140 weitere Arbeitsplätze wurden geschaffen.
Im Jahr 1996 erfolgte ein weiterer Ausbau, der 24 neuen Geschäften und Restaurants auf 5.700 Quadratmetern Platz bot; 4.500 Quadratmeter für den Cactus Hobbi entstanden, ebenso 160 neue Arbeitsplätze.
Große Erweiterung zum 40. Geburtstag
Zum 40. Geburtstag machte sich das Einkaufszentrum dann ein persönliches Geschenk: Ein Mammut-Projekt stand 2012 ins Haus. Das Shopping-Center sollte im Jubiläumsjahr im neuen Look erscheinen. Von einem „Meilenstein“, wie sich die Verantwortlichen ausdrückten, ist im Luxemburger Wort zu lesen. Unter dem Leitsatz „Wou mer hierkommen a wou mer hi wëllen“, stellte Laurent Schonckert das Ausbauprojekt des Einkaufszentrums vor.
Für 2014 wurde die Geschäftsfläche von 30.000 Quadratmetern um 20.000 aufgestockt, die sich auf zwei Stockwerke verteilten. 30 neue Geschäfte aus den unterschiedlichsten Branchen – aus dem In- und Ausland – fanden ihren neuen Standort in Bartringen.
Aber sind Einkaufszentren überhaupt noch zeitgemäß? Das 2008 eröffnete Shopping-Center Trier Galerie hat ein Einzugsgebiet von mehr als 400.000 Einwohnern und verfügt auf seinen drei Etagen über eine Gesamtfläche von rund 20.000 m². Hier standen schon vor der Corona-Pandemie einige Ladenflächen leer. Und schaut man sich die Bit-Galerie in Bitburg an, so fällt als Erstes auf, dass diese bedeutend kleiner daher kommt. Auf einer Grundstücksfläche von rund 7.000 qm, ist das mehrgeschossige Gebäude ausgelegt.
Anders hier die Belle Etoile. Mit der Erweiterung 2013/2014 wollte das Unternehmen seine treue Kundschaft „etwas auffrischen“, denn es zogen jüngere und modernere Marken ins Einkaufszentrum ein, wie es Schonckert formuliert.
So hat sich die Kundschaft über die Jahre natürlich auch etwas verändert – da ist man mit der Entwicklung des Landes mitgegangen.
Zu diesen Stadtkunden, „die wir heute natürlich auch noch haben“, seien dann die internationalen Kunden hinzugekommen. Die Gemeinden rundherum haben sich entwickelt, und viele Expats, also Personen, die außerhalb ihres Heimatlandes leben und arbeiten, „haben unsere Kundschaft bereichert“, ergänzt Manu Konsbrück, Direktor der „Belle Etoile“.
Den Erfolg der Belle Etoile führen Schockert und Konsbruck unter anderem auf die „Identitätsfindung des Zentrums“zurück und sprechen diesbezüglich von einem gesellschaftlichen Treffpunkt mit Einkaufsmöglichkeit. „Auch in den ganzen Erweiterungen sind wir uns da immer treu geblieben“.
Mit der Eröffnung der Belle Etoile auf der grünen Wiese wurde seinerzeit ein Meilenstein in puncto Einkaufszentren in Luxemburg gesetzt Laurent Schonckert, Geschäftsführer der Cactus-Gruppe
Gesellschaftlicher Treffpunkt mit Einkaufsmöglichkeit
Und das stimmt. „Man kann ja nicht durch die Belle Etoile gehen, ohne einen Bekannten zu treffen und etwas zu plaudern“, bestätigt eine ältere Dame, Charlotte mit Namen und die bitte nicht fotografiert werden möchte, am Eingang. Heute steht kein Einkauf an, man trifft sich mit zwei Freundinnen zum Mittagessen im Einkaufszentrum.
Durch die Covid-Krise ist das Einkaufszentrum gut gekommen. „Ein Vorteil bei uns ist, dass wir sehr nah an den Geschäftsleuten sind“, so Konsbruck. So war für die Führung schnell klar, dass den Geschäftsleuten in der Belle Etoile zwei Monatsmieten ausgesetzt werden. „Wir hatten mit keinem Leerstand zu kämpfen“, ergänzt Schonckert.
Highlight im letzten Jahr war sicherlich die Wiedereröffnung des großen Restaurant GANG mit 520 Sitzplätzen auf einer Fläche von rund 1.800 Quadratmetern, welches jeden Tag in der Woche geöffnet ist, was auch zum gesellschaftlichen Treffpunkt Belle Etoile weiter beiträgt.
Zukunftspläne
Aktuell arbeiten rund 1.200 Menschen im Einkaufszentrum, die versuchen, die Wünsche der 100.000 Besucher am Tag zu erfüllen.
Als nächstes Bau- beziehungsweise Renovierungsprojekt steht übrigens der Supermarktbereich auf der Agenda des Unternehmens, samt Kassenbereich, wie Manu Konsbrück und Laurent Schonckert verraten. „2013 war der letzte große Arbeitseinsatz in der Belle Etoile, wir werden uns nun diesem Bereich widmen“, sagt Laurent Schonckert. Wann genau allerdings die Arbeiten beginnen sollen, konnte er noch nicht sagen.