„Der politische Urlaub ist ein Witz“
Die Garnicher Bürgermeisterin Sonia Fischer-Fantini erläutert ihre politischen Prioritäten und erklärt, warum die Gemeinde eine Zentralschule benötigt
Auf die Frage nach der politischen „Mehrheit“reagiert Sonia Fischer-Fantini etwas unwirsch. Sie mag diesen Begriff nicht besonders. Es sei denn, es geht darum, dass in Garnich der Gemeinderat mehrheitlich aus Frauen besteht. In der Majorzgemeinde waren bei den Kommunalwahlen zwei Listen angetreten. Die Liste der neuen Bürgermeisterin gewann einen Sitz mehr als die andere.
Dies und die Tatsache, dass mit Sonia Fischer-Fantini die Drittplatzierte Bürgermeisterin werden sollte, hatte zunächst für Irritationen gesorgt. Am Ende einigte man sich. Der Meistgewählte Lou Dondlinger, der auf der zweitgewählten Liste angetreten war, wurde Erster Schöffe. Seither vermeidet man den Ausdruck „Mehrheit“im Rathaus. Man betont das „Zusammen“. Die Listen sind Vergangenheit.
Auf die Frage nach den Prioritäten des neuen Schöffenrates verweist die Bürgermeisterin auf das Wachstum. Die Möglichkeiten, die der Flächennutzungsplan bietet, stellen die ländliche Gemeinde vor Herausforderungen.
In zehn Jahren, so schätzt Fischer-Fantini, könnte die Bevölkerung von 2.300 auf rund 2.450 Einwohner angewachsen sein. Der Umbau und die Neuorganisation der Schule, die derzeit von 235 Schülerinnen und Schüler besucht wird, hat daher Priorität. Ein externes Planungsbüro wurde mit der Erstellung eines Masterplans beauftragt.
Derzeit sind die meisten Klassen sowie die Maison relais in Garnich untergebracht. Ein Teil der Précoce sowie der Cycle 1 befinden sich in Dalheim. Ziel sei eine einzige zentrale Schule in Garnich. Außerdem sollen einige der dort vorhandenen Schulräume renoviert und an die Bedürfnisse aller Lernenden angepasst werden. Details oder gar ein Zeitplan stehen noch aus.
Alte Projekte abschließen und Prioritäten setzen
Viele Projekte wurden im Rahmen von Leader-Bürgerbeteiligungsprojekten umgesetzt. Sonia Fischer-Fantini erinnert an die Umgestaltung der Ortsmitte in Kahler, das Kinoler, die Renovierung der Schule in Hivingen, den neuen Saal in Dalheim und nicht zuletzt an das Vereinshaus in Garnich. Bürgerbeteiligung soll auch in Zukunft eine Rolle spielen.
Doch wenn Sonia Fischer-Fantini über das Vereinshaus spricht, ist ihr die Erleichterung anzumerken, dass dieses Projekt kurz vor dem Abschluss steht. Am 10. Mai dieses Jahres soll es eingeweiht werden. „Das ist eine sehr große Baustelle, die ich geerbt habe“, wiederholt sie mehrmals. Andere Dinge seien liegen geblieben.
Sie betont die Bedeutung des sozialen Lebens und hebt hervor, dass nicht nur die rund 20 örtlichen Vereine und die Musikschule von dem Neubau profitieren werden. Auch eine Brasserie mit Kegelbahn ist geplant. „Ursprünglich sollte
: Wir sind dabei, die Fußgängerüberwege sicherer zu gestalten. Sonia Fischer-Fantini, Bürgermeisterin von Garnich
nur der Eingangsbereich neu gestaltet werden“, erinnert sie sich. Nach und nach kamen weitere Wünsche hinzu. Am Ende wird das Projekt die Gemeindekasse mit rund 11 Millionen Euro belasten.
Dennoch sind weitere Investitionen notwendig – zum Beispiel im Straßenbau. „Wir sind dabei, die Fußgängerüberwege sicherer zu gestalten“, sagt sie. Bei den Kanalarbeiten wird demnächst die Rue des sacrifiés saniert. Auch hier wird versucht, den Verkehr zu beruhigen.
Aber auch an anderer Stelle sieht Fischer-Fantini Nachholbedarf. Zwar gehe man in Garnich, wie eingangs erwähnt, die Probleme nun gemeinsam an, aber der politische Urlaub reiche nicht aus. Dies gelte besonders in einer Gemeinde mit nur zehn Mitarbeitern.
Die dreifache Mutter und selbstständige medizinische Fußpflegerin übt ihr Amt wie alle Schöffen und Gemeinderäte ehrenamtlich aus. Das erfordere viel Engagement und Idealismus. „Der politische Urlaub ist ein Witz. Mit der Gewerkschaftsarbeit komme ich auf 14 Stunden pro Woche. Wenn ich Ihnen sage, wie viele Stunden ich im Rathaus und zu Hause am Telefon und am Computer verbringe, ist das nicht zu zählen.“