Im Kanton Vianden gibt es nur eine Apotheke
Zahlen des Gesundheitsministeriums zeigen, wie ungleich die Verteilung ist. Nur zwei Kantone vereinen mehr als die Hälfte aller Standorte
32 Apotheken im Kanton Esch, 31 im Kanton Luxemburg, aber nur eine einzige im Kanton Vianden – diese Zahlen nennt Gesundheitsministerin Martine Deprez (CSV) in ihrer Antwort auf eine parlamentarische Anfrage der beiden ADR-Abgeordneten Alexandra Schoos und Jeff Engelen.
Diese hatten sich nach der Dichte entsprechender Einrichtungen in Luxemburg erkundigt und sich dabei auf ein Negativbeispiel aus dem Norden des Landes konzentriert. „Die Gemeinde Clerf ist flächenmäßig die zweitgrößte Gemeinde des Landes, hat jedoch nur eine Apotheke in Marnach“, so die ADR-Politiker.
Da die insgesamt 17 Ortschaften der Gemeinde aber zum Teil weit voneinander entfernt liegen, bringe das vor allem für Menschen, die auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen sind, Problem mit sich, um zur nächstgelegenen Apotheke zu gelangen.
102 Apotheken in Luxemburg
Probleme, die es in anderen Landesteilen nicht gibt, vor allem nicht im Zentrum sowie im Süden des Landes. Mehr als die Hälfte der insgesamt 102 Apotheken im Großherzogtum befinden sich nämlich in den beiden Kantonen Luxemburg und Esch. Im Kanton Capellen gibt es hingegen nur sieben Apotheken, in den Kantonen Mersch, Ettelbrück und Grevenmacher jeweils fünf.
Im Kanton Clerf gibt es vier Apotheken, in den Kantonen Remich, Echternach, Wiltz und Redingen jeweils drei. Schlusslicht ist der Kanton Vianden mit nur einer einzigen Apotheke. Die Gemeinde mit den meisten Apotheken ist wenig überraschend Luxemburg-Stadt. Hier gibt es 27 Stück, an zweiter Stelle folgt Esch/Alzette mit acht Apotheken. Die meisten Gemeinden im Norden des Landes haben hingegen gar keine Apotheken.
Diese ungleiche Verteilung ist in erster Linie auf die Vergabe von Konzessionen zurückzuführen. Eine Apotheke darf nämlich nur eröffnet werden, wenn eine entsprechende Konzession des Gesundheitsministeriums vorliegt. Diese wird in Abhängigkeit von der Einwohnerzahl und der Dichte medizinischer Einrichtungen vergeben. Die Südhälfte des Landes profitiert von dieser Regelung, der Norden nicht.
Nach diesen Berechnungen wären derzeit 121 Apotheken in Luxemburg möglich, also deutlich mehr als die 102, die es tatsächlich gibt. Derzeit sind jedoch nur zwei neue Einrichtungen geplant, eine in der Stauseegemeinde und eine weitere in Niederanven. Diese müssen jedoch noch von einem Apotheker übernommen werden, bevor sie eröffnet werden können.
Sieben weitere Gemeinden seien derzeit im Gespräch, um eine Apotheke zu erhalten, erklärt Deprez. Um welche Gemeinden es sich handelt, sagt die Ministerin nicht. Dass eine davon Clerf ist, scheint aber ausgeschlossen. Grund ist die zu niedrige Einwohnerzahl der Gemeinde. „Das Kriterium der Einwohnerzahl wäre nicht erfüllt“, begründet die Ministerin.
Andere Länder schneiden besser ab
Dass es in Luxemburg durchaus Nachholbedarf gibt, was die Anzahl an Apotheken betrifft, zeigt der internationale Vergleich. Landesweit gibt es in Luxemburg im Durchschnitt nur 15,6 Apotheken pro 100.000 Einwohner. Damit liegt das Großherzogtum deutlich unter dem OECD-Durchschnitt von 28 Apotheken pro 100.000 Einwohner.
Auch innerhalb der EU gehört Luxemburg zu den Schlusslichtern. Spitzenreiter ist Griechenland, mit 97 Apotheken pro 100.000 Einwohnern an, in Belgien sind es beispielsweise 42. Noch schlechter als Luxemburg schneiden nur Finnland, Schweden, Dänemark und die Niederlande ab.