100 Tage vor Olympia: Wer vertritt Luxemburg in Paris?
Einige Sportler haben sich bereits qualifiziert, andere müssen noch abliefern, um sich ein Ticket zu sichern
In 100 Tagen beginnen die Olympischen Sommerspiele in Paris. Einige Luxemburger haben sich schon für das Großevent qualifiziert, das vom 26. Juli bis 11. August stattfindet. Andere hegen noch berechtigte Hoffnungen. Raymond Conzemius reist als Missionschef in die französische Hauptstadt. Der Technische Direktor des COSL weiß genau, welche Athleten sich bereits auf ihre Teilnahme vorbereiten können und wer noch träumen darf.
Zwei Leichtathleten haben ihr OlympiaTicket schon sicher. Kugelstoßer Bob Bertemes und Sprinterin Patrizia van der Weken sind qualifiziert. Auch Charel Grethen, der bei den vergangenen Spielen über 1.500 m spektakulär das Finale erreichte und Zwölfter wurde, dürfte wieder dabei sein.
Die Olympianorm (3‘33‘‘50) hat er bisher nicht unterboten. „Charel ist gut in Form und muss nur das richtige Rennen erwischen. Ich halte es für wahrscheinlich, dass ihm das gelingt. Dann hätte er etwas Zeit, um sich vorzubereiten“, sagt Conzemius. Aktuell wäre Grethen über die Rangliste qualifiziert.
Auch Vera Hoffmann (1.500 m) und Charline Mathias (800 m) dürfen sich laut Conzemius Hoffnungen machen. Hoffmanns Weltranglistenplatz würde derzeit zur Teilnahme berechtigen. „Charline fehlen noch ein paar gute Resultate“, meint Conzemius. „Wenn beide gesund bleiben, stehen die Chancen gut.“
Letzte Chance für Flavio Giannotte
Im Fechten sieht es etwas anders aus. Flavio Giannotte hat nur noch eine Gelegenheit, dafür aber eine ganz besondere. Vom 26. bis 28. April findet in Differdingen ein Olympia-Qualifikationsturnier statt, das der 28-Jährige gewinnen muss. „Wenn man weiß, wie Flavio tickt, kann man sich das vorstellen“, glaubt Conzemius an den großen Coup.
Zwei junge Schwimmer träumen ebenfalls von Paris. „Rémi Fabiani und Ralph Daleiden haben einen großen Sprung gemacht“, weiß der luxemburgische Missionschef. Das Ziel für beide sei die BNorm, die diesmal reichen könnte. Da Fabiani und Daleiden in den USA studieren und dort in den kleineren Becken unterwegs sind, müssen sie sich umstellen. Dennoch hält es Conzemius für „realistisch“, dass sich einer oder beide für Olympia qualifizieren.
Im Reiten hat Luxemburg zwei Startplätze sicher. Ob sein neues Pferd wirklich bereit für Olympia ist, muss nicht nur Springreiter Victor Bettendorf selbst, sondern auch der internationale Reitverband erst prüfen. Der Parcours ist besonders an
spruchsvoll. „Er möchte kein Risiko eingehen“, sagt Conzemius. Im Dressurreiten dürfte Nicolas Wagner Ehlinger nach Tokio zum zweiten Mal bei Sommerspielen an den Start gehen. Sollte seine Form nicht passen, wäre Fie Christine Skarsoe eine Option.
Etwas mehr Gewissheit herrscht im Triathlon. Europameisterin Jeanne Lehair hat ihr Ticket bereits gelöst. „Wir hoffen auf einen Top-Ten-Platz“, sagt Conzemius. „Von einer Medaille zu sprechen, wäre etwas weit hergeholt.“Gregor Payet braucht noch ein paar gute Resultate, um Weltranglistenpunkte zu sammeln. Der 28-Jährige tritt deshalb noch bei mehreren Weltcups an.
Im Radsport wird der nationale Radsportverband FSCL dem COSL empfehlen, an wen die beiden Startplätze für Luxemburg vergeben werden sollen. Ein Mann und eine Frau dürfen nach Paris.
Wie viele Luxemburger Tischtennisspieler an den Olympischen Spielen teilnehmen werden, steht noch nicht fest. Ni Xia Lian wird sich voraussichtlich im Einzel über die Rangliste qualifizieren. Darauf hofft auch Sarah De Nutte. Mit ihrem Finaleinzug beim WTT Feeder in Beirut hat die 31-Jährige wertvolle Punkte gesammelt. „Da sie derzeit stark spielt, ist Sarah auf einem guten Weg“, weiß Conzemius.
Auch Luka Mladenovic kann sich nach zuletzt starken Ergebnissen im Einzel Hoffnungen auf das Event machen. „Durch die vielen Siege hat er einen großen Sprung gemacht“, sagt Conzemius. Im gemischten Doppel verpassten Ni und Mladenovic in der vergangenen Woche bei zwei Turnieren die vorzeitige Qualifikation. Obwohl
Wir hoffen auf einen Top-Ten-Platz. Raymond Conzemius über Jeanne Lehair
nur 16 Teams an den Start gehen, hat das luxemburgische Duo noch die Chance, sich die Teilnahme über das Ranking zu sichern. „Bis auf die Top Ten können sie jeden schlagen, aber auch gegen einige verlieren, die in der Rangliste hinter ihnen stehen“, meint Conzemius.
In anderen Sportarten ist nicht mehr damit zu rechnen, dass Luxemburger das Olympia-Ticket lösen können. Vor drei Jahren waren zwölf Athletinnen und Athleten aus dem Großherzogtum bei den coronabedingt auf 2021 verschobenen Sommerspielen in Tokio an den Start gegangen. Das Team Lëtzebuerg für Paris wird am 28. Juni vorgestellt. Dann ist es nur noch knapp einen Monat bis zur Eröffnungsfeier.