Luxemburger Wort

Spätstarte­rin Joanne Rodesch wird im Nationalte­am immer wichtiger

Die Linkshände­rin wechselte vom Tennis zum Handball. In der EM-Qualifikat­ion gegen Island möchte sie erneut überrasche­n

- Von Andrea Wimmer

Es ist das letzte Heimspiel in dieser EMQualifik­ation. Joanne Rodesch freut sich immer sehr darauf, mit der Handball-Nationalma­nnschaft der Frauen in Luxemburg anzutreten. Als Spielerin des deutschen Clubs HSG Freiburg hat sie nicht viele Gelegenhei­ten, ihr Können zu Hause unter Beweis zu stellen. Gegen einen Favoriten wie Island ist das nicht leicht. Doch Rodesch hat das Potenzial, positiv zu überrasche­n. So wie zuletzt in der Auswärtspa­rtie gegen Färöer. Da war sie mit sechs Treffern die beste Luxemburge­r Werferin.

Vielleicht gelingt ihr heute (18.45 Uhr) ein ähnlich starker Auftritt, wenn die FLHFrauen in ihre letzte Etappe der Kampagne starten. In der Coque treffen sie auf Island, den Dritten der Gruppe sieben. Zum Abschluss am Sonntag (18 Uhr) folgt das Auswärtsdu­ell gegen Spitzenrei­ter Schweden.

„Es ist schön, im eigenen Land anzutreten. Unser Ziel ist, uns Schritt für Schritt weiterzuen­twickeln, zu kämpfen und zu zeigen, dass wir auch als kleine Nation Handball spielen können“, sagt Rodesch über die Ambitionen. Luxemburg, das wegen des Ausfalls der Vorqualifi­kation zum ersten Mal in einer Hauptrunde antritt, hat normalerwe­ise keine Siegchance gegen die deutlich stärkeren Gruppengeg­ner. Das Hinspiel im Oktober in Island verlor die FLH-Auswahl 14:32.

Vor einem Monat trumpfte Rodesch, die bislang immer eingewechs­elt wurde, gegen Färöer (21:39) mit ihren sechs Treffern binnen einer Halbzeit auf. „Wenn ich gut starte, ist es bei mir oft so, dass ich dann auch weiter gut spiele“, erklärt die 21-Jährige. Wenn sie hingegen mit ihren ersten Aktionen auf dem Feld nicht erfolgreic­h ist, gelingt es ihr oft auch später nicht, wieder treffsiche­rer zu werden. „Ich denke, dass es eine Kopfsache ist.“

Was ihre Handball-Laufbahn insgesamt angeht, ist die Linkshände­rin eine Spätstarte­rin. Früher war Tennis ihr Sport gewesen. Sie ist die Schwester von DavisCup-Spieler Chris Rodesch. Joanne hatte Tennis aber „immer nur zum Spaß“gespielt, berichtet sie. Handball probierte sie mal als Grundschul­kind kurz aus, sie hörte wieder auf. Eine Freundin nahm sie später mit zum Hauptstadt­club HC Standard und dann begann Rodesch mit knapp 16 Jahren noch einmal mit dem Handballsp­ort. Dieses Mal blieb sie und wurde immer besser. Bis vor einem Jahr liefen Handball und Tennis parallel.

Der Sprung ins Ausland

Dass Standard mit Spielerinn­enmangel zu kämpfen hatte, entpuppte sich in ihrem Fall als Vorteil. Rodesch wurde dort intensiv gefördert und erhielt schon früh eine Chance im Frauenteam der höchsten Liga. „Mir hat es damals sehr viel gebracht, dass ich so viel Spielzeit bekam. Auch im Training konnte man sich individuel­l sehr gut entwickeln“, sagt sie heute. Trotz Abwerbever­suchen blieb sie beim Standard, auch wenn die Mannschaft gegen den Abstieg kämpfte.

Erst, als sie nach dem Abitur zum Studium ins Ausland ging, wechselte sie auch den Club. In Freiburg kann sie Sport und Ausbildung gut verbinden. Die angehende Grundschul­lehrerin spielt in der zweiten und dritten Mannschaft der HSG, sie trai

niert auch mit dem ersten Team, das in der zweiten deutschen Bundesliga antritt. „Ich finde, dass es ein Verein ist, in dem man sich gut hocharbeit­en kann und sehr gefördert wird“, so Rodesch. Sie müsse daher in jedem Training alles geben, um sich für den Kader der zweiten und vielleicht irgendwann auch der ersten Mannschaft zu empfehlen.

In den Übungseinh­eiten der FLH-Auswahl muss sie sich ebenfalls immer wieder für die nächste Aufgabe beweisen. Als eine der wenigen Legionärin­nen hat Rodesch den Nachteil, dass sie eher selten zum wöchentlic­hen Dienstag-Training des Nationalte­ams anreisen kann. Umso mehr weiß sie es zu schätzen, dass ihr Auswahltra­iner Alexandre Scheubel eine Chance gibt. „Er weiß, dass es für mich nicht immer möglich ist, ins Training nach Luxemburg zu kommen. Er hat Verständni­s dafür, solange er darauf vertrauen kann, dass ich das Training in Freiburg ernst nehme“, sagt Rodesch. Der Coach sei sehr fair und beurteile die Spielerinn­en jeweils ausschließ­lich nach der aktuellen Form.

Scheubel hält ebenfalls große Stücke auf die 21-Jährige, auch wenn sie bisher immer von der Bank kam. „Sie ist wichtig für die Mannschaft“, sagt der Franzose. Rodesch sei eine Akteurin mit sehr viel Potenzial, physischen Qualitäten und stark bei Distanzwür­fen. Die Defensive sei ein Plus der Linkshände­rin, spielerisc­h müsse sie sich noch verbessern.

Rodesch hat in dieser Kampagne viel gelernt. Sie sieht die Teilnahme als „RiesenEhre“und bleibt trotz der Außenseite­rrolle gegen überlegene Gegner hochmotivi­ert: „Meine Freude ist immer noch größer als die Angst.“

Unser Ziel ist, uns Schritt für Schritt weiterzuen­twickeln, zu kämpfen und zu zeigen, dass wir auch als kleine Nation Handball spielen können. Joanne Rodesch

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Fotos: Stéphane Guillaume Joanne Rodesch (am Ball) traf auswärts sechsmal gegen Färöer.
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Nationaltr­ainer Alexandre Scheubel hält große Stücke auf Joanne Rodesch.

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