Die Pläne für die Tram in der Oberstadt haben sich geändert
Die zweite Trasse ist auf Eis gelegt. Der Ausbau der Strecke zwischen Cloche d‘Or und Stäreplaz ist prioritär
Thema des Tages im Rathaus der Stadt Luxemburg war die Vorstellung des Mobilitätsplans der Hauptstadt. Eine interessante Nachricht ging dabei fast unter: Die zweite Tramlinie durch die Oberstadt hat „bis 2035 keine Priorität“. Das erklärten Bürgermeisterin Lydie Polfer (DP) und Mobilitätsschöffe Patrick Goldschmidt (DP) gestern Vormittag.
Diese Entscheidung sei aufgrund von Analysen von Luxtram, die für den Bau verantwortlich sind, getroffen worden. „Es ist einfach nicht machbar“, hieß es in der Märei. Gemeint ist hauptsächlich die
Streckenführung durch die Avenue de la Porte Neuve. Vorgesehen war, dass die Tram von Kirchberg kommend am RondPoint Schuman links abbiegen würde, dann durch die Neipuertsgaass und über den Boulevard Royal zur Place de l‘Etoile fahren würde. Die Kurve von der Neipuertsgaass auf den Boulevard scheint laut Patrick Goldschmidt eines der unüberwindbaren Hindernisse zu sein, die es dort wegen der Breite des Bürgersteigs gibt. Außerdem sei die Kapazität am RondPoint Schuman erreicht, so Goldschmidt.
Diese Trasse war vom früheren Mobilitätsminister François Bausch (Déi Gréng) immer als notwendig erachtet worden, um die Verbindung CHL-Kirchberg zu optimieren. Ohne das zweite Gleis würde sich die Taktfrequenz der Züge erhöhen. Außerdem müssten die Fahrgäste öfter umsteigen, anstatt von Kirchberg direkt zum CHL zu fahren.
Auch die Trasse von der Stäreplaz zum CHL sei nicht unbedingt prioritär, hieß es am Mittwoch. Dort seien die Eigentumsverhältnisse entlang der Route d‘Arlon schwierig.
Prioritär: Strecke zwischen Cloche d‘Or und Stäreplaz
Mehrfach wurde am Mittwochvormittag betont, dass der Ausbau der Tram unbedingt notwendig sei. Doch die Priorität liegt auf einer anderen Strecke. „Wir brauchen eine leistungsfähige Strecke zwischen Cloche d‘Or und Stäreplaz“, so Goldschmidt.
Dieser Ausbau ist auch im nationalen Mobilitätsplan 2035 (PNM) vorgesehen. Das Argument des PNM, aber auch von Polfer und Goldschmidt ist, dass dadurch der Anschluss an die schnelle Tram in Esch hergestellt werden kann.
Immer wieder hatte es Diskussionen um die zweite Trasse gegeben – vor allem um den Teil durch die Neipuertsgaass. Die Politiker von Déi Gréng waren immer überzeugt davon, dass dem Auto weniger Platz eingeräumt werden sollte. Aber das ist nicht unbedingt die Position der DP. „Immer wieder hat eine Partei gesagt, dass man dort kein Auto benötigt“, wiederholt Goldschmidt mit einem Wink in Richtung Déi Gréng. Doch so einfach sei das nicht.
Mobilitätsministerin Yuriko Backes (DP) hatte sich Anfang März dieses Jahres folgendermaßen über diesen Bereich geäußert: „Was macht hier Sinn? Man muss entscheiden, wie viel Platz man für Fußgänger, Radfahrer, Busse oder Autos will. Dazu besteht ein Limit, wie viele Tramzüge pro Stunde auf derselben Strecke fahren können.“
Dem Thema öffentlicher Transport wird im Mobilitéitsplang viel Platz eingeräumt. Eine Feststellung ist, dass ein Ausbau vonnöten ist: „Es gilt, das bestehende Angebot zu optimieren (...) und die Kapazitäten zu erhöhen“. Gleichzeitig wird mit Blick auf den motorisierten Individualverkehr, der in der Hauptstadt immer noch einen großen Platz einnimmt, festgestellt: „Ziel muss es sein, die Anzahl der Fahrten des motorisierten Individualverkehrs auf dem Niveau von 2020 zu halten, da nur so eine effiziente städtische Mobilität mit Blick auf 2035 gewährleistet werden kann.“Von den 857.000 Wegen pro Tag wurden 2020 laut Mobilitätsplan 60 Prozent mit dem Auto zurückgelegt.
Dem Thema öffentlicher Transport wird im Mobilitéitsplang viel Platz eingeräumt.
2035: 180.000 Einwohner in der Stadt Luxemburg
Nun gilt es, die anderen Anteile, insbesondere den Anteil des Umweltverbundes – Bus, Tram, Fußgänger und Fahrrad – auf 51 Prozent zu erhöhen. 2020 waren es 40 Prozent.
Sorge bereitet den Verantwortlichen hauptsächlich der mögliche Zuwachs an Einwohnern und Arbeitsplätzen. Die Bevölkerungszahl könnte um 46 Prozent steigen, was 180.000 Einwohner im Jahr 2035 entspräche. Bei den Arbeitsplätzen wird ein Anstieg um 30 Prozent von 168.000 auf 218.000 prognostiziert, immer unter der Voraussetzung, dass alle geplanten Immobilienprojekte realisiert werden.
Die Stadt Luxemburg will nun „verschiedene Maßnahmen schrittweise um
setzen“. Dazu gehört die Erarbeitung eines integrierten Fuß- und Radverkehrskonzeptes. Außerdem soll ein Konzept für ein städtisches Verkehrsleitsystem geschaffen werden. Auch die Parkraumbewirtschaftung soll, wie Patrick Goldschmidt gegenüber dem LW bereits angedeutet hat, analysiert und gegebenenfalls geändert werden.