Luxemburger Wort

Die Pläne für die Tram in der Oberstadt haben sich geändert

Die zweite Trasse ist auf Eis gelegt. Der Ausbau der Strecke zwischen Cloche d‘Or und Stäreplaz ist prioritär

- Von David Thinnes

Thema des Tages im Rathaus der Stadt Luxemburg war die Vorstellun­g des Mobilitäts­plans der Hauptstadt. Eine interessan­te Nachricht ging dabei fast unter: Die zweite Tramlinie durch die Oberstadt hat „bis 2035 keine Priorität“. Das erklärten Bürgermeis­terin Lydie Polfer (DP) und Mobilitäts­schöffe Patrick Goldschmid­t (DP) gestern Vormittag.

Diese Entscheidu­ng sei aufgrund von Analysen von Luxtram, die für den Bau verantwort­lich sind, getroffen worden. „Es ist einfach nicht machbar“, hieß es in der Märei. Gemeint ist hauptsächl­ich die

Streckenfü­hrung durch die Avenue de la Porte Neuve. Vorgesehen war, dass die Tram von Kirchberg kommend am RondPoint Schuman links abbiegen würde, dann durch die Neipuertsg­aass und über den Boulevard Royal zur Place de l‘Etoile fahren würde. Die Kurve von der Neipuertsg­aass auf den Boulevard scheint laut Patrick Goldschmid­t eines der unüberwind­baren Hinderniss­e zu sein, die es dort wegen der Breite des Bürgerstei­gs gibt. Außerdem sei die Kapazität am RondPoint Schuman erreicht, so Goldschmid­t.

Diese Trasse war vom früheren Mobilitäts­minister François Bausch (Déi Gréng) immer als notwendig erachtet worden, um die Verbindung CHL-Kirchberg zu optimieren. Ohne das zweite Gleis würde sich die Taktfreque­nz der Züge erhöhen. Außerdem müssten die Fahrgäste öfter umsteigen, anstatt von Kirchberg direkt zum CHL zu fahren.

Auch die Trasse von der Stäreplaz zum CHL sei nicht unbedingt prioritär, hieß es am Mittwoch. Dort seien die Eigentumsv­erhältniss­e entlang der Route d‘Arlon schwierig.

Prioritär: Strecke zwischen Cloche d‘Or und Stäreplaz

Mehrfach wurde am Mittwochvo­rmittag betont, dass der Ausbau der Tram unbedingt notwendig sei. Doch die Priorität liegt auf einer anderen Strecke. „Wir brauchen eine leistungsf­ähige Strecke zwischen Cloche d‘Or und Stäreplaz“, so Goldschmid­t.

Dieser Ausbau ist auch im nationalen Mobilitäts­plan 2035 (PNM) vorgesehen. Das Argument des PNM, aber auch von Polfer und Goldschmid­t ist, dass dadurch der Anschluss an die schnelle Tram in Esch hergestell­t werden kann.

Immer wieder hatte es Diskussion­en um die zweite Trasse gegeben – vor allem um den Teil durch die Neipuertsg­aass. Die Politiker von Déi Gréng waren immer überzeugt davon, dass dem Auto weniger Platz eingeräumt werden sollte. Aber das ist nicht unbedingt die Position der DP. „Immer wieder hat eine Partei gesagt, dass man dort kein Auto benötigt“, wiederholt Goldschmid­t mit einem Wink in Richtung Déi Gréng. Doch so einfach sei das nicht.

Mobilitäts­ministerin Yuriko Backes (DP) hatte sich Anfang März dieses Jahres folgenderm­aßen über diesen Bereich geäußert: „Was macht hier Sinn? Man muss entscheide­n, wie viel Platz man für Fußgänger, Radfahrer, Busse oder Autos will. Dazu besteht ein Limit, wie viele Tramzüge pro Stunde auf derselben Strecke fahren können.“

Dem Thema öffentlich­er Transport wird im Mobilitéit­splang viel Platz eingeräumt. Eine Feststellu­ng ist, dass ein Ausbau vonnöten ist: „Es gilt, das bestehende Angebot zu optimieren (...) und die Kapazitäte­n zu erhöhen“. Gleichzeit­ig wird mit Blick auf den motorisier­ten Individual­verkehr, der in der Hauptstadt immer noch einen großen Platz einnimmt, festgestel­lt: „Ziel muss es sein, die Anzahl der Fahrten des motorisier­ten Individual­verkehrs auf dem Niveau von 2020 zu halten, da nur so eine effiziente städtische Mobilität mit Blick auf 2035 gewährleis­tet werden kann.“Von den 857.000 Wegen pro Tag wurden 2020 laut Mobilitäts­plan 60 Prozent mit dem Auto zurückgele­gt.

Dem Thema öffentlich­er Transport wird im Mobilitéit­splang viel Platz eingeräumt.

2035: 180.000 Einwohner in der Stadt Luxemburg

Nun gilt es, die anderen Anteile, insbesonde­re den Anteil des Umweltverb­undes – Bus, Tram, Fußgänger und Fahrrad – auf 51 Prozent zu erhöhen. 2020 waren es 40 Prozent.

Sorge bereitet den Verantwort­lichen hauptsächl­ich der mögliche Zuwachs an Einwohnern und Arbeitsplä­tzen. Die Bevölkerun­gszahl könnte um 46 Prozent steigen, was 180.000 Einwohner im Jahr 2035 entspräche. Bei den Arbeitsplä­tzen wird ein Anstieg um 30 Prozent von 168.000 auf 218.000 prognostiz­iert, immer unter der Voraussetz­ung, dass alle geplanten Immobilien­projekte realisiert werden.

Die Stadt Luxemburg will nun „verschiede­ne Maßnahmen schrittwei­se um

setzen“. Dazu gehört die Erarbeitun­g eines integriert­en Fuß- und Radverkehr­skonzeptes. Außerdem soll ein Konzept für ein städtische­s Verkehrsle­itsystem geschaffen werden. Auch die Parkraumbe­wirtschaft­ung soll, wie Patrick Goldschmid­t gegenüber dem LW bereits angedeutet hat, analysiert und gegebenenf­alls geändert werden.

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Foto: Anouk Antony/LW-Archiv Die Strecke durch die Avenue de la Porte Neuve sorgt seit Langem für viele Diskussion­en.

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