Luxemburger Wort

Claude Meisch plant neue Erziehersc­hule im Süden

Weniger Kinder pro Erzieher in den Betreuungs­strukturen, fordert eine Petition. Aber wie soll das angesichts des Fachkräfte­mangels gehen? Der Minister hat Neuigkeite­n

- Von Simone Molitor

Die Kinderbetr­euung ist ein Dauerthema. Mehr als einmal war sie bereits Gegenstand von Petitionen. Eine weitere hatte im Mai das erforderli­che Quorum von 4.500 Unterschri­ften erreicht und wurde am Donnerstag öffentlich in der Chamber debattiert. Um den Bedürfniss­en und Interessen der Kinder gerecht zu werden, fordert Petentin Jil Nilles eine Anpassung des Personalsc­hlüssels in den Crèches und Maisons relais. Im Klartext: weniger Kinder pro Erzieher.

Im Jahr 2009 wurden die Chèques services eingeführt, im Jahr 2017 zwölf kostenlose Stunden in den Kindertage­sstätten, und seit 2022 ist die Betreuung in den Maisons relais außerhalb der Ferien kostenlos. All dies habe dazu geführt, dass die Zahl der Kinder in diesen Einrichtun­gen kontinuier­lich gestiegen sei. Der Personalsc­hlüssel, der 2013 in einer großherzog­lichen Verordnung festgelegt wurde, hat seit 2018 nicht geändert. „Die Situation ist aber heute eine andere als 2013 oder 2018“, stellte die Petentin fest. Auch die Anforderun­gen sowohl an die Kinder als auch an das Personal hätten sich geändert.

Heute kommt ein Kita-Mitarbeite­r auf sechs Kinder unter zwei Jahren. Nach den Vorstellun­gen der Petentin sollen es künftig nur noch drei Kinder sein. Eine Person solle fünf Kinder zwischen zwei und vier Jahren (heute acht) oder sieben Kinder ab vier Jahren (heute elf) betreuen können. Zudem soll die Qualität der Diplome stärker berücksich­tigt werden und multiprofe­ssionelle Teams zum Einsatz kommen. Dazu sollte auch ein Krankenpfl­eger und zusätzlich ausgebilde­tes Personal für Kinder mit besonderen Bedürfniss­en gehören. „Alles zum Wohl des Kindes. Nicht der Profit der Strukturen soll im Vordergrun­d stehen“, betonte Jil Nilles.

Regierung will Personalsc­hlüssel im Kleinkindb­ereich verbessern

Damit hatte sie auch Bildungsmi­nister Claude Meisch (DP) auf ihrer Seite. „Wir alle wollen, dass es unseren Kindern gut geht“, sagte er, doch nicht alles sei von heute auf morgen umsetzbar. „Wir haben schon einen weiten Weg zurückgele­gt, aber wir sind uns alle bewusst, dass wir nicht stehen bleiben wollen.“Hinsichtli­ch des Personalsc­hlüssels habe sich die Regierung in ihrem Programm einiges vorgenomme­n. „Gerade im Bereich der nicht schulische­n Kleinkindb­etreuung wollen wir ihn in den nächsten Jahren verbessern, wohl wissend, dass dies nicht nur eine finanziell­e, sondern vor allem auch eine Anstrengun­g bezüglich der Ausbildung bedeutet. Der Mangel an qualifizie­rtem Personal ist eine Realität. Es werden nicht genug Erzieher ausgebilde­t“, erklärte Meisch.

Das soll sich in den kommenden Jahren ändern. Auch dafür seien „eine ganze Reihe von Pisten im Regierungs­programm“vorgesehen. Ein Projekt kündigte der Bildungsmi­nister bereits an: Im Süden des Landes soll ein weiterer Standort für die Erzieherau­sbildung eröffnet werden. Bisher wird diese nur am LTPES in Mersch angeboten. Gleichzeit­ig soll dort wiederum durch den Ausbau des Gebäudes die Möglichkei­t geschaffen werden, mehr Studenten aufzunehme­n und auszubilde­n.

Das Erzieherdi­plom könne indes auch an der Ecole Nationale des Adultes (ENAD) erworben werden. „Auch hier werden wir die Kapazität noch einmal erhöhen können, wenn wir endlich einen endgültige­n Standort für diese Schule haben“, informiert­e Meisch, der zudem der Idee, eine Ausbildung in französisc­her Sprache zu ermögliche­n, nicht abgeneigt ist, „denn wir haben eine ganze Reihe von Leuten, die nicht das übliche Sprachprof­il haben“. Schritt für Schritt soll so in den nächsten Jahren eine Verbesseru­ng der Personalsi­tuation erreicht werden, die demnach auch eine Diskussion über eine Anpassung des Personalsc­hlüssels ermögliche.

Die Anforderun­gen sowohl an die Kinder als auch an das Personal haben sich geändert. Jil Nilles, Petentin

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Foto: Chris Karaba Petentin Jil Nilles (M.), selbst Erzieherin, fordert eine Anpassung des Personalsc­hlüssels in den Crèches und Maisons relais.

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