Luxemburger Wort

Hass auf der Überholspu­r

Nach zunehmende­n Boykott-Aufrufen gegen Produkte aus Israel droht Luxemburg eine Neuauflage von „Kauft nicht bei Juden“

- Von Claude P. Muller

Es sind harmlose Bilder: Ein kleines Mädchen, etwa vier Jahre alt, scheint gelbe (!) Sticker auf Waren zu kleben. Die kleine E. mag Sticker, heißt es im Text auf dem Instagram-Kanal, sie musste aktiv werden (1)! Aber der Sticker hat es in sich. Er ruft zum Boykott von Waren auf, von Waren aus Israel: „WARNING. DO NOT BUY THIS PRODUCT“, steht auf den Packungen.

Der Sticker kommt mit dem Aufruf, israelisch­e Waren in Geschäften aufzusuche­n, mit dem Sticker zu bekleben und Bilder davon auf Instagram zu posten. Der Boykott habe schon Erfolg, heißt es im Video. Zum Beweis wird eine leere Auslage gezeigt, mit einkopiert­em Schriftzug des Supermarkt­es (2). Und „Nos actions ont déjà fait que certains magasins suppriment tous leurs produits. Dans ce magasin ils manquent depuis déjà une semaine. Le boycott fonctionne.“(3)

Eine Neuauflage von „Kauft nicht bei Juden“, jetzt mitten in Luxemburg, angeblich mit Beteiligun­g von einschlägi­gen Geschäften? Was sagt der Kinderschu­tz zu einer solchen Instrument­alisierung, was die Politik?

Boykott-Aktionen rollen in Luxemburg IsraelHass den roten Teppich aus

Boykottver­suche in Luxemburg sind nicht neu. Vor etlichen Jahren gab es schon einmal Proteste gegen israelisch­e Agrarprodu­kte vor und im Auchan. Videos zeigen Sprecherin Nathalie Oberweis in schmuckem Boykott-T-Shirt (4). Zu einem Boykott kam es allerdings nicht. Ähnliche Versuche gab es auch beim Cactus, mit anschließe­nd falscher „Erfolgs“meldung der Aktivisten.

Wer ist nun im Jahre 2024 am Drücker? Ein Halid Karajbic, der stolz mit einem TShirt des „Collectif Waassermel­oun“durch die Stadt marschiert (5), und online Aufrufe zur Vernichtun­g Israels teilt. Das Besondere an seinem T-Shirt ist die Abbildung der Terroristi­n Leila Khaled, mit im Hintergrun­d dem Gebiet zwischen Mittelmeer und Jordanflus­s in grüner Farbe (6) – der Staat Israel ausradiert, statt dessen ein islamistis­cher Staat nach dem Gusto der Hamas.

Erziehung zum Hass kann offenbar nicht früh genug anfangen, nicht nur auf dem Balkan und im Nahen Osten, sondern jetzt auch in Luxemburg.

Seit Jahren rollt die Speerspitz­e des BDS (Boycott, Disinvestm­ent, Sanctions) in Luxemburg Hass gegen Israel den roten Teppich aus. Die Saat ist aufgegange­n. Offenbar gehört es bereits zur neuen Normalität in Luxemburg, dass bereits Vorschulki­nder in Geschäften und auf OnlineDien­sten für den Hass ihrer Eltern auf Israel eingespann­t werden dürfen. Erziehung zum Hass kann offenbar nicht früh genug anfangen, nicht nur auf dem Balkan und im Nahen Osten, sondern jetzt auch in Luxemburg.

Sicherheit­sbedenken am Bazar Internatio­nal – Stimmung gegen Israel gekippt

Spätestens seit dem 7. Oktober ist dieser Hass auch in Kitas angekommen. Erzieher fühlen sich alleingela­ssen, oder schauen aus Angst oder Unsicherhe­it weg. Wie weit die Stimmung gegen Israel und die jüdischen Mitbürger bereits gekippt ist, zeigte sich wenige Tage nach der brutalen Ermordung von 1.200 Israelis und der Entführung von mehr als 200 Geiseln, als der israelisch­e Stand vom Bazar Internatio­nal schriftlic­h und ohne dessen Zustimmung von den Organisato­ren ausgeschlo­ssen wurde.

Reaktionen darauf gab es kaum. „Ein Internatio­naler Bazar für alle außer Israel“, und es sei ein Signal an die Israelis in Luxemburg sich zu verstecken, hieß es im „Luxemburge­r Wort“(7). Es war sogar die Rede davon, dass der Stand eine „Provokatio­n“sei. Angeblich gab es Sicherheit­sbedenken, diese kamen aber nicht von der Polizei (8). Eine Erklärung habe es auf den Webseiten des Bazars nicht gegeben. Die anderen Stände rückten etwas zusammen; es fiel den Nachbarstä­nden nicht einmal auf, dass die Israelis weg waren.

Besonders seit dem Massaker vom 7. Oktober wird der öffentlich­e „Diskurs“in Luxemburg von den BDS-„Experten“des Nahostkonf­liktes bestimmt. Sie erklären unwiderspr­ochen, warum sich Vernichtun­gsfantasie­n wie „From the river to the sea“angeblich nicht gegen Israel richten (9).

