Die Munster-Brüder dürfen keine Angst vor großen Tieren haben
Die Safari Rallye Kenia zählt zu den härtesten Autosportprüfungen weltweit. Mit Grégoire und Charles Munster sind zwei Luxemburger Piloten am Start
Über fehlende Abwechslung können sich die Piloten der Rallye-WM nicht beklagen. Nach meterhohem Schnee vor einem Monat in Schweden warten auf die WRC-Teams und ihre Autos am Wochenende (von Donnerstag bis Sonntag) bei der Safari Rallye Kenia Bedingungen der ganz besonderen Art, die man nur bei diesem Rennen erlebt.
So gibt es im Vorfeld unter anderem ein „Wildlife Briefing“. Gewarnt wird beispielsweise vor Zebras. Nähern sich diese der Strecke von rechts, so soll man umgehend nach links schauen. Haben nämlich Teile der Herde die Strecke bereits überquert, ist es wahrscheinlich, dass der Rest der Herde folgen wird. Unter einem großen Stein, den man möglicherweise zum sicheren Stand des Wagenhebers im Falle eines Radwechsels benötigt, könnten sich Schlangen verstecken. Vor eher harmlosen Büffeln, aber dagegen aggressiven Flusspferden, wird ebenfalls gewarnt.
Extreme Strapazen müssen indes die Autos über sich ergehen lassen. Wohl sind die Steine und Furchen nicht unbedingt größer und tiefer als bei anderen Schotter-Rallyes. Doch die hohe Geschwindigkeit in Kombination mit der Tatsache, dass es auf den Buschpfaden in Kenia sehr viel geradeaus geht, macht den Unterschied. So kann bereits ein kleines Schlagloch im Fahrweg verheerende Auswirkungen haben. Tückisch und zugleich einmalig, da man ihn nur in Afrika vorfindet, ist der weiche FechFech-Sand.
Kalle Rovanperä blieb 2021 mit seinem Toyota Yaris darin stecken und im Vorjahr verstopfte der mehlfeine Staub reihenweise die Luftfilter bei Hyundai. Die große Unbekannte dürfte der Regen werden. Im Gegensatz zu den drei vorangegangenen Ausgaben jeweils im Juni fällt der dritte WM-Lauf diesmal voll in die Regenzeit in Kenia – mit all seinen möglichen Konsequenzen: Staubige Pisten können sich in schlammige Passagen verwandeln und Wasserdurchfahrten tiefer als angenommen sein.
Kein Neuland für die Munster-Brüder
Noch bis in die jüngere Vergangenheit bauten die Werke ihre Autos aufwendig auf Safari-Standard um. Unter anderem massive Stoßstangen (als Rammschutz vor wilden Tieren) und ein sogenannter Schnorchel prägten das äußere Bild der Wagen. Aus Kostengründen erlaubt das neue WRC-Reglement keine Umbauten mehr und die Rally1-Autos haben – abgesehen von unterschiedlichen Standhöhen – bei allen Rallyes das gleiche Aussehen.
Angesicht der Probleme aus dem Vorjahr darf der Schnorchel 2024 aber sein Comeback feiern. Dieser verlängerte Lufteinlass an der Seite der Frontscheibe schützt den Motor beziehungsweise den Antrieb vor Wasser, Staub und Schlamm. Mit Ford-Puma-Rally1-Werkspilot Grégoire Munster und seinem jüngeren Bruder Charles Munster (BMAHyundai i20 Rally2) werden gleich zwei Luxemburger Piloten am Start sein.
Beide können auf eine gewisse Erfahrung in Kenia zurückgreifen. „Das Fahren stellt dich ständig vor Herausforderungen. In verschiedenen Abschnitten kannst du es richtig fliegen lassen, in anderen musst du vorsichtig sein. Gerade das macht die Schönheit dieses Abenteuers aus“, erklärt Grégoire Munster. „Wegen der Natur und der wilden Tiere wirkt die Szenerie beim Fahren häufig wie ein Traum. Das Wetter wechselt oft schnell und wenn es regnet, dann meist heftig. Das verändert das Gesicht der Wertungsprüfungen. Diese Herausforderungen machen die Safari Rallye Kenia so schwierig und großartig zugleich“, sagt der 25-Jährige, der im Vorjahr mit einem Ford Fiesta Rally2 bereits am Start war.
Auch für den 22-jährigen Charles Munster sind Rallyes in Kenia kein Neuland, da das Team seines Vaters (Bernard Munster Autosport) bei der Safari Classic im Dezember 2023 mehrere historische Autos einsetzte: „Meine Erfahrungen als Co-Pilot bei der Safari Classic werden nützlich sein. Außerdem muss man aus seiner Wohlfühlzone raus und sich mit den Besten in der WRC2 messen, um weiterzukommen. In Belgien kenne ich praktisch alle Strecken.“
Die Lackierungen der Autos der Brüder passen zudem in die Tierwelt Kenias. Der Ford Puma präsentiert sich mit den beiden bekannten roten Stieren eines Brauseherstellers, der Hyundai kommt derweil mit einem Zebra-Aussehen daher.
Wegen der Natur und der wilden Tiere wirkt die Szenerie beim Fahren häufig wie ein Traum. Grégoire Munster, Rallye-Fahrer