Mobilitéitsplang: Nur drastische Maßnahmen helfen
Etwas mehr als 3.900 Tage sind es noch bis 2035. Dies ist die Ablauffrist des Mobilitätsplans der Stadt Luxemburg. In den vergangenen Jahren haben sich die Verantwortlichen aus der Märei vor allem im Bereich der sanften Mobilität schwergetan. Hier muss aber nun etwas passieren. Dafür müssen auch drastische Optionen diskutiert werden. Die Zeit bis 2035 ist knapp bemessen. Dazu kommt noch eine politische Note. 2029 stehen Kommunalwahlen an und der Mobilitätsplan ist ein Gradmesser für einen der Verantwortlichen. Der Mobilitätsplan, der vor Kurzem nach dreijähriger Arbeit und einiger Verspätung fertiggestellt wurde, ist vor allem eine Bestandsaufnahme – eine Kritik, die bereits auch von der Opposition geäußert wurde. Im Jahr 2035 könnten 180.000 Einwohner in der Hauptstadt leben, derzeit sind es 134.714 (Stand Ende Dezember 2023). Um zu wissen, dass die Stadt Luxemburg wachsen wird, braucht man aber weder eine Kristallkugel noch einen Mobilitätsplan.
Es bedarf auch keiner hellseherischen Fähigkeiten, um festzustellen, dass die Stadt im Autoverkehr ersticken wird, wenn sich nichts ändert. Im Mobilitätsplan steht dazu: „Der motorisierte Autoverkehr soll auf dem Niveau von 2020 gehalten werden.“Im Jahr 2020 werden von 850.000 Wegen noch 60 Prozent mit dem Auto zurückgelegt.
Der Luxemburger fährt gerne Auto. Das Dokument enthält einen interessanten Ansatz, um dieser Tatsache entgegenzuwirken: Push-Maßnahmen. Hinter diesem Fachbegriff verbirgt sich folgendes: Es müssen Anreize geschaffen werden, Autofahrten zu vermeiden. Das ist zum einen der Ausbau der Infrastruktur für Fußgänger, Radfahrer und den öffentlichen Verkehr. Letztlich muss es aber für den Autofahrer schwieriger werden, mit dem Auto in die Innenstadt zu fahren. Das ist aktuell nicht der Fall. „Derzeit lässt kaum jemand sein Auto stehen, weil er Angst hat, keinen Parkplatz zu finden“, heißt es im Mobilitätsplan. Über 50.000 öffentlich zugängliche Stellplätze gibt es im Stadtgebiet.
Vielleicht hilft nur eine drastische Maßnahme: eine Vignette für Autos, die ins Zentrum wollen. Eine solche Maut gibt es zum Beispiel in London. Der Radverkehr soll indes an Bedeutung gewinnen. Im Mobilitätsplan heißt es zum Auf- und Ausbau der Radverkehrsinfrastruktur: „Es gibt noch viel Potenzial“. Beim Ausbau tun sich die Verantwortlichen seit Jahren schwer. Eine der zahlreichen Ideen ist, das Angebot für Pendler aus dem Umland, die Strecken von bis zu 15 Kilometern zurücklegen, attraktiver zu machen. Und schließlich gibt es noch ein weiteres Thema, das bei all dem mitschwingt: die Kommunalwahlen 2039. Die amtierende Bürgermeisterin Lydie Polfer hat angekündigt, dass diese Legislaturperiode ihre letzte sein wird. Als Nachfolger kann Patrick Goldschmidt, der im vergangenen Jahr auf den zweiten Platz gewählt wurde, Ansprüche anmelden. Als Mobilitätsschöffe ist er an vorderster Front für die Umsetzung des Mobilitätsplans verantwortlich. Daran wird er in den nächsten fünf Jahren gemessen werden.
Vielleicht hilft nur eine drastische Maßnahme: eine Vignette für Autos, die ins Zentrum wollen.