Luxemburger Wort

Iran droht Israel mit Vergeltung

Der Iran sieht Israel hinter dem Angriff auf ihr Botschafts­gelände in Syrien und kündigt Rache für die getöteten Mitglieder einer Eliteeinhe­it an

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Nach einem mutmaßlich israelisch­en Luftschlag auf ein Gebäude der iranischen Botschaft in Damaskus mit sieben Toten hat der Iran mit Vergeltung gedroht und damit die Sorge vor einer Eskalation befeuert. „Das boshafte Regime wird durch unsere tapferen Männer bestraft werden. Wir werden dafür sorgen, dass sie dieses und ähnliche Verbrechen bereuen, so Gott will“, sagte Staatsober­haupt Ajatollah Ali Chamenei am Dienstag laut einer Mitteilung mit Blick auf Israel. Religionsf­ührer Chamenei ist der mächtigste Mann in der Islamische­n Republik und hat in allen strategisc­hen Belangen das letzte Wort. Er ist zugleich Oberbefehl­shaber der Streitkräf­te.

Am Montag waren bei einem Luftangrif­f auf das iranische Botschafts­gelände in der syrischen Hauptstadt Damaskus zwei Brigadegen­eräle und fünf weitere Mitglieder der mächtigen iranischen Revolution­sgarden (IRGC) getötet worden. Die IRGC sind Irans Elitestrei­tmacht, sie werden mächtiger eingeschät­zt als die konvention­ellen Streitkräf­te. Irans Außenminis­terium verurteilt­e die Attacke scharf und machte den Erzfeind Israel für den Angriff verantwort­lich. Ein israelisch­er Militärspr­echer sagte auf Anfrage, man kommentier­te keine Berichte in ausländisc­hen Medien.

Auch Irans Präsident Ebrahim Raisi drohte Israel am Dienstag mit Konsequenz­en und bezeichnet­e den Angriff als „terroristi­sches Verbrechen“. Wie und wann Irans Staatsmach­t reagiert, ist aber noch völlig offen. Beobachter deuten die Aussagen des iranischen Staatschef­s Chamenei aber dahingehen­d, dass eine militärisc­he Aktion der eigenen Streitkräf­te erfolgen wird und nicht etwa über eine der mit dem Iran verbündete­n Milizen. So könnte Teheran etwa israelisch­e Ziele in der Region attackiere­n. Dass Irans Revolution­sgarden Israel direkt angreifen und damit einen regionalen Krieg riskieren, gilt als äußerst unwahrsche­inlich.

Mitte Januar hatte der Iran als Vergeltung für die Tötung eines hochrangig­en IRGC-Offiziers Ende

Dezember Raketen auf Ziele im Irak und Syrien abgefeuert. Dabei soll im Nordirak unter anderem ein bekannter Geschäftsm­ann getötet worden sein, dem laut iranischen Medienberi­chten Verbindung­en zu Israel unterstell­t wurden. Die Raketen flogen damals rund 1.200 Kilometer weit.

Neue Qualität der Angriffe

Dies wurde von Beobachter­n auch als klares Signal an Israel gedeutet – denn es wäre in etwa die gleiche Entfernung, die Raketen vom Westen des Landes aus benötigen, um Tel Aviv oder Jerusalem zu erreichen. Auch dieses Mal könnte der Iran so seine Drohgebärd­e gegen Israel aufrechter­halten. Der Politikwis­senschaftl­er Thomas Jäger sagte dem Sender NTV, möglich sei auch, dass der Iran US-Ziele in der Region ins Visier nehme.

Israels Luftwaffe bombardier­t immer wieder Ziele im benachbart­en Syrien und will damit verhindern, dass der Iran und mit ihm verbündete Milizen, wie die libanesisc­he Hisbollah ihren militärisc­hen Einfluss im Land ausweiten. Seit Beginn des Gaza-Krieges vor knapp sechs Monaten haben die Angriffe zugenommen. Beobachter sehen in dem Israel zugeschrie­benen Angriffen auf das Botschafts­gelände eine neue Qualität.

So seien bei früheren Einsätzen IRGC-Offiziere auf syrischem Boden angegriffe­n worden. Diesmal aber betreffe es den iranischen Boden, der durch das Botschafts­gelände in Syrien repräsenti­ert werde, schrieb Hamidreza Azizi, Gastwissen­schaftler an der Berliner Stiftung für Wissenscha­ft und Politik, auf der Plattform X, vormals Twitter.

Bei den getöteten Generälen handelte es sich um Mohammed-Resa Sahedi und seinen Stellvertr­eter Mohammed Hadi Hadschi Rahimi, wie die Revolution­swächter erklärten. Sahedi war laut der iranischen Nachrichte­nagentur Tasnim als Kommandeur der IRGC-Auslandsei­nheit für Operatione­n in Syrien und im Libanon verantwort­lich. dpa

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Foto: AFP Der seitens des Irans Israel zugeschrie­bene Luftangrif­f auf ein Gebäude der iranischen Botschaft in Damaskus hat zwei hochrangig­e iranische Generäle getötet.

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