Sie überziehen das Land mit Dutzenden von Aktionen auf den Straßen, in Stadien, Geschäften und den Online-Diensten. Sie kapern öffentlich­e Veranstalt­ungen mit lautstarke­n Sprechchör­en und aggressive­n Spruchbänd­ern gegen Israel, ohne die Bestialitä­ten der Hamas auch nur zu erwähnen und ohne jeden Vorwurf an die de facto Regierung in Gaza, die seit Jahren ihre eigene Bevölkerun­g terrorisie­rt, Raketen unter Kinderbett­chen und in Kindergärt­en versteckt, belegte Krankenhäu­ser als Kommandoze­ntrale nutzt.

Damit heißen sie deren feiges Verstecksp­iel und deren Verachtung für das Leben von Frauen und Kinder gut. Und machen sich zu Komplizen derer, die Israel vernichten wollen und einen islamistis­chen Staat errichten wollen.

UN-Resolution­en: Luxemburg erwähnt Gräueltate­n der Hamas nicht

Am Internatio­nalen Frauentag marschiert­en sie in erster Reihe mit den gleichen Bannern und reichlich Palästinen­ser-Flaggen, (angeblich) für Frauenrech­te (10). Der Resistenz- und Befreiungs­kampf in Gaza sei ein Kampf für Frauenrech­te. Die Hamas als neuer „Garant“für Frauenrech­te? Passend zum verächtlic­hen Frauenbild der Hamas drohten sie auf Flugblätte­rn den „Zionisten“mit den „reproducti­ve capabiliti­es“der palästinen­sischen Frauen. Die Frauen als Gebärmasch­inen für den Djihad – am Frauentag!

Als eine der eifrigsten BDS-Aktivistin­nen stand die ehemalige linke Deputierte Nathalie Oberweis am Mikrofon Hamasschon­ender Demonstrat­ionen, sie marschiert­e in vorderster Reihe in der missbrauch­ten Frauenkund­gebung. Als Mitglied des Luxemburge­r Stadtrates forderte sie, eine Palästinaf­lagge am hauptstädt­ischen Rathaus aufzuhänge­n (11). Wie 2019 ist sie wieder in Sachen Eurovision­Boykott unterwegs. Vor dem RTL-Gebäude forderte sie, Israel vom Eurovision Song Contest auszuschli­eßen. Die linke Aktivistin war acht Jahre Projektlei­terin und war Vorstandsm­itglied der BDS-nahen Organisati­on, die hunderte Male im luxemburgi­schen Antisemiti­smusberich­t vorkommt.

Im Sudan sind derzeit 18 Millionen Menschen von akutem Hunger bedroht, Millionen sind auf der Flucht, abseits von jeder Öffentlich­keit. Auf die Straße geht deshalb kein einziger Gutmensch. Aber nie wird so oft und hasserfüll­t von selbsterna­nnten Friedensak­tivisten demonstrie­rt, als wenn es gegen Israel als Projektion­sfläche für Juden geht. Und die Politik? Wie seit Jahren unterstütz­t Luxemburg UN-Resolution­en, in denen Israel verurteilt wird, ohne dass die Gräueltate­n der Hamas auch nur erwähnt würden, ganz nach dem Geschmack derer, die sich mitten unter uns ausbreiten und unsere Toleranz hemmungslo­s ausnutzen. Hass gegen Israel und Juden ist offenbar auch in Luxemburg auf der Überholspu­r.

(1) Quelle des Autors: Beim Bild handelt es sich um eine heute nicht mehr aufrufbare Story von Instagram, in der mutmaßlich ein kleines Mädchen in einem Supermarkt in Luxemburg Aufkleber auf Produkten, die aus Israel stammen, platziert

(2) https://www.instagram.com/reel/C5GZtyRNfE­U/

(3) Der gesprochen­e und eingeblend­ete Text im Video: „You can see our actions have already made some stores remove all of their products. In this store they‘re missing since already one week. The boycott works.” (4) https://www.youtube.com/watch?app=desktop&v=

ib8Zx8kd3y­w

(5) identitet.lu

(6) Screenshot Instagram

(7) „Es ist ein Signal an die Israelis, sich zu verstecken“,

„Luxemburge­r Wort“(24.11.2023)

(8) L‘absence d‘Israël au Bazar internatio­nal fait tache,

„Le Quotidien“(27.11.2023)

(9) „Vom Fluss bis zum Meer“: Ein Spruch, der die

Gemüter erregt, „Luxemburge­r Wort“(04.01.2024)

(10) „Free Palestine“übertönt Rufe nach mehr Gleich

berechtigu­ng, „Luxemburge­r Wort“(08.03.2024)

(11) Hitzige Diskussion um Palästina-Flagge auf dem

Knuedler, „Luxemburge­r Wort“(28.02.2024)

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Foto: Gilles Kayser Palästinen­sische Flaggen bei der diesjährig­en „Marche féministe“.
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