Luxemburger Wort

„Der Post und der Wortlaut waren falsch“

Marc Lies, Bürgermeis­ter von Hesperinge­n, äußert sich im Gemeindera­t zur Affäre um die Facebook-Aussagen. Die Opposition zeigt sich versöhnlic­h

- Von David Thinnes

Gut drei Wochen ist der Hühnerkopf­Post von Marc Lies (CSV) auf Facebook alt. Der Bürgermeis­ter von Hesperinge­n sah sich großer Empörung und Kritik ausgesetzt. Gestern Nachmittag schlug sich der Post bis in die Gemeindera­tssitzung durch: Die Opposition forderte eine Entschuldi­gung von Lies und eine Erklärung des gesamten Schöffenra­tes.

Zur Erinnerung: Lies hatte auf Facebook einen Kommentar unter der Meldung eines Bürgers, dem in Hesperinge­n fünf gestohlen und geköpft wurden, geschriebe­n und reagierte damit auf die Antwort eines anderen Nutzers, der sich über „kriminelle Wouscht hei am Land“erregt hatte. „Sprechen Sie mit Herrn Asselborn, der jahrelang ‚open the Gates’ propagiert hat. Jetzt wieder Law and Order einzuführe­n, wird extrem schwierig mit unserer komplett deregulier­ten Gesellscha­ft von unseren Linksparte­ien und einer Presse, die nur auf PR aus ist, anstatt auf Basics,“so die Worte von Lies.

„Ich hätte das nicht posten sollen. Die Formulieru­ng war falsch“, reagierte der Bürgermeis­ter gestern im Gemeindera­t. „Die Pferde sind mir durchgegan­gen. Dummheit muss manchmal bestraft werden“, ging der 55-Jährige hart mit sich ins Gericht.

Er habe den Post über die Hühner einige Tage vorher gelesen. Seine Äußerungen, die hohe Wellen geschlagen hatten, hätten sich auf einen anderen Post bezogen. „Ich wollte diesen Vorfall nie mit Flüchtling­en in Verbindung bringen. Ich wollte nicht stigmatisi­eren.“Zudem wiederholt­e Lies, der seit 2009 Bürgermeis­ter ist, immer wieder: „Generell geht es mir um das Sicherheit­sgefühl und die Lebensqual­ität der Bürgerinne­n und Bürger in unserer Gemeinde und in unserem Land. Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich ein friedliche­r Mensch bin“.

Versöhnlic­he Opposition

Die Opposition hat Marc Lies mit seiner viertelstü­ndigen Rede jedenfalls beruhigt. LSAP, Déi Gréng und Piraten zeigten sich fast schon versöhnlic­h. „Wir sollten diese Affäre nicht weiter vertiefen“, sagte Mathis Godefroid (Piraten) und fügte hinzu: „Es hat mich erschreckt, dass der Koalitions­partner so lange geschwiege­n und nicht mehr politische­s Rückgrat gezeigt hat.“

Stephen de Ron (Déi Gréng) wollte ebenfalls nicht weiter den „Nagel einschlage­n“. Er hatte aber einen Tipp: „Ich hätte den Post an deiner Stelle gelöscht.“Seine Parteikoll­egin Marie-Lyne Keller stellte fest: „Le mal est fait.“Sie bemerkte, dass es nicht das erste Mal gewesen sei, dass sich Marc Lies in den sozialen Medien abfällig geäußert hätte. Sie hätte in seinem Fall Konsequenz­en gezogen, fügte sie hinzu. Rita Velazquez (LSAP) war „erschrocke­n, als ich den Post gelesen habe“: „Aber wir müssen jetzt das Beste daraus machen.“

Lies: „Nicht mehr in den sozialen Medien“

Wie es sich für das politische Spiel gehört, standen die Vertreter des Schöffenra­tes dem Bürgermeis­ter zur Seite. Der Erste Schöffe Claude Lamberty (DP) betonte, wie wichtig es sei, dass die Angelegenh­eit intern geregelt worden sei: „Viele hätten es sicher gerne gesehen, wenn dies medienwirk­sam in der Öffentlich­keit geschehen wäre. Seine Erklärunge­n sind glaubwürdi­g.“

Auch Schöffin Diane Adehm (CSV) unterstütz­te Marc Lies, mit dem sie seit 19 Jahren zusammenar­beitet: „Das waren sicher nicht die 40 glücklichs­ten Worte von Marc Lies. Aber er lebt für diese Gemeinscha­ft und ist sehr engagiert“. Auch Guy Wester (CSV) brachte eine Unterstütz­ung zum Ausdruck. Von den anderen Gemeinderä­ten der Mehrheit meldete sich niemand zu Wort.

Marc Lies, der die sozialen und integrativ­en Projekte der Gemeinde aufzählte, erklärte, dass er für sich Konsequenz­en gezogen habe: „Ich habe mich aus den sozialen Medien zurückgezo­gen und werde mich dort nicht mehr äußern. Seit drei Wochen habe ich das kleine f nicht mehr auf meinem Handy und bin seitdem viel ruhiger“.

Seit drei Wochen habe ich das kleine f nicht mehr auf meinem Handy und bin seitdem viel ruhiger. Marc Lies (CSV), Bürgermeis­ter Hesperinge­n

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Foto: P. Matgé/LW-Archiv In der Märei von Hesperinge­n wurde am Montagnach­mittag über den Facebook-Post des Bürgermeis­ters diskutiert.
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Foto: Chris Karaba Marc Lies erklärt, dass er seine Konsequenz­en gezogen hat.

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