Die verrückte Welt der CMCM
Luxemburg hat ein Kompetenzproblem in Verwaltungsräten. Wo es an Kompetenz mangelt, wird häufig gewurstelt, was nicht selten zu Konflikten und Verfehlungen führt, wie sie jüngst bei der Beschäftigungsinitiative Proactif, bei der CMCM und auch beim Staatslabor aufgetreten sind.
Bei Proactif hat der Präsident des Verwaltungsrats sich seines Direktors entledigt. Der CMCM-Verwaltungsrat hat seinen Präsidenten abgesetzt. Und beim Staatslabor demissionierten sowohl der Direktor (nach nur einem Monat) als auch die Präsidentin des Verwaltungsrats, wobei ihr ein Interessenkonflikt im Zusammenhang mit einer Software-Firma vorgeworfen wird.
Verwaltungsräte haben eine wichtige Funktion. Ihre Aufgabe ist es, die Unternehmensführung zu kontrollieren, zu beraten und zu überwachen. Sie prüfen die Rechtmäßigkeit und Wirtschaftlichkeit der Geschäftspraxis, kurzum: Sie prüfen, ob alles mit rechten Dingen zugeht, ob das Unternehmen Gewinne macht und sich gut entwickelt.
Bei der CMCM stehen keine Aktionäre im Mittelpunkt, die auf Gewinne drängen, sondern der kollektiv-solidarische Gedanke – ein Gedanke, um den sich Direktor Fabio Secci keinen Deut schert, wie seine üppigen Bezüge aus dem Jahr 2021 zeigen.
Im internen Finanzbericht über das großzügige Vergütungssystem ist von der Gefahr von Missbrauch und der Gefahr von Steuerbetrug die Rede. Schwere Vorwürfe, die ausgereicht hätten, um den Generaldirektor zu entlassen. Der Verwaltungsrat aber beließ es bei halbherzigen Aktionen, schaffte das Vergütungssystem ab und setzte ein dreiköpfiges Direktionskomitee ein, um Secci unter Kontrolle zu bringen. Ohne Erfolg.
Bei der CMCM kontrolliert nicht der Verwaltungsrat die Direktion, sondern die Direktion den Verwaltungsrat. Immer mit dabei: Seccis Frau, die die Berichte der Verwaltungsratssitzungen schreibt.
Mit Präsident Gilbert Goergen und Generalsekretär Yves Scharlé hat Secci zwei wichtige Verbündete im Verwaltungsrat, die ihn vorbehaltlos unterstützen und sogar schützen. Die Rückendeckung geht so weit, dass Goergen stellvertretend für acht Verwaltungsratsmitglieder, ohne Beweise in der Hand zu haben, Anschuldigungen gegen die beiden Direktoren an Seccis Seite öffentlich macht, die sich nun als falsch erwiesen haben. Damit haben die acht ihre Glaubwürdigkeit als Bringer von Beweisen für vermeintliche Vergehen André Heinens und als Ordnung und Transparenz Schaffende verspielt.
Sollten die Mutuelles sich am 18. April gegen eine Neuwahl des Verwaltungsrats aussprechen, bleiben Seccis wichtigste Verbündete im Sattel. Goergen und Scharlé wurden 2022 für vier Jahre in den Verwaltungsrat gewählt. Ihnen bleiben also noch gut zwei Jahre, um Seccis und ihre eigene Macht zu konsolidieren.
Bei der CMCM kontrolliert nicht der Verwaltungsrat die Direktion, sondern die Direktion den Verwaltungsrat.