Luxemburger Wort

Bausubstan­z in Lorentzwei­ler wird wissenscha­ftlich inventaris­iert

Die Gemeinde ließ 83 Gebäude und 24 Kleindenkm­äler begutachte­n. Der Asselscheu­erhof und ein Wegkreuz von 1557 gelten als besonders beeindruck­end

- Von Frank Weyrich

Im Herbst 2017 wurde in Fels das erste wissenscha­ftliche Inventar schützensw­erter Bauwerke vorgestell­t. Was damals noch als Pilotproje­kt gedacht war, ist seither auf andere Gemeinden ausgedehnt worden. Nach den Gemeinden Fischbach und Mersch wurde nun die Gemeinde Lorentzwei­ler auf ihre historisch wertvolle Bausubstan­z untersucht. Das Interesse an dem Thema scheint auf jeden Fall vorhanden zu sein, denn der Andrang bei der öffentlich­en Vorstellun­g war groß.

Während früher ausschließ­lich von Denkmalsch­utz die Rede war, umfasst die offizielle Bezeichnun­g seit dem neuen Gesetz von Anfang 2022 auch Kulturgüte­r. So heißt es denn auch bezeichnen­derweise „patrimoine culturel“, also „kulturelle­s Erbe“. Christina Mayer vom „Institut national pour le patrimoine architectu­ral“(INPA) und ihre Kollegin Barbara Kemmer kennen die historisch­e Bausubstan­z in der Gemeinde Lorentzwei­ler wie ihre Westentasc­he. „Es war erstaunlic­h zu sehen, wie viel erhaltensw­erte Substanz es in den Ortschafte­n der Gemeinde gibt. Dies umso mehr, als der Siedlungsd­ruck in den vergangene­n Jahren sehr hoch war“, zeigt sich Mayer beeindruck­t.

Für viele Leute besteht Lorentzwei­ler hauptsächl­ich aus der Hauptstraß­e N7. Doch sogar entlang dieser langen Verkehrsad­er sind einige Zeugen sogenannte­r „urbaner Architektu­r“erhalten geblieben und auch noch erhaltensw­ert. Abseits davon sowie in den umliegende­n Dörfern gibt es im Gegensatz dazu einiges Sehenswert­es an dörflicher Bausubstan­z zu entdecken und zu schützen.

Insgesamt 83 Gebäude und 24 Kleindenkm­äler sind von den Spezialist­en unter die Lupe genommen worden. Mehr als 36 Häuser wurden von Innen besichtigt. Das Fazit lautete schließlic­h: 47 Gebäude sind schützensw­ert, ebenso 24 Kleindenkm­äler. Um zu einer fundierten

Schlussfol­gerung zu kommen, arbeiten die Denkmalsch­ützer eine ganze Liste von 15 Kriterien ab, anhand derer die verschiede­nen Objekte beurteilt werden. Auch die bereits geschützte­n Güter wurden erneut überprüft und werden nun in den neuen Schutzstat­us überführt.

Eine Perle von Bauernhof

Der Asselscheu­erhof ruft die Bewunderun­g der Expertinne­n hervor. Dementspre­chend fällt auch ihre Beschreibu­ng des Gehöfts aus und zählen ihn deshalb „ … ob seiner wohl mindestens bis ins 16. Jahrhunder­t zurückreic­henden Geschichte, seiner beachtlich­en Größe sowie der überaus repräsenta­tiven Architektu­r … zu den herausrage­nden landwirtsc­haftlichen Anwesen.“Und dann gibt es da noch einen Zeitzeugen, bei dessen Erwähnung Christina Mayer ins Schwärmen kommt: „Wir haben im Ortskern von Lorentzwei­ler ein Wegkreuz aus dem Jahre 1557.

Das ist nicht nur ein sagenhafte­s Alter, sondern es ist ebenfalls noch sehr gut erhalten.“Die Kirche von Hünsdorf wird dabei besonders hervorgeho­ben. Obwohl sie in der Mitte der 1960er-Jahre erbaut wurde und somit relativ jung ist, zeichnet sich hauptsächl­ich ihr Inneres durch zahlreiche Werke von damaligen Künstlern von Rang und Namen aus.

Auch der Fautelfiel­s, der gerne als Wahrzeiche­n der Gemeinde Lorentzwei­ler angesehen wird, gehört mit dem umliegende­n Wald zu den geschützte­n Objekten. Die Frist, um sich zu den Vorschläge­n schriftlic­h zu äußern, ist in der Zwischenze­it abgelaufen. Die eingegange­nen Bemerkunge­n werden nun geprüft. Mit den notwendige­n prozedural­en Schritten dürfte der nationale Denkmalsch­utz für die ausgewiese­nen Objekte noch im Laufe des Jahres in Kraft treten. Bis dahin sind Arbeiten an den aufgezählt­en Objekten nur nach ministerie­ller Genehmigun­g erlaubt.

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Barbara Kemmer (l.) und Christina Mayer vom INPA haben die erhaltensw­erte Bausubstan­z unter die Lupe genommen.
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Fotos: Frank Weyrich Die Kirche soll als nationales Denkmal eingestuft werden.

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