Spätstarterin Joanne Rodesch wird im Nationalteam immer wichtiger
Die Linkshänderin wechselte vom Tennis zum Handball. In der EM-Qualifikation gegen Island möchte sie erneut überraschen
Es ist das letzte Heimspiel in dieser EMQualifikation. Joanne Rodesch freut sich immer sehr darauf, mit der Handball-Nationalmannschaft der Frauen in Luxemburg anzutreten. Als Spielerin des deutschen Clubs HSG Freiburg hat sie nicht viele Gelegenheiten, ihr Können zu Hause unter Beweis zu stellen. Gegen einen Favoriten wie Island ist das nicht leicht. Doch Rodesch hat das Potenzial, positiv zu überraschen. So wie zuletzt in der Auswärtspartie gegen Färöer. Da war sie mit sechs Treffern die beste Luxemburger Werferin.
Vielleicht gelingt ihr heute (18.45 Uhr) ein ähnlich starker Auftritt, wenn die FLHFrauen in ihre letzte Etappe der Kampagne starten. In der Coque treffen sie auf Island, den Dritten der Gruppe sieben. Zum Abschluss am Sonntag (18 Uhr) folgt das Auswärtsduell gegen Spitzenreiter Schweden.
„Es ist schön, im eigenen Land anzutreten. Unser Ziel ist, uns Schritt für Schritt weiterzuentwickeln, zu kämpfen und zu zeigen, dass wir auch als kleine Nation Handball spielen können“, sagt Rodesch über die Ambitionen. Luxemburg, das wegen des Ausfalls der Vorqualifikation zum ersten Mal in einer Hauptrunde antritt, hat normalerweise keine Siegchance gegen die deutlich stärkeren Gruppengegner. Das Hinspiel im Oktober in Island verlor die FLH-Auswahl 14:32.
Vor einem Monat trumpfte Rodesch, die bislang immer eingewechselt wurde, gegen Färöer (21:39) mit ihren sechs Treffern binnen einer Halbzeit auf. „Wenn ich gut starte, ist es bei mir oft so, dass ich dann auch weiter gut spiele“, erklärt die 21-Jährige. Wenn sie hingegen mit ihren ersten Aktionen auf dem Feld nicht erfolgreich ist, gelingt es ihr oft auch später nicht, wieder treffsicherer zu werden. „Ich denke, dass es eine Kopfsache ist.“
Was ihre Handball-Laufbahn insgesamt angeht, ist die Linkshänderin eine Spätstarterin. Früher war Tennis ihr Sport gewesen. Sie ist die Schwester von DavisCup-Spieler Chris Rodesch. Joanne hatte Tennis aber „immer nur zum Spaß“gespielt, berichtet sie. Handball probierte sie mal als Grundschulkind kurz aus, sie hörte wieder auf. Eine Freundin nahm sie später mit zum Hauptstadtclub HC Standard und dann begann Rodesch mit knapp 16 Jahren noch einmal mit dem Handballsport. Dieses Mal blieb sie und wurde immer besser. Bis vor einem Jahr liefen Handball und Tennis parallel.
Der Sprung ins Ausland
Dass Standard mit Spielerinnenmangel zu kämpfen hatte, entpuppte sich in ihrem Fall als Vorteil. Rodesch wurde dort intensiv gefördert und erhielt schon früh eine Chance im Frauenteam der höchsten Liga. „Mir hat es damals sehr viel gebracht, dass ich so viel Spielzeit bekam. Auch im Training konnte man sich individuell sehr gut entwickeln“, sagt sie heute. Trotz Abwerbeversuchen blieb sie beim Standard, auch wenn die Mannschaft gegen den Abstieg kämpfte.
Erst, als sie nach dem Abitur zum Studium ins Ausland ging, wechselte sie auch den Club. In Freiburg kann sie Sport und Ausbildung gut verbinden. Die angehende Grundschullehrerin spielt in der zweiten und dritten Mannschaft der HSG, sie trai
niert auch mit dem ersten Team, das in der zweiten deutschen Bundesliga antritt. „Ich finde, dass es ein Verein ist, in dem man sich gut hocharbeiten kann und sehr gefördert wird“, so Rodesch. Sie müsse daher in jedem Training alles geben, um sich für den Kader der zweiten und vielleicht irgendwann auch der ersten Mannschaft zu empfehlen.
In den Übungseinheiten der FLH-Auswahl muss sie sich ebenfalls immer wieder für die nächste Aufgabe beweisen. Als eine der wenigen Legionärinnen hat Rodesch den Nachteil, dass sie eher selten zum wöchentlichen Dienstag-Training des Nationalteams anreisen kann. Umso mehr weiß sie es zu schätzen, dass ihr Auswahltrainer Alexandre Scheubel eine Chance gibt. „Er weiß, dass es für mich nicht immer möglich ist, ins Training nach Luxemburg zu kommen. Er hat Verständnis dafür, solange er darauf vertrauen kann, dass ich das Training in Freiburg ernst nehme“, sagt Rodesch. Der Coach sei sehr fair und beurteile die Spielerinnen jeweils ausschließlich nach der aktuellen Form.
Scheubel hält ebenfalls große Stücke auf die 21-Jährige, auch wenn sie bisher immer von der Bank kam. „Sie ist wichtig für die Mannschaft“, sagt der Franzose. Rodesch sei eine Akteurin mit sehr viel Potenzial, physischen Qualitäten und stark bei Distanzwürfen. Die Defensive sei ein Plus der Linkshänderin, spielerisch müsse sie sich noch verbessern.
Rodesch hat in dieser Kampagne viel gelernt. Sie sieht die Teilnahme als „RiesenEhre“und bleibt trotz der Außenseiterrolle gegen überlegene Gegner hochmotiviert: „Meine Freude ist immer noch größer als die Angst.“
Unser Ziel ist, uns Schritt für Schritt weiterzuentwickeln, zu kämpfen und zu zeigen, dass wir auch als kleine Nation Handball spielen können. Joanne Rodesch