„Der Post und der Wortlaut waren falsch“
Marc Lies, Bürgermeister von Hesperingen, äußert sich im Gemeinderat zur Affäre um die Facebook-Aussagen. Die Opposition zeigt sich versöhnlich
Gut drei Wochen ist der HühnerkopfPost von Marc Lies (CSV) auf Facebook alt. Der Bürgermeister von Hesperingen sah sich großer Empörung und Kritik ausgesetzt. Gestern Nachmittag schlug sich der Post bis in die Gemeinderatssitzung durch: Die Opposition forderte eine Entschuldigung von Lies und eine Erklärung des gesamten Schöffenrates.
Zur Erinnerung: Lies hatte auf Facebook einen Kommentar unter der Meldung eines Bürgers, dem in Hesperingen fünf gestohlen und geköpft wurden, geschrieben und reagierte damit auf die Antwort eines anderen Nutzers, der sich über „kriminelle Wouscht hei am Land“erregt hatte. „Sprechen Sie mit Herrn Asselborn, der jahrelang ‚open the Gates’ propagiert hat. Jetzt wieder Law and Order einzuführen, wird extrem schwierig mit unserer komplett deregulierten Gesellschaft von unseren Linksparteien und einer Presse, die nur auf PR aus ist, anstatt auf Basics,“so die Worte von Lies.
„Ich hätte das nicht posten sollen. Die Formulierung war falsch“, reagierte der Bürgermeister gestern im Gemeinderat. „Die Pferde sind mir durchgegangen. Dummheit muss manchmal bestraft werden“, ging der 55-Jährige hart mit sich ins Gericht.
Er habe den Post über die Hühner einige Tage vorher gelesen. Seine Äußerungen, die hohe Wellen geschlagen hatten, hätten sich auf einen anderen Post bezogen. „Ich wollte diesen Vorfall nie mit Flüchtlingen in Verbindung bringen. Ich wollte nicht stigmatisieren.“Zudem wiederholte Lies, der seit 2009 Bürgermeister ist, immer wieder: „Generell geht es mir um das Sicherheitsgefühl und die Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger in unserer Gemeinde und in unserem Land. Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich ein friedlicher Mensch bin“.
Versöhnliche Opposition
Die Opposition hat Marc Lies mit seiner viertelstündigen Rede jedenfalls beruhigt. LSAP, Déi Gréng und Piraten zeigten sich fast schon versöhnlich. „Wir sollten diese Affäre nicht weiter vertiefen“, sagte Mathis Godefroid (Piraten) und fügte hinzu: „Es hat mich erschreckt, dass der Koalitionspartner so lange geschwiegen und nicht mehr politisches Rückgrat gezeigt hat.“
Stephen de Ron (Déi Gréng) wollte ebenfalls nicht weiter den „Nagel einschlagen“. Er hatte aber einen Tipp: „Ich hätte den Post an deiner Stelle gelöscht.“Seine Parteikollegin Marie-Lyne Keller stellte fest: „Le mal est fait.“Sie bemerkte, dass es nicht das erste Mal gewesen sei, dass sich Marc Lies in den sozialen Medien abfällig geäußert hätte. Sie hätte in seinem Fall Konsequenzen gezogen, fügte sie hinzu. Rita Velazquez (LSAP) war „erschrocken, als ich den Post gelesen habe“: „Aber wir müssen jetzt das Beste daraus machen.“
Lies: „Nicht mehr in den sozialen Medien“
Wie es sich für das politische Spiel gehört, standen die Vertreter des Schöffenrates dem Bürgermeister zur Seite. Der Erste Schöffe Claude Lamberty (DP) betonte, wie wichtig es sei, dass die Angelegenheit intern geregelt worden sei: „Viele hätten es sicher gerne gesehen, wenn dies medienwirksam in der Öffentlichkeit geschehen wäre. Seine Erklärungen sind glaubwürdig.“
Auch Schöffin Diane Adehm (CSV) unterstützte Marc Lies, mit dem sie seit 19 Jahren zusammenarbeitet: „Das waren sicher nicht die 40 glücklichsten Worte von Marc Lies. Aber er lebt für diese Gemeinschaft und ist sehr engagiert“. Auch Guy Wester (CSV) brachte eine Unterstützung zum Ausdruck. Von den anderen Gemeinderäten der Mehrheit meldete sich niemand zu Wort.
Marc Lies, der die sozialen und integrativen Projekte der Gemeinde aufzählte, erklärte, dass er für sich Konsequenzen gezogen habe: „Ich habe mich aus den sozialen Medien zurückgezogen und werde mich dort nicht mehr äußern. Seit drei Wochen habe ich das kleine f nicht mehr auf meinem Handy und bin seitdem viel ruhiger“.
Seit drei Wochen habe ich das kleine f nicht mehr auf meinem Handy und bin seitdem viel ruhiger. Marc Lies (CSV), Bürgermeister Hesperingen