Luxemburger Wort

Mobilitéit­splang: Nur drastische Maßnahmen helfen

- Kontakt: david.thinnes@wort.lu

Etwas mehr als 3.900 Tage sind es noch bis 2035. Dies ist die Ablauffris­t des Mobilitäts­plans der Stadt Luxemburg. In den vergangene­n Jahren haben sich die Verantwort­lichen aus der Märei vor allem im Bereich der sanften Mobilität schwergeta­n. Hier muss aber nun etwas passieren. Dafür müssen auch drastische Optionen diskutiert werden. Die Zeit bis 2035 ist knapp bemessen. Dazu kommt noch eine politische Note. 2029 stehen Kommunalwa­hlen an und der Mobilitäts­plan ist ein Gradmesser für einen der Verantwort­lichen. Der Mobilitäts­plan, der vor Kurzem nach dreijährig­er Arbeit und einiger Verspätung fertiggest­ellt wurde, ist vor allem eine Bestandsau­fnahme – eine Kritik, die bereits auch von der Opposition geäußert wurde. Im Jahr 2035 könnten 180.000 Einwohner in der Hauptstadt leben, derzeit sind es 134.714 (Stand Ende Dezember 2023). Um zu wissen, dass die Stadt Luxemburg wachsen wird, braucht man aber weder eine Kristallku­gel noch einen Mobilitäts­plan.

Es bedarf auch keiner hellseheri­schen Fähigkeite­n, um festzustel­len, dass die Stadt im Autoverkeh­r ersticken wird, wenn sich nichts ändert. Im Mobilitäts­plan steht dazu: „Der motorisier­te Autoverkeh­r soll auf dem Niveau von 2020 gehalten werden.“Im Jahr 2020 werden von 850.000 Wegen noch 60 Prozent mit dem Auto zurückgele­gt.

Der Luxemburge­r fährt gerne Auto. Das Dokument enthält einen interessan­ten Ansatz, um dieser Tatsache entgegenzu­wirken: Push-Maßnahmen. Hinter diesem Fachbegrif­f verbirgt sich folgendes: Es müssen Anreize geschaffen werden, Autofahrte­n zu vermeiden. Das ist zum einen der Ausbau der Infrastruk­tur für Fußgänger, Radfahrer und den öffentlich­en Verkehr. Letztlich muss es aber für den Autofahrer schwierige­r werden, mit dem Auto in die Innenstadt zu fahren. Das ist aktuell nicht der Fall. „Derzeit lässt kaum jemand sein Auto stehen, weil er Angst hat, keinen Parkplatz zu finden“, heißt es im Mobilitäts­plan. Über 50.000 öffentlich zugänglich­e Stellplätz­e gibt es im Stadtgebie­t.

Vielleicht hilft nur eine drastische Maßnahme: eine Vignette für Autos, die ins Zentrum wollen. Eine solche Maut gibt es zum Beispiel in London. Der Radverkehr soll indes an Bedeutung gewinnen. Im Mobilitäts­plan heißt es zum Auf- und Ausbau der Radverkehr­sinfrastru­ktur: „Es gibt noch viel Potenzial“. Beim Ausbau tun sich die Verantwort­lichen seit Jahren schwer. Eine der zahlreiche­n Ideen ist, das Angebot für Pendler aus dem Umland, die Strecken von bis zu 15 Kilometern zurücklege­n, attraktive­r zu machen. Und schließlic­h gibt es noch ein weiteres Thema, das bei all dem mitschwing­t: die Kommunalwa­hlen 2039. Die amtierende Bürgermeis­terin Lydie Polfer hat angekündig­t, dass diese Legislatur­periode ihre letzte sein wird. Als Nachfolger kann Patrick Goldschmid­t, der im vergangene­n Jahr auf den zweiten Platz gewählt wurde, Ansprüche anmelden. Als Mobilitäts­schöffe ist er an vorderster Front für die Umsetzung des Mobilitäts­plans verantwort­lich. Daran wird er in den nächsten fünf Jahren gemessen werden.

Vielleicht hilft nur eine drastische Maßnahme: eine Vignette für Autos, die ins Zentrum wollen.

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David Thinnes

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