Polizei warnt vor Kran-Klettern
Unbekannte brechen auf Baustellen ein und riskieren ihr Leben für spektakuläre Fotos und Videos
Die Bilder erregen Aufsehen: Maskierte Unbekannte stehen nachts auf einem Kran am Flughafen Findel. Ungesichert laufen sie über den Ausleger, blicken aus schwindelerregender Höhe auf das Flugfeld hinab. Sie machen Fotos und Videos, die sie später auf TikTok oder Instagram hochladen.
Der Kran, auf dem sich die Unbekannten austoben, gehört zur Baustelle der neuen Airport-City neben dem Passagierterminal. Eigentlich ist die Baustelle abgesperrt, jegliches Betreten ist verboten. Wie die Unbekannten es dennoch bis auf den Kran geschafft haben, dokumentieren sie im Video. Sie sind in die Baustelle eingebrochen, haben sich unter anderem Leitern zunutze gemacht, um sich Stockwerk für Stockwerk hochzuarbeiten und schließlich auf den Kran zu klettern.
Dabei handelt es sich keineswegs um einen Einzelfall. In anderen Videos der Gruppe, die sich lux_urbex nennt, stehen die Unbekannten unter anderem auf dem Kran am neuen CFL-Hauptsitz am Luxemburger Hauptbahnhof oder schlendern durch das frühere Gebäude der CNS an der Route d‘Esch. Auch auf anderen Baustellen in der Stadt Luxemburg ebenso wie in der Cité de l‘aéroport in Findel hat sich die Gruppe bereits ausgetobt.
Die Fotos und Videos werden zum Teil tausendfach angeklickt und zumindest von einigen Nutzern gefeiert. Begleitet werden die Clips und Bilder von Sprüchen wie „No Risk, no fun“(Kein Risiko, kein Spaß), „Go explore“(Geht auf Entdeckungsreise) oder „Trespasing is illegal. Does it really matter?“(Betreten ist illegal. Spielt das wirklich eine Rolle?). Die Suche nach dem Adrenalinkick scheint keine Grenzen zu kennen. Die Gefahren, die beim Sturz von einem Kran drohen, werden bewusst in Kauf genommen.
Auch in Luxemburg beliebt
Es handelt sich damit um eine gefährliche und extreme Form des sogenannten Urbexing (Abkürzung von Urban Exploration). Bei dem Trend, der nicht wirklich neu ist, geht es prinzipiell darum, Orte zu erkunden, zu denen man als normaler Bürger eigentlich keinen Zutritt hat. Besonders beliebt sind verlassene Häuser oder Industrieruinen. Aber auch Dächer, unterirdische Abwasserkanäle oder verlassene U-Bahn-Schächte werden erkundet. Meist werden Fotos und Videos gemacht, die nicht selten einen ästhetischen Charakter haben sollen.
Auch in Luxemburg ist Urbexing alles andere als unbekannt. Verschiedene Internetseiten listen verlassene Orte auf, die besichtigt werden können. Dazu zählen zum Beispiel die ehemalige Molkerei der Luxlait in Erpeldingen, die Industriebrachen der Terres Rouges in Esch oder das verlassene Hotel Beau Coin in Büderscheid.
Ermittlungen wurden aufgenommen
Die oben genannte Gruppe, die auf Krane hochklettert, treibt dieses Hobby allerdings auf die Spitze. Das weiß auch die Polizei. „Wir haben Kenntnis von diesen Videos und in dem Sinn wurden auch weitere Ermittlungen eingeleitet“, erklärt ein Polizeisprecher auf Nachfrage des „Luxemburger Wort“.
Denn das Betreten von Baustellen ist gesetzlich verboten. „Uns werden regelmäßig Personen gemeldet, die sich unerlaubt Zugang zu Baustellen verschaffen“, berichtet er weiter. In einem solchen Fall fährt die Polizei zur Baustelle. „Vor Ort werden dann die nötigen Überprüfungen gemacht. Personen, die sich unbefugt dort aufhalten, werden in der Regel dazu aufgefordert, den Ort zu verlassen“, erklärt er das Vorgehen.
Entstehen Schäden, kann es für Betroffene schnell teuer werden. Dies gilt, wenn Personen etwas kaputt gemacht haben, um sich Zugang zu einem abgesperrten Ort zu verschaffen oder dort etwas beschädigt wurde. „Das Gleiche gilt, wenn Personen sich illegal Zugang zu einem Gebäude oder einem bewohnten Haus verschaffen und dort etwas geklaut wird“, so die Polizei.
Vor Aktionen wie denen der besagten Gruppe rät die Polizei indes vehement ab. „Im Prinzip sind zwar die Eigentümer der Baustelle dafür verantwortlich, dass diese abgesichert und nicht zugänglich ist, dennoch weisen wir darauf hin, dass solche Aktionen natürlich ein Risiko für Verletzungen mit sich bringen. Wir appellieren an den gesunden Menschenverstand, sich und andere Menschen nicht in eine solch gefährliche Situation zu bringen“, heißt es vonseiten der Polizei.
Keine Fotos
Das „Luxemburger Wort“hat sich bewusst dafür entschieden, keine Fotos von den illegalen Aktionen der Gruppe zu verwenden und auch nicht auf deren Posts in den sozialen Medien zu verweisen.