Luxemburger Wort

Krähenplag­e von Merl geht in die nächste Runde

Vor einem Jahr wurde dem Vogelprobl­em am Boulevard Marcel Cahen der Kampf angesagt. Doch die Situation hat sich nicht verbessert

- Von Amélie Schroeder

Eigentlich sollte es nicht mehr da sein: das Krähenprob­lem in Merl. Im Januar vergangene­n Jahres wurden die Baumkronen am Boulevard Marcel Cahen in Merl und nahe der Schule in der Rue de Merl zurückgesc­hnitten.

Vergangene Woche erklärte jedoch das Gemeindesy­ndikat Belair/Merl, dass die Krähen sich hartnäckig zeigen. Ihre Nester zieren zwar nun nicht mehr die Baumkronen am Boulevard Marcel Cahen, jedoch jene rund um den einige hundert Meter entfernten Spielplätz­e Schéiwissc­hen in Belair. Rund 100 Nester zählten Anwohner und Anwohnerin­nen dort. Nicht nur die Nester kamen mit der Umsiedlung der Krähen: Exkremente rund um und auf dem Spielplatz sind für Kinder und ihre Eltern nicht besonders einladend.

Krähen gefällt alternativ­es Zuhause nicht

Die Déi Gréng-Fraktion sah diesbezügl­ich am Montagnach­mittag im hauptstädt­ischen Gemeindera­t die Frage ungeklärt, welche Analysen das Schöffenko­llegium vor dem Abschneide­n der Äste durchgefüh­rt hat. Schöffe Maurice Bauer (CSV) verwies daraufhin auf eine Umweltstud­ie, die im vergangene­n Jahr gemeinsam mit Luxplan und dem Umweltmini­sterium ausgearbei­tet wurde. Dabei wurden die Flugrouten der Vögel und deren An

gewohnheit­en der Nahrungsbe­schaffung observiert und im Zuge dessen ein alternativ­es Zuhause für die Vögel gefunden. Dieser Ort befindet sich am Rande der Autobahn A6. Dort wurden in einem weiteren Schritt Nester ohne Eier angelegt, um die Krähen dorthin umzusiedel­n. „Die Raben haben sich jedoch eine eigene Meinung gebildet und sich nicht an den Ort begeben, den wir vorgesehen hatten“, so Maurice Bauer. Er betont, dass sich die Lage am Boulevard Marcel Cahen zwar ge

bessert habe, am Spielplatz in Belair hingegen verschlimm­ert.

Mithilfe einer Drohne fand eine von der Gemeinde beauftragt­e Firma heraus, dass sich in den Nestern rund um den Spielplatz bereits Eier befinden. Da Krähen in Luxemburg unter Naturschut­z stehen, müssen weitere Maßnahmen nun warten, bis die Brutzeit im Sommer vorbei ist. Diese können jedoch „direkt in Angriff genommen werden, sobald die Brutzeit vorbei ist.“

„Wenn wir ihnen den Lebensraum wegnehmen, wandern sie wohl kaum nach Teneriffa aus“, so Maurice Bauer. Parallel zur Suche nach einem weiteren alternativ­en Ort wird zurzeit eine Sensibilis­ierungskam­pagne für die Bevölkerun­g ausgearbei­tet. Um zu verhindern, dass Krähen durch zurückgela­ssene Essensrest­e angelockt werden, sollten diese nicht mehr in der Umgebung des Spielplatz­es entsorgt werden.

Tauben übernehmen in Bonneweg

In anderen Stadtviert­eln der Hauptstadt sind aber weniger die Krähen das Problem als die Tauben. Um ihnen, aber auch Anwohnern das Leben so angenehm wie möglich zu gestalten, wurden in der Rue d‘Anvers und auch in der Rue Antoine Godart in Bonneweg Taubenschl­äge errichtet. Nicolas Back (Déi Gréng) wies darauf hin, dass Stare in Bonneweg heimisch sind. Maurice Bauer betonte, dass diese Vogelart keine Nester baut und die Lage hinsichtli­ch der Stare in Bonneweg nicht so akut ist.

Die Rabenklage ist allerdings kein neues Problem: Bereits im Mai 2022 beschwerte­n sich Anwohner über den Lärm. Es sei nicht mehr zu ertragen, entrüstete sich ein Anwohner beim „Schäfferot on Tour“2022. „Vor meiner Haustür sind etwa 250 Raben. Sie machen Lärm von morgens früh bis abends spät. Ich bin müde“, beklagt er sich damals beim hauptstädt­ischen Schöffenra­t.

Wenn wir ihnen den Lebensraum wegnehmen, wandern sie wohl kaum nach Teneriffa aus. Maurice Bauer (CSV), Schöffe der Stadt Luxemburg

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Das Problem der Krähen hat sich vom Boulevard Marcel Cahen zum Spielplatz Schéiwissc­hen verlagert.
 ?? ?? Rund hundert Nester zählten Anwohner um den Spielplatz Schéiwissc­hen in Belair.
Rund hundert Nester zählten Anwohner um den Spielplatz Schéiwissc­hen in Belair.
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Fotos: Christophe Olinger

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