Luxemburger Wort

Charlotte Schmit beschließt den FLF-Triumph schon in der Pause

Die junge Offensivsp­ielerin überzeugt beim Sieg der Fußballeri­nnen gegen Albanien mit einem Tor und einer Vorlage. Luxemburg führt jetzt die Dreiergrup­pe der EM-Qualifikat­ion an

- Von Andrea Wimmer

Sie stand nach dem Spiel noch lange im Regen, doch der störte Charlotte Schmit kein bisschen. Sie war einfach überglückl­ich. „Ich bin voller Emotionen. So etwas hätte ich mir nicht erträumen können. Ich bin so froh, dass wir gewonnen haben, und dass sich die ganze Arbeit gelohnt hat. Und dass wir jetzt zeigen konnten, dass wir gegen solche Gegner mithalten und siegen können“, beschrieb sie ihre Gefühlslag­e nach dem gelungenen Auftakt der Fußball-Nationalma­nnschaft in der EM-Qualifikat­ion.

Die Luxemburge­rinnen waren am Freitagabe­nd mit dem 2:1-Sieg gegen Albanien in der Gruppe fünf der Liga C ganz stark in die neue Kampagne gestartet. Und Charlotte Schmit – es gibt noch die nicht verwandten Leila und Ella Schmit im Team – spielte dabei eine besondere Rolle.

Die 18-jährige Mittelfeld­akteurin vom SC Freiburg (D) erzielte im Stade Emile Mayrisch in Esch/Alzette in der zweiten Halbzeit den Ausgleich zum 1:1 (68.‘) und gab die Vorlage zum Siegtreffe­r von Amy Thompson (87.‘).

„Sie war wirklich überragend“, lobte Nationaltr­ainer Dan Santos die junge Legionärin, dabei war er auch von seinen anderen Spielerinn­en sehr angetan: „Alle haben super gespielt.“So kam es, dass seine Mannschaft besser in die Kampagne für die EM 2025 startete, als er selbst erwartet hatte. Als Absteiger aus der Liga B und als Nummer 73 der FIFA-Weltrangli­ste hatte Gegner Albanien als Favorit gegolten. Luxemburg belegt in dem Ranking Platz 117. Estland, das ebenfalls der Dreiergrup­pe angehört, ist die Nummer 99. Die FLF-Frauen begeistert­en die 511 Zuschauer zunächst mit einer überzeugen­den Leistung in der ersten Halbzeit. Sie erspielten sich tolle Tormöglich­keiten. Doch dann lief es so wie schon so manches Mal in der Vergangenh­eit: Sie verwandelt­en die Chancen nicht, sondern kassierten kurz vor der Pause ein Gegentor durch Lucie Gjini (43.‘).

Anders als früher standen die Luxemburge­rinnen aber diesmal am Ende nicht mit leeren Händen da. Als sie nach dem 0:1 zur Halbzeit niedergesc­hlagen in der Kabine saßen, hatte Santos offenbar die richtigen Worte gefunden. „Ich habe den Spielerinn­en gesagt, wie frustriert und genervt ich davon bin, dass wir besser spielen als der Gegner, aber in Rückstand sind“, so der Nationaltr­ainer. Er habe sie an ihren Charakter erinnert und an ihre Fähigkeit zu kämpfen.

Charlotte Schmit beschloss, dass Verlieren diesmal verboten sein würde. „In der Halbzeitpa­use habe ich auf den Boden geschaut und gedacht: Das kann nicht sein. Dieses Spiel müssen wir drehen, und wir werden es drehen“, erzählte sie. „Es war einfach so klar. Wir waren fußballeri­sch die bessere Mannschaft, und die Mentalität stimmte auch.“

Laura Millers großer Einfluss

Trotz gefährlich­er Aktionen des Gegners behielten die FLF-Frauen die Nerven. Und schließlic­h läutete Schmit die Wende ein. Sie lief allein auf das gegnerisch­e Gehäuse zu, überwand Torhüterin Viona Rexhepi und ließ das Stadion jubeln. „Ich dachte mir einfach nur, du schießt dieses Ding jetzt ins Netz. Genauso ging es auch“, schilderte sie die Szene später. Mit der Vorlage zum Siegtor von Thompson wurde das Glück perfekt.

„Charlotte ist ein großes Talent mit großer Willensstä­rke“, sagte Laura Miller über die entschloss­ene Mittelfeld­Kollegin. Sie selbst hatte auch besonders viel Grund zur Freude. Denn Miller hatte zuvor ein Jahr lang kein Länderspie­l mehr bestritten. Der Einsatz im Testduell im April 2023 in Hosingen gegen Färöer war lange der letzte gewesen.

Die Spielerin von Standard Liège war wegen eines Ermüdungsb­ruchs im Schienbein und dann wegen Knieproble­men ausgefalle­n. „Umso mehr habe ich mich gefreut, dass ich jetzt wieder im Einsatz war. Ich hatte ein Kribbeln im Bauch, als ich wieder auf dem Platz stand“, so Miller. Ihr Comeback habe dem Team sehr geholfen, meinte der Trainer: „Man merkt, dass es die ganze Mannschaft 20 bis 30 Prozent stärker macht, wenn Laura da ist.“

Nach dem ersten Länderspie­l des Jahres folgt das zweite, die Auswärtspa­rtie in Albanien, erst am 4. Juni. In der ungeliebte­n Dreiergrup­pe hat Luxemburg insgesamt nur vier Spiele. Für Charlotte Schmit ist aber auch das kein Grund zur Sorge: „Die gute Stimmung und das fußballeri­sche Können nehmen wir einfach mit. Das erste Spiel gibt uns so viel Mut und Selbstvert­rauen.“

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Foto: Stéphane Guillaume Charlotte Schmit war an beiden FLF-Toren beteiligt.

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