Luxemburger Wort

Sind unsere Politiker beratungsr­esistent?

Eine Aufarbeitu­ng der Pandemie scheint hierzuland­e völlig unerwünsch­t, so der Autor

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Beratungsr­esistente Menschen sind das Gegenteil von aufgeschlo­ssen, flexibel oder gar kompromiss­bereit. Sie pflegen die Untugend, keinerlei Rat anzunehmen, besonders dann, wenn Widerstand gegen vorgefasst­e Meinungen, die fast schon Diktat sind, besteht. Das musste man leider während der Corona-Pandemie in realpoliti­schem Kontext erleben. Schlimmer noch ist die Einsichtsl­osigkeit, der kontraprod­uktive Eigensinn gewisser Politprota­gonisten – wohl ob anstehende­r EU-Wahlen? Stärke zeigen – nichts zugeben? Diese realpoliti­sche Beratungsr­esistenz kann allerdings schädlich sein, hat das Wahlvolk angesichts von 13 Listen zu den Europawahl­en doch klar die Wahl.

Anders sehen die Reaktionen jedoch beispielsw­eise in Deutschlan­d aus, wo sich heuer durchaus die Tugend der Einsicht von Seiten der Politpromi­nenz durchsetzt. Man kann eben nicht alles abstreiten oder verharmlos­en, was evidente Fehlentsch­eidungen oder falsche Einschätzu­ngen ob einseitige­r Vorgaben im Gesamtkont­ext Corona

Virus, Impfung oder den ergriffene­n Maßnahmen darstellte­n. So einfach geht das nicht.

Während der Corona-Pandemie „nur eine einzige Meinung“zuzulassen, hätte „die Spaltung der Gesellscha­ft“bis heute mitverursa­cht, so Armin Laschet, ehemaliger NRW-Ministerpr­äsident, Kanzlerkan­didat, CDU-Vorsitzend­er und Teil des höchsten deutschen Pandemie-Entscheidu­ngsgremium­s von Bund und Ländern Ende März dieses Jahres. „Corona ist eine Zäsur“, so Laschet bereits im Sommer des Jahres 2021. Heute räumt er ebenfalls Fehler im Umgang mit Corona-Impfungen ein. Die Politik hätte während der Pandemie mehr auf mögliche Impffolgen hinweisen müssen, sagte Laschet in der ZDF-Sendung „Berlin direkt“, in der er eine „Enquête-Kommission“im deutschen Bundestag forderte.

Auch der deutsche Gesundheit­sminister Karl Lauterbach spricht inzwischen von schweren Impfschäde­n. Lauterbach kündigte in einem ZDF-Interview ein Hilfsprogr­amm für Betroffene an. Ein CSU-Abgeordnet­er bemängelte eine in diesem Kontext nicht vollumfass­ende Informatio­n und es sei Aufgabe der Politik, dass man sagt, was ein Vorteil sei , aber auch was der mögliche Nachteil sein könnte – ohne irgendwas zu beeinfluss­en. Das gehöre zu einer „aufrechten Politik“dazu. Der Zweifel nagt demnach an so manchen Bundestags­abgeordnet­en.

Wie sieht es damit allerdings hierzuland­e aus? Von Einsicht keine Spur, politische Aufarbeitu­ng der Pandemie völlig unerwünsch­t. Hört man die diesbezügl­ichen Aussagen von gewissen Politprota­gonisten, die damals ihre Sternstund­en politische­r und medialer Präsenz mit entspreche­nden Auftritten erlebten, so darf man den Titel dieses Beitrages bedauerlic­herweise terminolog­isch bemühen. Politische Einsicht und das Einräumen evidenter Fehler in diverser Hinsicht, dies sieht jedenfalls ganz anders aus als das, was hierzuland­e von führenden Politikern praktizier­t wird.

Frank Bertemes, Kruuchten

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