Charlotte Schmit beschließt den FLF-Triumph schon in der Pause
Die junge Offensivspielerin überzeugt beim Sieg der Fußballerinnen gegen Albanien mit einem Tor und einer Vorlage. Luxemburg führt jetzt die Dreiergruppe der EM-Qualifikation an
Sie stand nach dem Spiel noch lange im Regen, doch der störte Charlotte Schmit kein bisschen. Sie war einfach überglücklich. „Ich bin voller Emotionen. So etwas hätte ich mir nicht erträumen können. Ich bin so froh, dass wir gewonnen haben, und dass sich die ganze Arbeit gelohnt hat. Und dass wir jetzt zeigen konnten, dass wir gegen solche Gegner mithalten und siegen können“, beschrieb sie ihre Gefühlslage nach dem gelungenen Auftakt der Fußball-Nationalmannschaft in der EM-Qualifikation.
Die Luxemburgerinnen waren am Freitagabend mit dem 2:1-Sieg gegen Albanien in der Gruppe fünf der Liga C ganz stark in die neue Kampagne gestartet. Und Charlotte Schmit – es gibt noch die nicht verwandten Leila und Ella Schmit im Team – spielte dabei eine besondere Rolle.
Die 18-jährige Mittelfeldakteurin vom SC Freiburg (D) erzielte im Stade Emile Mayrisch in Esch/Alzette in der zweiten Halbzeit den Ausgleich zum 1:1 (68.‘) und gab die Vorlage zum Siegtreffer von Amy Thompson (87.‘).
„Sie war wirklich überragend“, lobte Nationaltrainer Dan Santos die junge Legionärin, dabei war er auch von seinen anderen Spielerinnen sehr angetan: „Alle haben super gespielt.“So kam es, dass seine Mannschaft besser in die Kampagne für die EM 2025 startete, als er selbst erwartet hatte. Als Absteiger aus der Liga B und als Nummer 73 der FIFA-Weltrangliste hatte Gegner Albanien als Favorit gegolten. Luxemburg belegt in dem Ranking Platz 117. Estland, das ebenfalls der Dreiergruppe angehört, ist die Nummer 99. Die FLF-Frauen begeisterten die 511 Zuschauer zunächst mit einer überzeugenden Leistung in der ersten Halbzeit. Sie erspielten sich tolle Tormöglichkeiten. Doch dann lief es so wie schon so manches Mal in der Vergangenheit: Sie verwandelten die Chancen nicht, sondern kassierten kurz vor der Pause ein Gegentor durch Lucie Gjini (43.‘).
Anders als früher standen die Luxemburgerinnen aber diesmal am Ende nicht mit leeren Händen da. Als sie nach dem 0:1 zur Halbzeit niedergeschlagen in der Kabine saßen, hatte Santos offenbar die richtigen Worte gefunden. „Ich habe den Spielerinnen gesagt, wie frustriert und genervt ich davon bin, dass wir besser spielen als der Gegner, aber in Rückstand sind“, so der Nationaltrainer. Er habe sie an ihren Charakter erinnert und an ihre Fähigkeit zu kämpfen.
Charlotte Schmit beschloss, dass Verlieren diesmal verboten sein würde. „In der Halbzeitpause habe ich auf den Boden geschaut und gedacht: Das kann nicht sein. Dieses Spiel müssen wir drehen, und wir werden es drehen“, erzählte sie. „Es war einfach so klar. Wir waren fußballerisch die bessere Mannschaft, und die Mentalität stimmte auch.“
Laura Millers großer Einfluss
Trotz gefährlicher Aktionen des Gegners behielten die FLF-Frauen die Nerven. Und schließlich läutete Schmit die Wende ein. Sie lief allein auf das gegnerische Gehäuse zu, überwand Torhüterin Viona Rexhepi und ließ das Stadion jubeln. „Ich dachte mir einfach nur, du schießt dieses Ding jetzt ins Netz. Genauso ging es auch“, schilderte sie die Szene später. Mit der Vorlage zum Siegtor von Thompson wurde das Glück perfekt.
„Charlotte ist ein großes Talent mit großer Willensstärke“, sagte Laura Miller über die entschlossene MittelfeldKollegin. Sie selbst hatte auch besonders viel Grund zur Freude. Denn Miller hatte zuvor ein Jahr lang kein Länderspiel mehr bestritten. Der Einsatz im Testduell im April 2023 in Hosingen gegen Färöer war lange der letzte gewesen.
Die Spielerin von Standard Liège war wegen eines Ermüdungsbruchs im Schienbein und dann wegen Knieproblemen ausgefallen. „Umso mehr habe ich mich gefreut, dass ich jetzt wieder im Einsatz war. Ich hatte ein Kribbeln im Bauch, als ich wieder auf dem Platz stand“, so Miller. Ihr Comeback habe dem Team sehr geholfen, meinte der Trainer: „Man merkt, dass es die ganze Mannschaft 20 bis 30 Prozent stärker macht, wenn Laura da ist.“
Nach dem ersten Länderspiel des Jahres folgt das zweite, die Auswärtspartie in Albanien, erst am 4. Juni. In der ungeliebten Dreiergruppe hat Luxemburg insgesamt nur vier Spiele. Für Charlotte Schmit ist aber auch das kein Grund zur Sorge: „Die gute Stimmung und das fußballerische Können nehmen wir einfach mit. Das erste Spiel gibt uns so viel Mut und Selbstvertrauen.“