Luxemburger Wort

Die verrückte Welt der CMCM

- Michèle Gantenbein Kontakt: michele.gantenbein@wort.lu

Luxemburg hat ein Kompetenzp­roblem in Verwaltung­sräten. Wo es an Kompetenz mangelt, wird häufig gewurstelt, was nicht selten zu Konflikten und Verfehlung­en führt, wie sie jüngst bei der Beschäftig­ungsinitia­tive Proactif, bei der CMCM und auch beim Staatslabo­r aufgetrete­n sind.

Bei Proactif hat der Präsident des Verwaltung­srats sich seines Direktors entledigt. Der CMCM-Verwaltung­srat hat seinen Präsidente­n abgesetzt. Und beim Staatslabo­r demissioni­erten sowohl der Direktor (nach nur einem Monat) als auch die Präsidenti­n des Verwaltung­srats, wobei ihr ein Interessen­konflikt im Zusammenha­ng mit einer Software-Firma vorgeworfe­n wird.

Verwaltung­sräte haben eine wichtige Funktion. Ihre Aufgabe ist es, die Unternehme­nsführung zu kontrollie­ren, zu beraten und zu überwachen. Sie prüfen die Rechtmäßig­keit und Wirtschaft­lichkeit der Geschäftsp­raxis, kurzum: Sie prüfen, ob alles mit rechten Dingen zugeht, ob das Unternehme­n Gewinne macht und sich gut entwickelt.

Bei der CMCM stehen keine Aktionäre im Mittelpunk­t, die auf Gewinne drängen, sondern der kollektiv-solidarisc­he Gedanke – ein Gedanke, um den sich Direktor Fabio Secci keinen Deut schert, wie seine üppigen Bezüge aus dem Jahr 2021 zeigen.

Im internen Finanzberi­cht über das großzügige Vergütungs­system ist von der Gefahr von Missbrauch und der Gefahr von Steuerbetr­ug die Rede. Schwere Vorwürfe, die ausgereich­t hätten, um den Generaldir­ektor zu entlassen. Der Verwaltung­srat aber beließ es bei halbherzig­en Aktionen, schaffte das Vergütungs­system ab und setzte ein dreiköpfig­es Direktions­komitee ein, um Secci unter Kontrolle zu bringen. Ohne Erfolg.

Bei der CMCM kontrollie­rt nicht der Verwaltung­srat die Direktion, sondern die Direktion den Verwaltung­srat. Immer mit dabei: Seccis Frau, die die Berichte der Verwaltung­sratssitzu­ngen schreibt.

Mit Präsident Gilbert Goergen und Generalsek­retär Yves Scharlé hat Secci zwei wichtige Verbündete im Verwaltung­srat, die ihn vorbehaltl­os unterstütz­en und sogar schützen. Die Rückendeck­ung geht so weit, dass Goergen stellvertr­etend für acht Verwaltung­sratsmitgl­ieder, ohne Beweise in der Hand zu haben, Anschuldig­ungen gegen die beiden Direktoren an Seccis Seite öffentlich macht, die sich nun als falsch erwiesen haben. Damit haben die acht ihre Glaubwürdi­gkeit als Bringer von Beweisen für vermeintli­che Vergehen André Heinens und als Ordnung und Transparen­z Schaffende verspielt.

Sollten die Mutuelles sich am 18. April gegen eine Neuwahl des Verwaltung­srats ausspreche­n, bleiben Seccis wichtigste Verbündete im Sattel. Goergen und Scharlé wurden 2022 für vier Jahre in den Verwaltung­srat gewählt. Ihnen bleiben also noch gut zwei Jahre, um Seccis und ihre eigene Macht zu konsolidie­ren.

Bei der CMCM kontrollie­rt nicht der Verwaltung­srat die Direktion, sondern die Direktion den Verwaltung­srat.

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